Laut der Erhebung des Digitalverbands Bitkom halten 71 Prozent der befragten Gründerinnen und Gründer Deutschlands militärische Verteidigungsfähigkeit für gering, weitere 25 Prozent sogar für sehr gering. Nur ein verschwindend kleiner Teil sieht die Bundesrepublik in dieser Hinsicht gut aufgestellt.
„Wenn Deutschland ernst machen will mit der angekündigten Zeitenwende, dann müssen wir viel stärker auf digitale Technologien bei der Verteidigung setzen“, so Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst.
Bürokratie, Kapitalmangel, fehlende Anerkennung
Die Ursachen sind laut Umfrage klar: komplizierte Beschaffungsverfahren, strenge Regulierung, mangelnde finanzielle Förderung und ein geringer gesellschaftlicher Rückhalt für militärisch nutzbare Innovationen. Besonders kritisch äußerten sich die Startups über die deutschen Rahmenbedingungen:
- 100 Prozent fordern eine Beschleunigung und Vereinfachung der militärischen Beschaffung
- 84 Prozent wünschen sich Reallabore mit gelockerter Regulierung für Testzwecke
- Ebenfalls 84 Prozent fordern staatliche Investitionen, um privates Kapital zu mobilisieren
- 79 Prozent sehen Bedarf an besserer Vernetzung und Koordination mit der Bundeswehr
- 75 Prozent fordern Leuchtturm-Kooperationen zur Förderung strategischer Technologien
Hinzu kommt ein Imageproblem: 34 Prozent der Gründerinnen und Gründer fühlen sich mit ihrer Arbeit in Deutschland nicht wertgeschätzt. Bitkom-Präsident Wintergerst fordert mehr Anerkennung:
„Wer mit seinem Startup einen Beitrag zur Verteidigungsfähigkeit Deutschlands leistet, hat unsere öffentliche Anerkennung verdient.“
Standort Deutschland verliert an Attraktivität
Besonders alarmierend: Nur 39 Prozent der befragten Startups würden sich noch einmal für eine Gründung in Deutschland entscheiden. 59 Prozent würden ins Ausland gehen – 25 Prozent in die USA, 16 Prozent in andere EU-Staaten, 18 Prozent in andere Weltregionen.
Die Zahlen zeigen: Wenn Deutschland die viel beschworene Zeitenwende wirklich ernst nimmt, muss der Verteidigungsstandort digitaler, schneller und innovationsfreundlicher werden – sonst verlieren wir nicht nur Startups, sondern womöglich auch Verteidigungskapazitäten.