Der Internationale Währungsfonds (IWF) äußert sich besorgt über die aktuelle Entwicklung der Finanzmärkte und zieht hierbei klare Parallelen zur Dotcom-Blase der späten 1990er-Jahre. Pierre-Olivier Gourinchas, Chefvolkswirt des IWF, äußerte gegenüber dem „Handelsblatt“ (Freitagausgabe) seine Beobachtung, dass eine enorme Begeisterung für neue Technologien, insbesondere im Bereich der Künstlichen Intelligenz, zu einer Überhitzung führen könnte. Eine mögliche Korrektur hätte demnach weitreichende Folgen für Investitionen und Konsumverhalten.
Neben den Risiken einer technologischen Überhitzung identifiziert Gourinchas schwelende Handelskonflikte als größte Gefahr für die Weltwirtschaft. Er betont, dass in einem Handelskrieg keine Nation als Gewinner hervorgeht, sondern es lediglich relative Verluste gibt. Diese Einschätzung gelte auch für die USA, deren Wachstumsprognosen hinter den Erwartungen des IWF vom Vorjahr zurückbleiben. Die Kerninflation, exklusive Energie und Lebensmittel, werde in den USA voraussichtlich weiterhin über drei Prozent liegen.
Für die deutsche Bundesregierung äußerte Gourinchas lobende Worte bezüglich ihres Schuldenpakets. Er sieht darin eine Chance für Deutschland, gestärkt aus der Krise hervorzugehen, sofern die erhöhte Verschuldung gezielt in Infrastrukturprojekte investiert wird. Gleichwohl mahnte der IWF-Chefvolkswirt weitere Reformen an. Insbesondere für eine alternde Gesellschaft wie Deutschland sei es entscheidend, Maßnahmen zur Erhöhung der Beschäftigungsquote zu ergreifen, beispielsweise durch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das Potenzialwachstum Deutschlands bezeichnete Gourinchas als „einfach zu gering“.
(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)