Die Frauenrechtsorganisation Solwodi hat den Vorstoß von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) für ein Sexkaufverbot explizit begrüßt. Klöckner hatte sich für das sogenannte nordische Modell ausgesprochen, das Freier bestraft. „Das ist ein wichtiger Schritt, um Frauen besser zu schützen“, äußerte Solwodi-Vorsitzende Maria Decker gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ am Donnerstag.
Dennoch äußert sich Decker skeptisch hinsichtlich der realistischen Umsetzung durch die aktuelle Regierungskoalition. Sie vermutet, dass die Koalition ein weiteres kontroverses Thema vermeiden möchte, da es selbst innerhalb der CDU und erst recht zwischen CDU und SPD an einer mehrheitlichen Zustimmung fehlt.
Zusätzlich zu ihrer Unterstützung für Klöckners Initiative fordert Decker einen grundsätzlichen Wandel in der deutschen Prostitutionspolitik. Sie kritisiert, dass der liberale Ansatz der letzten 20 Jahre, die Prostitution aus der „Schmuddelecke“ zu holen, sich als Irrweg erwiesen habe. Ihrer Einschätzung nach sei Deutschland zu einem Hotspot für Sextourismus geworden, und viele Frauen lebten unter prekären Bedingungen.
Decker betont die Notwendigkeit von Alternativen für betroffene Frauen. Daher müssten flächendeckende Ausstiegsprogramme, die fester Bestandteil des nordischen Modells sind, etabliert werden. Solche Programme seien zwar kostenintensiv, aber „eine Investition, die sich lohnt“, so Decker.
Das nordische Modell ist nicht unumstritten. Kritiker, darunter einige Frauenrechtsorganisationen, befürchten, dass die Bestrafung von Freiern die Prostitution lediglich in den Untergrund drängen und den Schutz von Sexarbeiterinnen dadurch reduzieren könnte. Die Ergebnisse von Studien zur Wirksamkeit des Modells in anderen Ländern sind bisher uneindeutig.
