Der Blackout: Was ist passiert?
Um genau 12:48 Uhr mitteleuropäischer Zeit begannen die Probleme. Was zunächst wie ein lokaler Schluckauf des Internets wirkte, entpuppte sich schnell als globales Problem. Zahlreiche Webseiten laden nicht mehr, Apps verweigern den Dienst oder zeigen nur noch kryptische Fehlermeldungen an.
Wer versucht, betroffene Seiten aufzurufen, stößt oft auf den berüchtigten „500 Internal Server Error“. Selbst Status-Portale, die eigentlich dazu da sind, solche Ausfälle anzuzeigen, sind teilweise selbst betroffen. So ist die Seite allestörungen.de für viele Nutzer nicht erreichbar – eine Ironie des digitalen Zeitalters, die das Ausmaß der Störung verdeutlicht.
Wer ist betroffen? (Liste der Dienste)
Die Liste der beeinträchtigten Dienste liest sich wie das „Who is Who“ der digitalen Ökonomie. Nutzer berichten von massiven Einschränkungen bei:
- PayPal: Zahlungen sind vielerorts nicht möglich.
- ChatGPT (OpenAI): Der KI-Chatbot streikt, teilweise abhängig vom genutzten Gerät (Mobil vs. Desktop).
- Ikea: Das digitale Möbelhaus ist für viele Kunden „geschlossen“.
- X (ehemals Twitter): Der Zugriff fällt immer wieder aus, Fehlermeldungen kommen aus Warschau, Berlin und Amsterdam.
- Discord: Der beliebte Messenger-Dienst kämpft mit Verbindungsproblemen.
In eigener Sache: Auch insidebw.de hatte kurzzeitig mit den technischen Problemen zu kämpfen. Wir haben aber umgehend eine Lösung gefunden, sodass die Seite nun wieder stabil läuft und wir Sie weiter aktuell informieren können.
Wichtig: Nicht alles ist ausgefallen. Die weltweite Störung bei Spotify hat laut aktuellen Informationen wahrscheinlich nichts mit den Cloudflare-Problemen zu tun.
Die Ursache: Wenn der „Türsteher“ des Internets stolpert
Hinter dem Chaos steckt Cloudflare, ein US-amerikanisches Unternehmen, das als einer der wichtigsten Dienstleister im Hintergrund des World Wide Web agiert. Cloudflare fungiert als eine Art Schutzschild und Beschleuniger (Content Delivery Network / CDN) für Millionen von Webseiten.
Das Problem ist simpel, aber gravierend: Wenn Cloudflare hustet, bekommt das halbe Internet eine Lungenentzündung. Der Anbieter bestätigte das Problem schnell. Im eigenen Status-Tracker verweist das Unternehmen auf weitverbreitete Fehler, die auch das eigene Dashboard und die API (Schnittstelle für Programmierer) betreffen. Auch das Support-Portal zickt – Kunden können Tickets teilweise nicht mehr einsehen.
Aktueller Status und Lösung
Die Techniker arbeiten unter Hochdruck. „Wir arbeiten daran, den vollständigen Umfang der Auswirkungen herauszufinden und das Problem zu lösen“, hieß es von Unternehmensseite.
Es gibt jedoch erste Lichtblicke:
- 14:09 Uhr: Cloudflare meldet, die Ursache gefunden zu haben. Eine Fehlerkorrektur wird implementiert.
- WARP-Dienst: Der VPN-artige Dienst wurde in London zwischenzeitlich deaktiviert, woraufhin die Fehlerraten sanken. Er wurde inzwischen wieder aktiviert.
Dennoch sind erhöhte Fehlerraten weiterhin möglich. X war zwischendurch wieder erreichbar, brach kurz darauf aber erneut zusammen. Es ist ein Geduldsspiel.
Einordnung: Die Verwundbarkeit der vernetzten Welt
Dieser Vorfall reiht sich ein in eine Serie von Störungen, die zeigen, wie abhängig die moderne Wirtschaft von wenigen zentralen Knotenpunkten ist. Es ist ein Weckruf für die Digitalisierung. Während auf lokaler Ebene in Baden-Württemberg massiv in die physische Leitungsinfrastruktur investiert wird und erst kürzlich 207 Millionen Euro für schnelles Internet: Breitbandförderung in Baden-Württemberg gestartet wurden, nützt die beste Glasfaserleitung nichts, wenn die globalen Verteilerknoten ausfallen.
Die heutige Störung verdeutlicht erneut: Fällt ein zentraler Baustein wie Cloudflare aus, hat das sofortige Auswirkungen auf Wirtschaft und Verwaltung. Wie fragil digitale Prozesse sein können, ist ein Dauerthema, das auch die Bitkom-Analyse: Deutschlands digitale Verwaltung auf dem Prüfstand regelmäßig thematisiert. Ohne stabile Cloud-Dienste stehen vom Online-Bezahlvorgang bis zum Bürgeramt die Räder still.


