Klimawandel als größte Bedrohung für die Meere
Laut der vom Meinungsforschungsinstitut GlobeScan durchgeführten Studie sehen über zwei Drittel der Fachleute den Klimawandel als Hauptgefahr für die Gesundheit der Meere. Auch Überfischung, Umweltverschmutzung und der Verlust von Lebensräumen zählen zu den häufigsten Ursachen für den rapiden Rückgang der Artenvielfalt unter Wasser. Der Mensch verändert mit seinen Eingriffen in die Ozeane ein System, das seit Jahrtausenden im Gleichgewicht war.
Trotz aller Herausforderungen glauben 45 % der Befragten an eine mögliche Wende – sofern internationale Abkommen wie das BBNJ-Abkommen (Biodiversity Beyond National Jurisdiction) endlich ratifiziert und umgesetzt werden.
Hoffnung durch internationale Vorbilder und Innovationen
Der MSC hat begleitend zur Studie einen neuen Biodiversitätsbericht veröffentlicht, der zeigt, wie nachhaltige Fischereien weltweit mit kreativen Ansätzen bedrohte Arten wie Pelikane, Schildkröten, Haie oder Schweinswale schützen. In den Fokus rücken Technologien wie selektive Fangmethoden, Schutzvorrichtungen oder angepasste Routen – und sie zeigen messbare Erfolge.
Peter Thomson, UN-Sondergesandter für den Ozean, hebt hervor:
„Biodiversitätsschutz und nachhaltige Meeresnutzung sind zwei Seiten derselben Medaille.“
Zentrale Zahlen und Fakten zur Lage der Weltmeere:
- 38 % der weltweiten Fischbestände sind überfischt
- Der durchschnittliche weltweite Pro-Kopf-Verzehr von Fisch und Meeresfrüchten ist von 9,1 kg im Jahr 1961 auf 20,7 kg im Jahr 2022 gestiegen (FAO, 2024)
- Die Rate aussterbender Arten ist heute 100- bis 1.000-mal so hoch wie die ursprüngliche Rate – und nimmt weiter zu (Dasgupta Review, 2021)
- Studien zeigen: Fischbestände, die von MSC-zertifizierten Fischereien befischt werden, sind in besserem Zustand als solche, die nicht zertifiziert sind (Frontiers in Science, 2022)
Diese Zahlen belegen eindrücklich, wie dramatisch sich die Meere verändern – aber auch, wie positiv gezielte Maßnahmen wirken können.
Stimmen aus aller Welt: Zwischen Mahnung und Optimismus
Zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler äußern sich in der Studie direkt zur Lage. Dr. Beth Polidoro vom MSC betont:
„Wir können den Kurs noch ändern, negative Auswirkungen stoppen und gesunde, lebendige Meere für zukünftige Generationen sichern.“
Dr. Judy Mann-Lang aus Südafrika sagt:
„Die Ozeane sind bemerkenswert widerstandsfähig – wenn man sie lässt.“
Dr. Rüdiger Voss von der Universität Kiel hingegen warnt vor trügerischem Optimismus:
„Internationale Abkommen sind zu langsam und zu vage – und der Wille zur Veränderung fehlt oft.“
Trotzdem betonen viele Befragte die Fortschritte in Forschung, in regionalem Fischereimanagement und bei strikteren Vorschriften als Hoffnungsträger.
Ein globaler Weckruf für Politik und Gesellschaft
Die Ozeane versorgen Milliarden Menschen mit Nahrung, Sauerstoff und Lebensraum. Dass sie gleichzeitig so stark unter Druck stehen, macht den Schutz der Meere zu einer der größten Aufgaben der Gegenwart.
Der MSC ruft daher gemeinsam mit der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft die Politik auf, rasch zu handeln. Nur wenn nachhaltige Fischereien stärker unterstützt und globale Schutzabkommen ratifiziert werden, kann das Ruder noch herumgerissen werden – bevor die marinen Kipppunkte endgültig überschritten sind.