Barrierefreiheit auf Knopfdruck – das klingt nach Zukunftsmusik, ist für das Kölner Start-up alangu aber schon heute Realität. In der aktuellen Folge von „Die Höhle der Löwen“ (20. Oktober 2025, VOX) sorgten Christina Schäfer und Alexander Stricker mit ihrem innovativen Gebärdensprach-Avatar-Baukasten (GSAB) für einen der emotionalsten Auftritte der Staffel.
Ihr Ziel: Eine digitale Welt, in der auch gehörlose Menschen unkompliziert auf alle wichtigen Informationen zugreifen können – von Behördengängen bis Freizeitangeboten.
Begleitet von zwei Dolmetscherinnen demonstrierten die Gründer eindrucksvoll, wie ihre Technologie funktioniert: KI-Avatare übersetzen Texte automatisch in Deutsche Gebärdensprache (DGS) und machen Webseiten so für Millionen Gehörlose verständlich. Eine Lösung, die bereits bei über 175 Kunden im Einsatz ist – viele davon im öffentlichen Sektor.
So funktioniert der Gebärdensprach-Avatar
Der GSAB von alangu basiert auf Motion-Capture-Technologie und künstlicher Intelligenz. Bewegungsdaten realer Menschen werden digital erfasst und in flüssige Gebärden umgesetzt, die von einem virtuellen Avatar dargestellt werden. Das System kann derzeit über 140 Themenbereiche abbilden – darunter Verwaltung, Bildung, Freizeit und Gesundheit.
Die Gründer sehen ihr System als Beitrag zur Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) und der Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0), die Behörden verpflichtet, digitale Inhalte für alle zugänglich zu machen.
In Deutschland leben rund 83.000 Gehörlose, weltweit etwa 70 Millionen Menschen, die Gebärdensprache als Muttersprache nutzen. Für sie ist Schriftsprache oft wie eine Fremdsprache – weshalb Avatare eine echte Brücke zur digitalen Teilhabe bilden können.
Christina Schäfer und Alexander Stricker präsentieren mit alangu eine KI-basierte Gebärdensprach-Übersetzung per Avatar. Sie erhoffen sich ein Investment von 900.000 Euro für 10 Prozent der Firmenanteile. Foto: RTL / Bernd-Michael Maurer
900.000 Euro für 10 Prozent – zu hoch gepokert?
Mit viel Herzblut präsentierten Stricker und Schäfer ihr Konzept und forderten 900.000 Euro für 10 Prozent der Firmenanteile. Der Firmenwert: satte 8,1 Millionen Euro. Das Geld soll in die Weiterentwicklung der Plattform fließen – Ziel ist, die Avatare noch realistischer und flexibler zu gestalten.
Doch nicht alle Löwen waren überzeugt. Carsten Maschmeyer stellte kritisch die Frage, ob es sich tatsächlich um „echte“ KI handle. Janna Ensthaler wiederum warnte, dass die Technologie schon bald durch günstigere Systeme ersetzt werden könnte. Und auch die hohe Bewertung sorgte für Stirnrunzeln.
Am Ende reichte es nicht für einen Deal – obwohl der Pitch viele im Studio sichtbar berührte.
Kein Deal – aber große Pläne
Trotz der Absage will alangu weitermachen. Auf der Crowdinvesting-Plattform Companisto läuft aktuell eine neue Finanzierungsrunde mit einem Ziel von 380.000 Euro – und laut Angaben des Startups ist bereits ein Großteil erreicht.
Auch die Umsatzziele sind ambitioniert:
2026: rund 4,5 Millionen Euro Umsatz
2027: voraussichtlich 8 Millionen Euro
Die Gründer setzen dabei auf Kooperationen mit Kommunen, Bildungseinrichtungen und Unternehmen, die ihre Webseiten barrierefreier gestalten wollen.
Gebärdensprache: Mehr als nur Übersetzung
Gebärdensprache ist keine simple Übersetzung von Wörtern in Handzeichen – sie ist eine eigene Sprache mit eigener Grammatik und Kultur. Für Gehörlose bedeutet sie Identität, Zugehörigkeit und Selbstbestimmung. Daher ist es so wichtig, dass Barrierefreiheit im digitalen Raum nicht bei Untertiteln endet. Projekte wie alangu zeigen, dass Technologie mehr sein kann als Bequemlichkeit – sie kann Teilhabe schaffen.
Key Facts zu alangu bei DHDL
Kategorie
Info
Gründer
Christina Schäfer & Alexander Stricker
Standort
Köln
Produkt
Gebärdensprach-Avatar-Baukasten (GSAB)
Kapitalgesuch
900.000 € für 10 %
Firmenwert
8.100.000 €
Deal
Kein Deal
Besonderheit
KI-Avatare übersetzen Texte automatisch in Deutsche Gebärdensprache
Kunden
Über 175, v. a. öffentliche Einrichtungen
Crowdinvestment
Neues Ziel: 380.000 € über Companisto
Fazit
Mit alangu haben zwei Gründer in „Die Höhle der Löwen“ gezeigt, dass Digitalisierung und Inklusion Hand in Hand gehen können. Auch ohne Deal haben sie bewiesen, dass ihr Ansatz Zukunft hat – denn Barrierefreiheit ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit in einer modernen Gesellschaft.