Die Kassenärzte haben Vorschläge zur Lockerung der Regeln für Krankschreibungen unterbreitet, die in der Politik unterschiedlich aufgenommen werden. Insbesondere aus der Unionsfraktion im Bundestag kommt Kritik an der Idee einer verlängerten Karenzzeit. Die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSU, Simone Borchardt, äußerte gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“, dass eine solche Maßnahme zwar auf den ersten Blick attraktiv erscheinen möge, aber letztlich zu kurz greife.
Borchardt betonte, dass jeder, der krank sei, frühzeitig Zugang zu medizinischer Diagnose und Behandlung benötige. Andernfalls erhöhe sich das Risiko, dass Erkrankungen übersehen würden. Sie warnte davor, dass pauschale Ausweitungen ohne Kontrolle oder die Korrektur von Fehlanreizen das Vertrauen in das Solidarsystem gefährden könnten, besonders angesichts der stetig steigenden Krankmeldungen. Diese Entwicklung müsse ernst genommen werden.
Im Gegensatz dazu bewerteten die Grünen den Vorschlag des KBV-Chefs Andreas Gassen positiv. Armin Grau, der gesundheitspolitische Sprecher der Fraktion, erklärte dem RND, dass die Vorschläge dazu beitragen könnten, nicht zwingend notwendige Arztbesuche zu vermeiden. Dies würde nicht nur Kosten einsparen, sondern auch Arztpraxen entlasten. Zudem könnten Arbeitnehmer von weniger Aufwand im Krankheitsfall und der Vermeidung von Infektionsgefahren in Wartezimmern profitieren. Die genaue Höhe der potenziellen Einsparungen müsse jedoch valide ermittelt werden.
Die Debatte entstand, nachdem KBV-Chef Gassen im Rahmen von Einsparungen in der gesetzlichen Krankenversicherung eine Lockerung bei den Krankschreibungen angeregt hatte. Er schlug vor, die gesetzliche Möglichkeit für Arbeitgeber, bereits in den ersten drei Tagen eine Krankschreibung zu verlangen, abzuschaffen. Weiterhin plädierte Gassen dafür, die bisherige Frist von drei Tagen zur Vorlage eines ärztlichen Attests generell auf vier oder fünf Tage anzuheben.
(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)