Natürliche Lebensräume nachgestaltet im Herzen Stuttgarts
Das Amazonienhaus, 2000 eröffnet und benannt nach dem langjährigen Direktor der Wilhelma, Albert Schöchle, wurde mit einem Budget von 18 Millionen Mark erbaut. Die Gestaltung zielt darauf ab, einen möglichst authentischen Einblick in die Lebensweise und das Ökosystem des Amazonasgebietes zu geben. Die Anlage, unterstützt von dem Verein der Freunde und Förderer der Wilhelma, repräsentiert ein Stück tropischen Regenwald mitten in Deutschland.
Zwergseidenäffchen: Klein aber oho
Zwergseidenäffchen, die zu den kleinsten Primatenarten zählen, messen nur etwa 15 Zentimeter in der Körperlänge und haben einen zusätzlichen 20 Zentimeter langen Schwanz. Ihre geringe Größe und ihre flinke Bewegungsart machen sie zu einem faszinierenden Anblick, wenn sie durch die Äste ihres Lebensraums klettern. Ursprünglich stammen sie aus dem westlichen Amazonasbecken, einer Region, in der ihre Art zunehmend seltener wird. Durch Projekte wie das Erhaltungszuchtprogramm (EEP) des europäischen Zooverbandes EAZA wird versucht, eine Reservepopulation dieser Tiere aufzubauen und somit ihren Fortbestand zu sichern.
Interaktives Erlebnis und Bildung
Das Amazonienhaus der Wilhelma bietet den Besuchern nicht nur die Möglichkeit, die Zwergseidenäffchen in einem naturnahen Habitat zu sehen, sondern auch, durch ein innovatives Röhrensystem, das die Tierpfleger entwickelt haben, die Bewegungsfreiheit der Affen zu erleben. Dieses System erlaubt es den Tieren, sich zwischen den für die Besucher zugänglichen Bereichen und ihren privaten Rückzugsorten frei zu bewegen. Volker Grün, zoologischer Leiter der Wilhelma, ist begeistert: „Die Zwergseidenäffchen in einem so naturnah gestalteten Lebensraum beobachten zu können, ist eine besondere Erfahrung. Zwar gehört manchmal etwas Geduld dazu, bis man die winzigen Affen entdeckt. Aber gerade das macht das Erlebnis so spannend.“
Das Konzept des freien Umgangs mit den Tieren im Amazonienhaus ist ein spannendes Beispiel dafür, wie moderne Zoos versuchen, Bildung und Tierwohl zu verbinden, indem sie den Besuchern einzigartige und interaktive Erlebnisse bieten, die sowohl informativ als auch unterhaltsam sind. Dies trägt nicht nur zum besseren Verständnis der Besucher bei, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz.