Mit Jessica Schwarz und Max von Thun als Ermittler-Duo, Armin Rohde als verzweifeltem Großvater und der geheimnisvollen Pauline Pollmann als Opfer zwischen den Zeiten, liefert der Film ein Krimierlebnis, das Realität und Legende eindrucksvoll verschwimmen lässt.
Ein Mord zur „Zwischenzeit“ – Die Stunde, die es nicht gibt
Der erste Teil mit dem Titel „Zwischenzeit“ beginnt idyllisch: In einem Ausflugslokal am sagenumwobenen Teufelsstein wird Hochzeit gefeiert. Die Stimmung ist ausgelassen, Champagner fließt, Musik hallt durch die Nacht.
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Doch kurz nach Mitternacht verschwindet Bräutigam Jörg Schuch (Sascha Göpel) spurlos. Seine Braut Katharina ahnt sofort, wo sie ihn finden wird – bei seiner Geliebten, dem „Luder“, in der alten Rabenmühle tief im Schwarzwald.
Was sie dort entdeckt, lässt ihr Blut gefrieren: Das Mühlrad steht still – und an ihm hängt ihr toter Ehemann, gefesselt, geschlagen, ertrunken. Die Idylle kippt in einen Albtraum.
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Das Ermittlerduo aus Freudenstadt – Zwischen Logik und Legende
Der Fall landet bei der Freudenstädter Kripo. Maris Bächle (Jessica Schwarz) und Konrad Diener (Max von Thun) übernehmen die Ermittlungen – ein Duo, das sich perfekt ergänzt: rational und empathisch, analytisch und unerschrocken.
Rechtsmediziner Dr. Stefan Zabel (Robert Schupp) liefert einen beunruhigenden Befund: Der Todeszeitpunkt liegt zwischen 2 und 3 Uhr nachts – also genau in der „verlorenen Stunde“ der Zeitumstellung. Eine Stunde, die im Kalender fehlt, in der das Opfer gestorben ist.
Die Ermittlungen führen tief in die düsteren Legenden rund um die Rabenmühle. Denn bereits 1985 geschah dort ein fast identischer Mord: Eine junge jenische Frau wurde auf dieselbe Weise gefesselt und ertränkt – ebenfalls in jener Nacht der Zeitumstellung. Das Dorf hüllt sich in Schweigen, doch die Schatten der Vergangenheit sind längst zurückgekehrt.
Teil 2: „Das Luder“ – Hetzjagd im Netz und verschwundene Akten
Der zweite Teil mit dem Titel „Das Luder“ setzt direkt dort an, wo der erste endet.
Im Internet kursieren Hetzaufrufe gegen „das Luder“. Alte Ressentiments gegen das fahrende Volk der Jenischen brechen wieder auf. Als der alte Vitus Kessler (Armin Rohde) bemerkt, dass seine Enkelin Sara (Pauline Pollmann) verschwunden ist, wendet er sich verzweifelt an Maris Bächle. Die Ermittlerin nimmt die Spur auf – und stößt auf eine Mauer aus Schweigen und Angst.
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Parallel dazu vertieft sich Archivar Andreas Zollner (David Zimmerschied) in alte Fotografien und vergilbte Akten. Seine Recherchen führen ihn zu einer Wahrheit, die viele verdrängt haben – und die jemand mit aller Macht verbergen will.
Als plötzlich die Akten eines alten Mordfalls verschwinden, gerät ausgerechnet der Kripo-Chef Henrik Butzbach (Moritz Führmann) ins Visier.
Mit zunehmender Bedrohung verschwimmen Vergangenheit und Gegenwart. Am Ende kulminiert alles in einer unheilvollen Nacht, in der sich die Zeit erneut verschiebt – und die Rabenmühle zum Schauplatz einer letzten, erschütternden Enthüllung wird.
