Die Debatte um die Wehrpflicht
Thomas Röwekamp, der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, blickt erwartungsvoll auf eine mögliche Wiederbelebung der Wehrpflicht. Er hält das „Wehrdienst-Modernisierungsgesetz“ für ein wichtiges Instrument, aber er ist skeptisch, ob freiwillige Dienstzeiten allein ausreichen werden, um die Truppen aufzustocken. Die Parlamentarier werden im Jahr 2027 bewerten, ob die gesetzten Ziele erreichbar sind. Röwekamp betont, dass jährlich ein erheblicher Personalersatz benötigt wird, da 20.000 bis 30.000 Soldaten aus dem Dienst ausscheiden. Er sieht die Weiterverpflichtung aus dem Wehrdienst als den einzigen realistischen Weg, die Anzahl der Zeit- und Berufssoldaten zu erhöhen.
Auswahl und Kriegsgeschehen
Für die Auswahl zukünftiger Rekruten plädiert Röwekamp für ein Zufallsverfahren, das er als transparent und gerecht empfindet. Körperliche Eignungstests seien veraltet, da ein Übergewicht keinen Ausschluss für qualifizierte Aufgaben wie zum Beispiel bei Drohnenpiloten bedeuten müsse. Ebenso sei es schwierig, die Eignung für spezifische Bedarfe wie IT-Experten bereits bei 18-Jährigen zu prognostizieren. Angesichts des Konflikts in der Ukraine unterstreicht Röwekamp die Bedeutung einer starken ukrainischen Armee für die europäische Sicherheit. Ein Friedensplan sieht vor, dass die Ukraine auch nach Kriegsende über 800.000 Soldaten verfügt. Die Bundeswehr werde sich an Friedenssicherungsmaßnahmen beteiligen, beispielsweise durch Air Policing, Ausbildung oder logistische Unterstützung. Eine dauerhafte Präsenz von Tausenden Soldaten, wie in Litauen, hält er jedoch für unwahrscheinlich. Russland zeige keinerlei Bereitschaft zum Frieden, so Röwekamp, und Putin strebe die militärische Niederlage der Ukraine sowie eine Eskalation in Europa an. Röwekamp warf der AfD vor, einen „verbrecherischen Aggressor“ zu unterstützen und die „einzige reale Bedrohung in Europa: Russland“ zu ignorieren. Er kritisierte die Partei dafür, sich als Verteidiger der Bundeswehr zu inszenieren, ohne klare Konzepte für Deutschlands Verteidigungsfähigkeit zu präsentieren.




