Unter der Maske kam Clemens Schick zum Vorschein – ein Mann, dessen Vita so ungewöhnlich ist, dass man sie eher in einem Filmdrehbuch vermuten würde als in einer Samstagabendshow.
Vom Kloster zur Kinolegende
Schick wurde am 15. Februar 1972 in Tübingen geboren, als Sohn eines Staatsanwalts. Nach dem Abitur am Hölderlin-Gymnasium in Stuttgart versuchte er sich zunächst an der Schauspielschule in Ulm, verließ sie jedoch schon nach einem Jahr. Statt sich in Routinen zu fügen, suchte er das Gegenteil: acht Monate im Kloster der Taizé-Gemeinschaft. Diese Erfahrung prägte seinen Zugang zur Schauspielkunst – nicht laut, nicht auftrumpfend, sondern konzentriert, fragend, immer suchend.
Erst danach ging er an die Berliner Schule für Schauspiel, finanzierte sich mit Jobs als Gärtner, Kellner und Türsteher, bevor er auf Bühnen in Dresden, Stuttgart, Zürich und Berlin Rollen spielte, die ihm den Ruf eines kompromisslosen Charakterdarstellers einbrachten.

Der Sprung auf die große Leinwand
International wahrgenommen wurde Schick, als er im Bond-Film „Casino Royale“ als Handlanger des Bösewichts Le Chiffre agierte. Er stand dabei nicht nur im Schatten einer Legende – er war ein Teil des Mechanismus, der James Bond gefährlich wurde. Diese Rolle öffnete Türen in die internationale Filmwelt, weit entfernt von dem Tübingen, in dem seine Geschichte begonnen hatte.
Von dort aus führte sein Weg zu Serienproduktionen wie „Das Boot“, dem „Barcelona-Krimi“ und der Star-Wars-Serie „Andor“. Schick wurde zu einem bekannten Gesicht – einem dieser Schauspieler, deren Präsenz man spürt, ohne ihren Namen sofort parat zu haben. Genau das machte ihn für „The Masked Singer“ so perfekt: Er verschmilzt mit Figuren, statt sich über sie zu stellen.
Eine Maske, die niemand durchschaute
Rückblickend gab es zahlreiche Hinweise, die auf ihn zeigen konnten. Doch keiner war marktschreierisch, keiner eindeutig. Sie wirkten wie Brotkrumen, die zwar sichtbar waren, aber erst im Nachhinein Sinn ergeben. Einige davon wirkten besonders präzise – aber erst, wenn man wusste, wen man sucht.
Diese Indizien waren die wichtigsten Puzzleteile:
- Ein kryptischer Bond-Bezug, der zunächst als Gag abgetan wurde
- Hinweise auf internationale Projekte und Reisen
- Ein spielerisches Understatement, fern jeder Rampensucht
- Eine Bühnenpräsenz, die mehr Interpretation als Pose war
Diese Liste wäre für viele Fans eine klare Spur gewesen – wenn jemand den Mut gehabt hätte, sie ernst zu nehmen.

Der Südwesten hat einen Schurken – allerdings einen guten
Die Enthüllung sorgt nicht nur für Klatschpotenzial, sondern verankert sich überraschend tief regional: Tübingen, eine Stadt, die für Universitäten, Philosophen und Bildungsbürger steht, bringt auf einmal einen Mann hervor, der in der Bond-Welt agierte. Ein Kontrast, der so reizvoll ist, dass man ihn fast zweimal erzählen möchte.
Im Rückblick wirkt Schicks Teilnahme wie ein stilles Schauspiel-Statement: Er wollte keine Chartplatzierung, kein Comeback, keinen PR-Funken. Er wollte eine Figur spielen. Harry Otter war kein Kostüm – es war eine Rolle. Und Clemens Schick spielte sie mit derselben Hingabe, mit der er einst im Casino Royale Pokerchips neben Bond-Schurken setzte.
Fazit
Eine Maske ist dann perfekt, wenn niemand auf die Idee kommt, wer dahintersteckt. In diesem Fall war es ein Schauspieler, der alles kann – außer sich selbst zu verraten.
Aus einem Otter wurde ein Moment für die Fernsehgeschichte.
Und aus Tübingen wurde der Ort, an dem ein Bond-Bösewicht nicht endet, sondern beginnt.



