Rentenreform: Politik unter Druck

Wirtschaftsweise Werding rät in Bochum zu tiefgreifenden Rentenreformen

Im Rahmen der aktuellen Rentendebatte spricht sich der Bochumer Wirtschaftsweise Martin Werding klar für weitreichendere Reformen aus. Er sieht sowohl die geplante Haltelinie als auch die Ausweitung der Mütterrente kritisch, insbesondere angesichts der demografischen Entwicklung und der Finanzlage des Bundes. Seine Forderung: Ein direkter Einstieg in nachhaltige Reformen statt kurzfristiger Lösungen.
Wirtschaftsweise Werding rät in Bochum zu tiefgreifenden Rentenreformen
Wirtschaftsweise Werding rät in Bochum zu tiefgreifenden Rentenreformen
Martin Werding am 12.11.2025, via dts Nachrichtenagentur

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Der Wirtschaftsweise Martin Werding, Professor für Sozialpolitik an der Ruhr- Bochum, hat die Koalition dazu aufgerufen, von den aktuellen Rentenplänen abzuweichen und stattdessen tiefgreifende Reformen anzugehen. Nach Auffassung Werdings sind die befristete Haltelinie für das Rentenniveau sowie die geplante Ausweitung der Mütterrente vor dem der demografischen Entwicklung in nicht zielführend. Diese Maßnahmen betrachtet er als „rentenpolitische Schritte in die falsche Richtung“, wie er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe mitteilte.

Werding betonte, dass die geplante Steuerfinanzierung und die bestehenden Lücken in der Finanzplanung des Bundes diese Vorschläge „finanzpolitisch eigentlich nicht machbar“ machten. Er schlägt vor, beide Vorschläge vom Tisch zu nehmen und stattdessen eine Diskussion über längerfristig orientierte Reformen der Sozialversicherungen zu beginnen, die bereits angekündigt wurden. Obwohl er die politische Umsetzbarkeit im gegenwärtigen Diskussionsklima als „äußerst schwierig“ einschätzt, hält er einen solchen Schritt für „mutig und klug“.

Die Debatte um das Rentenpaket ist aktuell von einem unionsinternen Streit geprägt. 18 Abgeordnete der sogenannten Jungen Gruppe der Unionsfraktion im Bundestag drohen damit, die Verabschiedung des Gesetzes zu blockieren. Ihr Widerstand gegen die geplante Stabilisierung des Rentenniveaus bei 48 Prozent über das Jahr 2031 hinaus begründet sich in der Befürchtung, dass dies zulasten der jungen Generation ginge. Ohne ihre Stimmen hätte die Koalition keine parlamentarische Mehrheit.

Parallel dazu äußert auch der Ökonom Hans-Werner Sinn deutliche Bedenken hinsichtlich der Belastungen für die junge Generation. Gegenüber dem Nachrichtenportal T-Online sprach Sinn von einer „fatalen“ Situation für junge Menschen in Deutschland. Er weist darauf hin, dass die Babyboomer-Generation zu wenige Kinder bekommen habe, um das Rentensystem ausreichend zu stützen, nun aber hohe Schulden verursache, um die eigenen Konsequenzen zu vermeiden. Diese Schulden würden wiederum die junge Generation treffen.

Sinn prognostiziert, dass die demografischen Folgen bald deutlich sichtbar werden, insbesondere in Form von Altersarmut und Pflegebedürftigkeit bei den Babyboomern. Er erwartet, dass dies zu einem gesellschaftlichen Umdenken führen wird und mahnt: „Der liebe Gott wird unser demografisches Problem nicht lösen. Das müssen wir schon selbst tun.“

(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)

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