Funklöcher im Ländle

Highspeed fürs Handy? Fehlanzeige! 8.000 Haushalte in Baden-Württemberg ohne mobiles-Internet – warum der Südwesten weiter offline bleibt

Highspeed fürs Handy? In fast ganz Deutschland längst Standard – aber nicht überall. In Baden-Württemberg leben noch rund 8.000 Haushalte im digitalen Abseits. Besonders in Wäldern, Bergen und Grenzregionen reißt das Netz einfach ab. Eine neue Analyse zeigt, wo der Südwesten offline bleibt – und warum das Schließen der Lücken so schwer ist.
Highspeed fürs Handy? Fehlanzeige! 8.000 Haushalte in Baden-Württemberg ohne mobiles-Internet – warum der Südwesten weiter offline bleibt
Highspeed fürs Handy? Fehlanzeige! 8.000 Haushalte in Baden-Württemberg ohne mobiles-Internet – warum der Südwesten weiter offline bleibt
Symbolbild

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Der Süden hängt am Funkloch

Baden-Württemberg – eines der wirtschaftsstärksten Bundesländer, Standort von Hightech und Industrie. Doch beim Mobilfunk zeigt sich ein anderes Bild: Noch immer gibt es im Land weiße Flecken, also Gebiete ohne LTE- oder 5G-Empfang. Während 99,9 Prozent der deutschen Haushalte versorgt sind, klafft im Südwesten ein digitales Loch,  wie es aus einer Studie des Bundesdigitalministeriums hervorgeht.

Laut den jüngsten Zahlen zur Mobilfunkversorgung leben in 8.000 Haushalten des Landes Menschen, die keinen Zugang zu mobilem Breitband haben. Nur steht mit rund 7.200 betroffenen Haushalten ähnlich schlecht da. Gemeinsam vereinen die beiden Bundesländer mehr als die Hälfte aller Funklö Deutschlands, wo insgesamt mehr als 28.000 Haushalte betroffen sind.

Schwarzwald, Alb, Grenzregion – wo das Netz stoppt

Wer durch den Schwarzwald fährt oder auf der Schwäbischen Alb unterwegs ist, kennt das Problem: Ein kurzer Anruf? Kein Empfang. Navigation übers Handy? Fehlanzeige. In vielen Regionen des Landes bleibt das Smartphone schlicht stumm.

Die Gründe sind klar: Topografie, Wald und Naturschutz bremsen den Ausbau. Rund 83 Prozent der weißen Flecken liegen in bewaldeten Gebieten, zeigt die Auswertung des Bundes. Hohe Kosten für Masten, schwierige Stromanschlüsse und aufwendige Genehmigungsverfahren tun ihr Übriges.

Besonders kritisch: Grenzregionen zu Frankreich und der Schweiz. Über 10 Prozent der Versorgungslücken ziehen sich entlang der Landesgrenzen – dort, wo Funkfrequenzen abgestimmt werden müssen, um gegenseitige Störungen zu vermeiden. Das kostet Zeit und Geld.

Digitale Einöde trotz Fortschritt

Zwar ist die Gesamtversorgung in in den letzten Jahren deutlich besser geworden – von 96 Prozent im Jahr 2022 auf 97,5 Prozent Anfang 2025. Doch: Die weißen Flecken schrumpfen nur langsam. In Baden-Württemberg sind viele davon klein, teils nur wenige hundert Meter groß – aber sie summieren sich.

In mehr als 5.000 Gemeinden bundesweit gibt es noch Lücken, in rund 1.200 ist die unversorgte Fläche größer als ein Quadratkilometer. Baden-Württemberg liegt dabei im oberen Drittel. Und während in Stadtstaaten wie Hamburg oder Bremen praktisch keine Funklöcher mehr existieren, bleiben Teile des Schwarzwalds und der Schwäbischen Alb echte Problemzonen.

Warum Satellit und Waldverträge jetzt Hoffnung machen

Ein flächendeckender Ausbau über Funkmasten allein gilt als kaum bezahlbar. Besonders in unbewohnten Wald- und Höhenlagen würde der Aufwand den Nutzen übersteigen. Experten setzen deshalb zunehmend auf alternative Lösungen: Satelliteninternet, kombinierte Funktechnologien und Kooperationen mit den Landesforsten.

Denn knapp ein Drittel der Waldflächen in Baden-Württemberg sind Staatswald. Rahmenverträge zwischen Netzbetreibern und Forstverwaltungen könnten helfen, Masten schneller und einfacher zu genehmigen – etwa entlang bestehender Forstwege oder in ungenutzten Arealen.

Auch die neuen Versorgungsauflagen der Bundesnetzagentur setzen Druck: Ab 2030 müssen Netzbetreiber 99,5 Prozent der Fläche Deutschlands mit mindestens 50 Mbit/s abdecken. Erstmals zählt also nicht mehr nur, ob ein Haushalt Empfang hat – sondern ob die Fläche selbst versorgt ist.

Funklöcher schließen – aber wie?

Für Baden-Württemberg bedeutet das: Der Fokus muss auf den großen, zusammenhängenden Lücken liegen. Etwa 40 Prozent der weißen Flecken entfallen auf Gebiete größer als fünf Quadratkilometer. Wer diese erschließt, erzielt den größten Effekt.

Doch auch der politische Wille bleibt entscheidend. Mobilfunkförderprogramme des Bundes sehen bis Ende 2026 mehr als 260 neue Standorte vor, die gezielt Funklöcher stopfen sollen – viele davon im Süden. Trotzdem: Die bürokratischen Hürden sind hoch, Genehmigungen dauern, und nicht jede Kommune hat die Kapazität, den Ausbau aktiv zu begleiten.

Das Ländle braucht Geduld – und Druck

Bis jedes Tal im Schwarzwald Netz hat, wird es dauern. Zwar sinkt der Anteil der weißen Flecken Jahr für Jahr – aber die letzten Prozent sind die härtesten. Für die betroffenen Haushalte bedeutet das weiter eingeschränkten Empfang, Funklöcher bei Notrufen oder lahmes mobiles Internet.

Die Politik setzt deshalb auf eine Kombination aus Förderung, Technikmix und Kooperationen. Doch klar ist: Ohne mehr Tempo droht Baden-Württemberg, beim digitalen Ausbau zurückzufallen. Und das in einem Land, das sonst als Innovationsmotor gilt.

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