Auftragsboom: Bundeswehr kauft groß ein
Nach Jahren voller Unsicherheiten erlebt der Konzern einen regelrechten Aufschwung. Im ersten Halbjahr 2025 stieg der Auftragseingang um satte 42,8 Prozent auf 282,5 Millionen Euro. Ein Großteil des Wachstums geht auf einen Mega-Deal mit der Bundeswehr zurück.
Die deutschen Streitkräfte setzen künftig auf das neue Sturmgewehr G95A1, das das in die Jahre gekommene G36 ersetzen soll. Insgesamt sollen 120.000 neue Gewehre geliefert werden. Die ersten Serienwaffen sollen laut Unternehmensangaben noch in diesem Jahr ausgeliefert werden.
Auch andere Länder rüsten auf. „Der deutlich gestiegene Auftragseingang zeigt, dass Einsatzkräfte in Deutschland, Europa und innerhalb des transatlantischen Bündnisses auf unsere Produkte vertrauen“, erklärte Vorstandschef Jens Bodo Koch.
Umsatz steigt – Gewinn leicht im Minus
Finanziell läuft es für den Waffenbauer solide, wenn auch nicht überall glänzend. Der Umsatz kletterte im ersten Halbjahr um 4,7 Prozent auf 179,5 Millionen Euro. Beim operativen Gewinn, dem Ebitda, gab es hingegen einen kleinen Rückgang von 1,1 Prozent auf 29,5 Millionen Euro.
Ein Sprecher des Unternehmens erklärte den Rückgang mit höheren Materialkosten und einem bewusst vergrößerten Lagerbestand. So könne man schneller auf die Flut neuer Aufträge reagieren.
Weltweite Nachfrage treibt den Markt
Der Boom bei militärischen Handfeuerwaffen kommt nicht aus dem Nichts. Seit der Annexion der Krim 2014 durch Russland sei das Interesse an moderner Rüstungstechnik spürbar gestiegen. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine im Februar 2022 hat die Nachfrage weiter massiv angekurbelt.
Heckler & Koch profitiert von dieser Entwicklung: Pistolen, Maschinengewehre und Granatwerfer aus Oberndorf sind weltweit gefragt – sowohl bei europäischen Partnern als auch bei Mitgliedern des transatlantischen Bündnisses.
Was wir zuvor falsch berichtet hatten: Keine Veränderung bei den Eigentümern!
Mehrere Medien – unter anderem insidebw.de – berichteteten über angebliche Veränderungen in der Eigentümerstruktur der Heckler & Koch AG. Demnach sei die US-Finanzgesellschaft Erell LLC aus Jackson (Wyoming) als neuer Hauptaktionär aufgetreten.
Doch diese Meldung entspricht nicht den Tatsachen. Die Compagnie de Développement de l’Eau (CDE) S.A., seit Jahren Mehrheitsaktionär der H&K AG, stellte klar: An der Eigentümerstruktur des Oberndorfer Waffenherstellers hat sich nichts geändert. CDE mit Sitz in Luxemburg ist und bleibt der Mehrheitsaktionär der Heckler & Koch AG.
Hinter den Gesellschaften stehen zwei bekannte Namen
Philippe de Lavenere Lussan, ein Bankier, sowie der französische Investor Nicolas Walewski, der mit seiner Finanzholding CDE schon länger bei Heckler & Koch engagiert ist. Das Unternehmen bestätigte auf Anfrage, dass die neue US-Gesellschaft oberhalb der bisherigen Struktur angesiedelt sei. „Materiell oder personell hat sich nichts geändert“, heißt es offiziell. Weitere Details zu den Hintergründen des Wechsels wurden nicht bekannt.
Ein Unternehmen mit Geschichte
Heckler & Koch ist seit Jahrzehnten Synonym für deutsche Handfeuerwaffen. Am Stammsitz in Oberndorf am Neckar sind rund 1.350 Mitarbeiter beschäftigt. Die Produktpalette reicht von Pistolen über Maschinengewehre bis hin zu Granatwerfern.
Trotz der positiven Auftragslage bleibt der Wettbewerb hart. Zu den größten Konkurrenten zählen C.G. Haenel aus Suhl und das US-Unternehmen Sig Sauer.
Aktie im Sinkflug
Kurios: Während die Auftragsbücher immer voller werden, erlebt die Aktie einen dramatischen Absturz. An der Pariser Börse Euronext, wo der Titel seit rund zehn Jahren gehandelt wird, notiert der Kurs derzeit bei nur rund 50 Euro – ein Minus von 56 Prozent in den letzten zwölf Monaten.
Im März 2025 lag der Preis pro Anteil noch bei 172 Euro. Die Geschäftsführung verweist auf ein „sehr geringes Handelsvolumen“ der Aktie und betont, dass der tatsächliche Wert deutlich höher liege.
Die Rolle der Bundeswehr
Die enge Zusammenarbeit mit der Bundeswehr ist für Heckler & Koch nicht neu. Schon seit Jahren liefert der Konzern Waffen und Ausrüstung an die deutschen Streitkräfte. Mit dem Großauftrag über 120.000 Gewehre sichert sich das Unternehmen für Jahre stabile Umsätze.
Die Serienproduktion des G95A1 ist angelaufen, die ersten Lieferungen sollen noch 2025 erfolgen. Für den Rüstungsstandort Oberndorf bedeutet das auch: Sicherung von Arbeitsplätzen und Auslastung der Produktion auf Jahre hinaus.
Dynamischer Markt durch geopolitische Lage
Experten sind sich einig: Der Markt für militärische Handfeuerwaffen ist derzeit so stark wie selten zuvor. Konflikte, die geopolitische Unsicherheit und steigende Verteidigungsbudgets führen weltweit zu einer hohen Nachfrage.
Gerade in Europa investieren viele Staaten massiv in die Modernisierung ihrer Streitkräfte. Auch innerhalb der NATO werden gemeinsame Projekte verstärkt umgesetzt – eine Entwicklung, von der Heckler & Koch besonders profitiert.
Zwischen Aufschwung und Unsicherheit
So erfolgreich das operative Geschäft derzeit läuft, Unsicherheiten bleiben. Der Rückgang des Aktienkurses wirft Fragen auf, ebenso die undurchsichtige Eigentümerstruktur. Anleger und Beobachter fragen sich, ob der Einstieg der Erell LLC langfristige Änderungen in der Unternehmensstrategie mit sich bringt.
Bislang signalisiert das Management Stabilität: Am Standort Oberndorf soll weiter investiert, die Produktion modernisiert und die Liefertreue gestärkt werden.
Ein Traditionsunternehmen im Umbruch
Mit der Mischung aus Rekordaufträgen, geopolitischer Nachfrage und einem internationalen Eigentümergeflecht steht Heckler & Koch an einem Wendepunkt. Klar ist: Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, wie sich der Schwarzwälder Konzern in einem umkämpften globalen Markt behaupten kann.
