Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung empfindet die Wartezeiten für Facharzttermine als „viel zu lang“. Dies geht aus einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) hervor, deren Ergebnisse der „Spiegel“ veröffentlichte. 58 Prozent der Befragten teilen diese Ansicht. Jens Baas, Chef der TK, kritisiert die aktuelle Situation scharf: „Viel zu oft bestimmen Zufall und veraltete Strukturen, wer wann und wo einen Arzttermin bekommt.“
Als Reaktion auf diese Problematik plant die Bundesregierung die Einführung eines Primärarztsystems. Dieses sieht vor, dass Patienten zuerst ihren Hausarzt aufsuchen müssen, welcher sie dann gegebenenfalls an einen Spezialisten überweist. Baas äußert jedoch Bedenken hinsichtlich der Wirksamkeit dieses Ansatzes: „Patientensteuerung darf nicht nur innerhalb von Arztpraxen stattfinden.“ Er plädiert stattdessen für Lösungsansätze wie ärztliche Ersteinschätzungen per Telefon sowie eine zentrale Terminvergabeplattform.
Die Umfrageergebnisse zeigen auch, dass die Zufriedenheit mit Hausärzten in Deutschland höher ist. Lediglich 15 Prozent der Befragten empfinden die Wartezeiten dort als zu lang. Dennoch warnt Baas vor einer Überlastung der Hausärzte, die bereits heute unter hohem Arbeitsaufkommen leiden. „Ein Primärversorgungssystem, in dem jeder Weg über die Hausarztpraxis führt, produziert neue Engstellen im System“, so Baas. Sein Ziel ist es, dass Patienten direkt die für ihre Behandlung am besten geeignete Praxis aufsuchen können. (Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)