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Realismus trifft Legende – So wurde im Schwarzwald gedreht
Gedreht wurde der Zweiteiler vom 5. März bis 7. Mai 2024 an Originalschauplätzen in Freudenstadt, Schiltach und in mehreren Wäldern rund um den Nationalpark Schwarzwald. Regisseur Marcus O. Rosenmüller („Hubert ohne Staller“) setzt auf eine Mischung aus naturalistischen Bildern und mystischer Atmosphäre.
Die Kamera von Stefan Spreer fängt die geheimnisvolle Stimmung des Schwarzwalds eindrucksvoll ein – Nebel, Mühlen, dichte Wälder und das Gefühl, dass hinter jedem Baum ein Geheimnis lauert.
Die Musik von Dominik Giesriegl und Florian Riedl verstärkt das Unheimliche, ohne in Kitsch zu verfallen. Besonders eindrucksvoll: die Sequenzen an der Rabenmühle bei Nacht – ein Ort, der wirkt, als stünde die Zeit tatsächlich still.
Starke Darsteller mit Tiefgang
Im Mittelpunkt steht Jessica Schwarz, die ihrer Figur Maris Bächle eine sensible Mischung aus Härte und Empathie verleiht. Ihr Partner Max von Thun überzeugt als Kommissar, der zwischen Loyalität und Zweifel schwankt.
Armin Rohde glänzt als verzweifelter Großvater, während Pauline Pollmann mit ihrer Rolle als Sara Kessler die mystische Note des Films trägt.
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Moritz Führmann als korrupter Chef, Nadja Bobyleva als Ermittlerin Bernadette Ramsperger und Hildegard Schroedter als geheimnisvolle Küsterin Astrid Wernsmann runden das Ensemble ab.
Die Figuren sind vielschichtig, gebrochen, und jede trägt ein Stück Wahrheit in sich – genau das macht diesen Krimi so faszinierend.
Mehr als ein Krimi: Ein Film über Schuld und Vergessen
„Vogelfrei“ ist mehr als nur ein klassischer Mordfall – es ist ein Film über Schuld, Schweigen und die Macht der Erinnerung. Die Geschichte verbindet reale historische Themen wie die Diskriminierung der Jenischen mit einer modernen Krimihandlung, die tief unter die Haut geht.
Der Titel „Vogelfrei“ steht dabei sinnbildlich für das Außenseitertum, für Menschen, die aus der Gesellschaft verstoßen werden – im Mittelalter wie heute.
Sendezeiten und Stream in der ZDF-Mediathek
- Teil 1 „Zwischenzeit“: Montag, 6. Oktober 2025, 20:15 Uhr
- Teil 2 „Das Luder“: Montag, 6. Oktober 2025, 21:45 Uhr
- Wiederholung: Keine TV-Wiederholung geplant
- Stream: Beide Teile sind bereits seit dem 27. September 2025 kostenlos in der ZDF-Mediathek abrufbar
Besetzung im Überblick
- Jessica Schwarz – Maris Bächle
- Max von Thun – Konrad Diener
- Armin Rohde – Vitus Kessler
- Pauline Pollmann – Sara Kessler
- David Zimmerschied – Andreas Zollner
- Moritz Führmann – Henrik Butzbach
- Nadja Bobyleva – Bernadette Ramsperger
- Rike Schmid – Claudia Diener
- Robert Schupp – Dr. Stefan Zabel
- Daniel Friedrich – Christoph Bächle
- Hildegard Schroedter – Astrid Wernsmann
Fazit: Der Schwarzwald zeigt seine dunkle Seite
„Vogelfrei – Ein Schwarzwaldkrimi“ ist atmosphärisch dicht, spannend erzählt und tief verwurzelt in der regionalen Mythologie.
Mit seiner Mischung aus packendem Thriller, düsterem Heimatfilm und emotionalem Familiendrama hebt sich der Zweiteiler deutlich vom üblichen TV-Krimi ab.
Wer den Schwarzwald nur von Postkarten kennt, wird ihn nach diesem Film mit anderen Augen sehen – geheimnisvoll, gefährlich, und wunderschön zugleich.