Fünf Maßnahmen, die jetzt helfen können

Baden-Württemberg: Japankäfer breitet sich aus – das müssen Gartenbesitzer und Reisende jetzt wissen

Er ist klein, aber extrem gefräßig: Der Japankäfer (Popillia japonica) sorgt in Baden-Württemberg für große Sorge. Allein in Freiburg wurden seit Anfang Juli elf Exemplare gefunden – so viele wie nie zuvor. Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) warnt, dass der Schädling „prinzipiell überall im Land auftauchen“ könne. Besonders gefährdet sind Weinberge, Obstplantagen, Wälder, öffentliche Grünflächen und private Gärten.
  • Seit Juli wurden in Freiburg elf Japankäfer gefunden.

  • Ursprung: Asien, eingeschleppt über Italien/Schweiz.

  • Gefährdet: Obstbau, Weinbau, Gärten, Grünflächen, Wälder.

  • Typisches Schadbild: Skelettierfraß an Blättern, Larven fressen Wurzeln.

  • In BW gelten jetzt Befalls- und Pufferzonen mit strengen Regeln.

  • Fünf wichtigste Maßnahmen: Käfer melden, Autos prüfen, Zonen beachten, Grünschnitt korrekt entsorgen, aufmerksam bleiben.

Baden-Württemberg: Japankäfer breitet sich aus – das müssen Gartenbesitzer und Reisende jetzt wissen
Baden-Württemberg: Japankäfer breitet sich aus – das müssen Gartenbesitzer und Reisende jetzt wissen
Foto: Von Joseph Berger, Bugwood.org – This image is Image Number 5558526 at Forestry Images, a source for forest health, natural resources and silviculture images operated by The Bugwood Network at the University of Georgia and the USDA Forest Service.Check archived versions at web.archive/archive.is or on insectimages.orghttps://www.forestryimages.org/browse/detail.cfm?imgnum=5558526, CC BY 3.0 us, Link

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Die Sorge: Der Käfer hat in schon ganze Regionen besiedelt. In Italien und der Schweiz breitet er sich seit Jahren massiv aus – mit Schäden in Millionenhöhe. Auch in könnte er heimisch werden, wenn er nicht schnell gestoppt wird.

Was den Japankäfer so gefährlich macht

Der Japankäfer stammt ursprünglich aus Japan und wurde 1916 in die USA eingeschleppt. Dort breitete er sich rasend schnell aus – teils bis zu 24 Kilometer pro Jahr. In Europa ist er seit 2014 in Norditalien und seit 2017 in der Schweiz nachgewiesen.

Das Problem: In seiner neuen Heimat fehlen natürliche Feinde. Während er in Japan durch Parasiten und Vögel in Schach gehalten wird, kann er sich hierzulande ungebremst vermehren. Experten des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums (LTZ) in Karlsruhe sprechen von einem „enormen Schadpotenzial“.

  • Erwachsene Käfer fressen Blätter, Blüten und Früchte von mehr als 400 Pflanzenarten – darunter Rosen, Ahorn, Obstbäume, Mais, Bohnen und Weinreben.
  • Typisch ist der sogenannte Skelettierfraß: Die Käfer fressen die grünen Blattflächen, nur die Adern bleiben stehen.
  • Die Larven entwickeln sich im Boden und fressen dort Graswurzeln. Ganze Rasenflächen, Sportplätze oder Golfplätze können dadurch absterben.

So erkennt man den Japankäfer

Die Käfer sind rund einen Zentimeter groß – kleiner als eine 1-Cent-Münze. Ihr Kopf und Halsschild schimmern metallisch grün, die Flügel sind braun. Auffällig sind die weißen Haarbüschel – je fünf an jeder Seite des Hinterleibs und zwei weitere am Ende.

Verwechslungen mit heimischen Arten sind möglich:

  • Der Gartenlaubkäfer sieht ähnlich aus, hat aber keine weißen Haarbüschel.
  • Der Rosenkäfer ist deutlich größer (ca. 2 cm) und komplett grün glänzend.
  • Auch der kleine Julikäfer erinnert an den Japankäfer, ist jedoch etwas größer.

Ein weiteres Erkennungsmerkmal: Bei Gefahr spreizt der Japankäfer die Beine ab und lässt sich zu Boden fallen.

Schutzzonen und Regeln

Um eine Ausbreitung zu verhindern, werden sogenannte Befallszonen (Radius 1 km) und Pufferzonen (5 km) ausgewiesen. Dort gelten strenge Auflagen:

  • Bewässerungsverbot: In Befallszonen darf kein Rasen gewässert werden, da Weibchen ihre Eier bevorzugt in feuchten Böden ablegen.
  • Grünschnitt: Darf nur nach dem Häckseln auf unter 5 cm Größe aus den Zonen gebracht werden.
  • Oberboden: Bis 30 cm Tiefe darf nicht abtransportiert werden, um Larven nicht zu verschleppen.
  • Reinigungspflicht: Fahrzeuge und Maschinen, die in den Zonen arbeiten, müssen vor dem Verlassen gründlich gereinigt werden.
  • Kontrolle von Ernteprodukten: Obst und Gemüse aus den Zonen müssen visuell überprüft und vor Transport abgedeckt werden.

Fünf Maßnahmen, die jetzt helfen können

  1. Verdächtige Käfer einfangen und melden
    Wer einen möglichen Japankäfer entdeckt, sollte ihn mit einem Glas einfangen, fotografieren und den Fund samt Standort an [email protected] melden. Auch telefonisch ist das Landwirtschaftliche Technologiezentrum (LTZ) in Karlsruhe erreichbar. Jede Meldung hilft, Befallsherde frühzeitig zu erkennen.
  2. aus Italien und der Schweiz kontrollieren
    Viele Käfer gelangen als „blinde Passagiere“ nach Baden-Württemberg – etwa in LKWs, Wohnmobilen oder Autos aus Norditalien. Vor der Rückfahrt sollten Reisende ihre Fahrzeuge gründlich prüfen.
  3. Vorsicht in Befalls- und Pufferzonen
    Nach Funden in Freiburg und Weil am Rhein wurden Schutzzonen eingerichtet: In Befallszonen (Radius 1 km) und Pufferzonen (5 km) gelten strenge Regeln. So ist dort das Bewässern von Rasenflächen verboten, da feuchte Böden ideale Brutplätze sind. Grüngut darf nur gehäckselt (unter 5 cm) aus den Zonen gebracht werden, Boden bis 30 cm Tiefe gar nicht.
  4. Grünschnitt richtig entsorgen
    Gartenbesitzer in den Zonen müssen darauf achten, Laub und Pflanzenreste ausschließlich über die vorgesehenen Sammelstellen abzugeben. So wird verhindert, dass Larven unbemerkt weitergetragen werden.
  5. Fallen und Kontrollen
    Landesweit sind derzeit rund 105 Fallen im Einsatz, die täglich überprüft werden. In Freiburg wurden nach den jüngsten Funden weitere Fallen aufgestellt. Betriebe, die mit Pflanzen handeln, sind verpflichtet, ihre Bestände regelmäßig auf Befall zu kontrollieren.

Blick in die Zukunft

In der Schweiz richten Japankäfer bereits Schäden in dreistelliger Millionenhöhe an. Sollte sich die Art in Baden-Württemberg festsetzen, wären vor allem Obst- und Weinbau betroffen – zwei wichtige Wirtschaftszweige des Landes.

Das LTZ hofft, dass sich kleine Populationen durch konsequente Maßnahmen noch tilgen lassen. Klar ist aber: Ohne die Mithilfe der Bevölkerung wird das nicht gelingen.

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