Laut Downdetector, einer Plattform zur Erfassung von Online-Störungen, gingen in den ersten Stunden mehr als vier Millionen Fehlerberichte ein – doppelt so viele wie an einem durchschnittlichen Werktag. Betroffen waren über 500 Unternehmen in 66 Ländern.
Zu den betroffenen Diensten gehörten:
- Snapchat
- Fortnite
- Roblox
- Lloyds Bank, Halifax, Bank of Scotland
- Coinbase
- Disney+
- PlayStation Network
- HMRC (britische Steuerbehörde)
- Amazon Click & Collect
- Ring Doorbells
- Delta Air Lines
Auch Nutzer in Deutschland berichteten über Ladefehler, Login-Probleme und nicht funktionierende Bezahlvorgänge.
Ursache: Fehler im Domain Name System
Amazon erklärte in mehreren Updates, dass die Störung von der Cloud-Region US-EAST-1 ausging – einem zentralen Knotenpunkt für viele Online-Dienste.
Wir haben die zugrunde liegende Ursache behoben“, teilte das Unternehmen mit. „Es kann jedoch weiterhin zu Verzögerungen kommen, da noch offene Anfragen abgearbeitet werden müssen.“
Nach Angaben von AWS hing die Störung mit der sogenannten DNS-Auflösung zusammen – dem System, das Internetadressen in IP-Adressen umwandelt. Funktioniert dieses „digitale Telefonbuch“ nicht, können Browser Websites nicht finden.
Zusätzlich traten Probleme mit sogenannten EC2-Instanzen auf – virtuellen Computern, die auf den AWS-Servern betrieben werden und Grundlage vieler Dienste sind.
Banken, Behörden und Energieversorger betroffen
Besonders heikel: Auch der Finanzsektor war betroffen. Die Lloyds Banking Group – einschließlich Halifax und Bank of Scotland – bestätigte am Montagmittag Ausfälle im Online-Banking und bei Kartenzahlungen.
Auch die britische Steuerbehörde HMRC meldete Schwierigkeiten bei Online-Diensten und überlastete Telefonleitungen. Die Post Office Group erklärte, dass Amazon Click & Collect sowie Payzone-Aufladungen für Strom- und Gasguthaben nicht funktionierten.
Einige Kunden berichteten von abgelehnten Kartenzahlungen. Unabhängige Bestätigungen dafür liegen bislang jedoch nicht vor.
Systeme stabilisieren sich langsam
Am Nachmittag erklärte AWS, dass die „meisten Dienste wiederhergestellt“ seien. Dennoch kommt es weiter zu Verzögerungen, da Anfragen, die während des Ausfalls gesendet wurden, nun nachträglich verarbeitet werden müssen.
Man muss sich das vorstellen wie Millionen gleichzeitiger Nachrichten, die plötzlich alle auf einmal eintreffen. Das führt zwangsläufig zu Engpässen.
Zunehmende Häufigkeit von Ausfällen
Cyber-Experten warnen, dass solche globalen Ausfälle zunehmen. In den letzten fünf Jahren kam es mehrfach zu Störungen, die durch einzelne Anbieter ausgelöst wurden.
- Juli 2024: Ein fehlerhaftes Update des Sicherheitsanbieters CrowdStrike legte weltweit 8,5 Millionen Computer lahm.
- Oktober 2021: Ein Konfigurationsfehler brachte Facebook, Instagram und WhatsApp für fast sechs Stunden offline.
- Juni 2021: Ein Fehler beim Cloud-Dienst Fastly führte zu einem einstündigen Ausfall zahlreicher Websites, darunter Amazon und Reddit.
- Dezember 2020: Google-Dienste wie Gmail, YouTube und Drive waren durch einen internen Speicherfehler rund 90 Minuten nicht erreichbar.
Der aktuelle Vorfall bei AWS unterstreicht die wachsende Abhängigkeit der globalen Infrastruktur von wenigen großen Cloud-Anbietern.
Aktueller Stand (20. Oktober, 13:15 Uhr MESZ)
- Amazon bestätigt: „Ursache behoben, Systeme stabilisieren sich.“
- Lloyds Bank, Halifax und Bank of Scotland: Onlinebanking weitgehend wiederhergestellt.
- HMRC und Post Office: Teilweise weiterhin technische Probleme.
- AWS: Rückstau von Datenanfragen sorgt noch für Verzögerungen.
„Wir werden aus diesem Vorfall lernen und Maßnahmen ergreifen, um künftige Störungen zu verhindern“, erklärte ein AWS-Sprecher am Nachmittag.