Die Sanierung von Autobahnbrücken in Deutschland stagniert offenbar. Eine Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag, über die der „Spiegel“ berichtete, offenbart, dass Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) bei der Behebung des Sanierungsstaus kaum Fortschritte erzielt. Für dieses Jahr wird die Modernisierung von voraussichtlich nur 170 Autobahnbrücken mit einer Gesamtfläche von 200.000 Quadratmetern erwartet.
Für das kommende Jahr plant das Verkehrsministerium, rund 200 Brücken instand zu setzen. Diese Zahl liegt jedoch immer noch unter den Erwartungen und auch unter dem Niveau des Jahres 2024. Das ambitionierte Ziel des Modernisierungsprogramms, innerhalb von zehn Jahren 4.000 Brücken zu erneuern, scheint in weite Ferne zu rücken. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten jährlich 400 dieser Bauwerke fertiggestellt werden. Beim derzeitigen Tempo würde es schätzungsweise 19 Jahre dauern, den bestehenden Sanierungsstau vollständig abzubauen.
Gründe und Herausforderungen
Das Ministerium verteidigt die geringe Sanierungsquote in diesem Jahr mit der vorläufigen Haushaltsführung infolge des Endes der Ampelkoalition und der vorgezogenen Neuwahlen, die Baumaßnahmen verzögert hätten. Bis zum Jahr 2030 strebt das Ministerium eine Erhöhung der jährlichen Sanierungsquote auf 400 Brücken an, um dem ursprünglichen Zeitplan näherzukommen.
Aktuell besteht auf fast 150 Autobahnbrücken ein Verbot für Schwertransporte, bedingt durch ihre schlechte bauliche Qualität. Die Autobahn GmbH, die dem Verkehrsministerium unterstellt ist, konzentriert sich derzeit auf große Bauprojekte, wie den Ersatz der Talbrücke Rahmede bei Lüdenscheid an der Autobahn 45. Kleinere Bauwerke sollen in den kommenden Jahren verstärkt angegangen werden.
Spezielle Risiken und Monitoring
Besonders kritisch ist die Lage bei bestimmten Brücken mit einer Länge von über 30 Metern, die anfällig für sogenannte Spannungsrisskorrosion sind. Von 271 solcher Bauwerke befinden sich 185 in einem so schlechten Zustand, dass ein Austausch in Betracht gezogen werden muss. Ein tragisches Beispiel hierfür war der Einsturz der Carola-Brücke in Dresden im September 2024.
Ein erhebliches Problem bei diesen Brücken aus Spannstahl ist die komplizierte Zustandsüberwachung. Das notwendige Schallemissionsmonitoring wird nach Angaben des Verkehrsministeriums derzeit nur an einer Autobahnbrücke eingesetzt. Drei weitere Überwachungsprojekte sind geplant. Die Grünen-Opposition kritisiert diesen geringen Umfang. Swantje Michaelsen, die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen, forderte: „Alle Kapazitäten müssen auf Erhalt und Sanierung konzentriert werden.“ Sie sprach sich für einen Stopp von Neubauten aus, bis die baufälligen Brücken saniert sind.
(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)
