Für die Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) ist es der 90. gemeinsame Einsatz – und einer, der den beiden Ermittlern alles abverlangt.
Die Handlung: Rückkehr eines alten Mörders
Die Ausgangslage klingt zunächst nach klassischem Krimistoff: Alois Meininger, ein in den 80er-Jahren verurteilter Frauenmörder, wird nach über 30 Jahren aus der Sicherheitsverwahrung entlassen. Kaum ist er in Freiheit, geschieht ein neuer Mord nach demselben Muster. Die Münchner Polizei steht sofort unter Druck, denn alles deutet darauf hin, dass Meininger wieder zugeschlagen hat.

Foto: BR/Tellux Film GmbH/Hendrik Heiden
Doch der Täter ist verschwunden. Nur eine Person könnte wissen, wo er sich aufhält: Norbert Prinz (Peter Franke), der Psychiater, der Meininger damals behandelte und durch seine Aussagen zur Verurteilung beitrug. Das Problem: Prinz ist inzwischen schwer dement und lebt unter der Betreuung seiner Tochter Nele (Jenny Schily).
Um dennoch an entscheidende Informationen zu kommen, greifen die Kommissare zu einem waghalsigen Plan. Gemeinsam mit Professor Ralph Vonderheiden (André Jung) und Dr. Laura Lechner (Anna Grisebach) aus einem Institut für Reminiszenztherapie bauen sie die alte Praxis von Prinz aus den 80ern nach. Dort soll der ehemalige Psychiater in eine vertraute Umgebung zurückversetzt werden, um vergessene Erinnerungen zu aktivieren.

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Doch das Experiment läuft nicht wie erhofft. Die ersten Befragungen scheitern, Leitmayr stößt an seine Grenzen. Schließlich greift er zu einem radikalen Schritt: Er schlüpft in die Rolle von Alois Meininger und gibt sich bei Prinz als dessen ehemaliger Patient aus. Ein riskantes Verhör beginnt – mit ungewissem Ausgang.
Psychologische Spannung statt klassischem Tatort-Muster
„Tatort: Flash“ unterscheidet sich deutlich von vielen anderen Sonntagskrimis. Statt Dialogen im Polizeiwagen oder klassischen Verhören dominieren Erinnerungsräume, Rückblenden und surreale Bilder. Der titelgebende Münchner Club „Flash“ aus den 80ern – einst eine Disco-Legende, heute nur noch Ruine – wird zum zentralen Ort, an dem die Vergangenheit wieder lebendig wird.

Die Story verknüpft Gegenwart und Vergangenheit geschickt miteinander und stellt die Zuschauer vor die Frage: Welche Erinnerungen sind real, welche trügerisch? Das Labyrinth der Gedanken von Norbert Prinz wird so zur eigentlichen Ermittlungsarbeit.
Kritik: Mutig, clever und voller Überraschungen
Während experimentelle „Tatorte“ in der Vergangenheit nicht immer überzeugten, gehört „Flash“ zu den gelungenen Ausnahmen. Das Drehbuch von Sönke Lars Neuwöhner und Sven S. Poser beweist, dass ein anderer Erzählansatz funktionieren kann. Regisseur Andreas Kleinert inszeniert atmosphärisch dicht und schafft es, die Erinnerungsräume wie eine eigene Welt wirken zu lassen.
Besonders hervorgehoben wurde bei der Erstausstrahlung 2022 das Spiel von Peter Franke. Der damals 84-Jährige verkörpert den dementen Psychiater Norbert Prinz mit einer Mischung aus Verletzlichkeit und bedrohlicher Aura – eine der eindrucksvollsten Gastrollen der Münchner „Tatort“-Reihe. Aber auch Nemec und Wachtveitl überzeugen: Sie zeigen ihre Figuren von einer verletzlicheren Seite, weit entfernt vom routinierten Polizistenalltag.

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Kritiker bezeichneten den Film als einen der besten Münchner Tatorte der letzten Jahre, der Mut beweist und dennoch die Spannung bis zum Schluss hochhält. Zwar gibt es im Schlussdrittel kleinere Längen, doch insgesamt bleibt „Flash“ ein packender Psychothriller, der sich vom Einheitsbrei abhebt.
Hintergrund: Batic und Leitmayr im 90. Einsatz
Mit „Flash“ bestreiten die beiden Münchner Kommissare ihren 90. gemeinsamen Fall. Seit über 30 Jahren gehören Nemec und Wachtveitl zum festen Inventar des „Tatorts“ und haben damit Fernsehgeschichte geschrieben. Die Folge entstand 2022, als sich das Ende der Ära Batic/Leitmayr bereits abzeichnete. 2026 wird das Duo nach 100 Folgen offiziell verabschiedet.
Auch deshalb gilt „Flash“ als ein besonderes Kapitel in ihrer langen Karriere – ein Experiment, das ohne ihre Erfahrung und ihr Zusammenspiel vermutlich nicht funktioniert hätte.
Einschaltquoten: Starker Erfolg bei der Erstausstrahlung
Als „Flash“ am 19. Juni 2022 erstmals im Ersten gezeigt wurde, war das Interesse groß: 6,85 Millionen Zuschauer verfolgten den Münchner Krimi. Damit erreichte der „Tatort“ einen Marktanteil von 25,5 Prozent und gehörte zu den erfolgreichsten TV-Formaten des Wochenendes. Die hohen Quoten zeigen, dass das Experiment beim Publikum ankam – trotz der ungewohnten Erzählweise.
Die Besetzung im Überblick
- Miroslav Nemec – Ivo Batic
- Udo Wachtveitl – Franz Leitmayr
- Peter Franke – Norbert Prinz
- Martin Leutgeb – Alois Meininger
- André Jung – Prof. Ralph Vonderheiden
- Anna Grisebach – Dr. Laura Lechner
- Jenny Schily – Nele Prinz
- Patricia Ivanauskas – Sandra Kühn
- Timocin Ziegler – Partygast
Sendetermine und Mediathek
- Sonntag, 7. September 2025, 20:15 Uhr, Das Erste
- Dienstag, 9. September 2025, 00:45 Uhr, Das Erste
- In der ARD-Mediathek live und für rund sechs Monate als Wiederholung abrufbar.
Fazit: Ein Krimi, der in Erinnerung bleibt
„Flash“ ist kein Krimi für den schnellen Konsum. Wer sich darauf einlässt, erlebt eine vielschichtige Geschichte über Erinnerung, Wahrheit und Manipulation. Die Mischung aus Psychodrama und Krimi macht den Film zu einem der außergewöhnlichsten Tatorte der letzten Jahre.
Damit verabschiedet sich die ARD aus der Sommerpause – ab nächstem Sonntag gibt es endlich wieder neue Folgen. Bis dahin bietet „Flash“ einen packenden, atmosphärisch dichten Thriller, der beweist: Der Münchner „Tatort“ kann immer noch überraschen.
