Damit überholte das Werk sämtliche modernen Kunstrekorde und wurde zur teuersten modernen Arbeit, die je unter den Hammer kam.
Ein Meisterwerk mit bewegter Geschichte – geraubt, gerettet, fast zerstört
Das mehr als 1,80 Meter hohe Porträt, zwischen 1914 und 1916 entstanden, zeigt die junge Elisabeth Lederer – Tochter einer einflussreichen Wiener Patrizierfamilie und Teil des engsten Kreises um Gustav Klimt. Die elegante chinesische Robe, das helle Inkarnat, der ruhige Blick: Das Bild gilt als eines der feinsten Porträts aus Klimts Spätwerk.
Doch seine Geschichte ist dunkel:
- Es wurde von den Nazis geraubt
- Während des Zweiten Weltkriegs wäre es beinahe in einem Feuer zerstört worden
- 1948 wurde es an Elisabeths Bruder Erich Lederer restituiert
- Dieser behielt das Gemälde fast sein gesamtes Leben
- Erst 1983 – zwei Jahre vor seinem Tod – verkaufte er es
Dass das Werk überlebt hat, gilt Kunsthistorikern heute als Glücksfall.
Das „Juwel der Sammlung Lauder“ – und Mittelpunkt des Rekordabends
1985 gelangte das Porträt in die Sammlung von Leonard A. Lauder, dem Erben des Estée-Lauder-Imperiums. Jahrzehntelang hing das Bild in Lauders Apartment an der Fifth Avenue.
Seine langjährige Kunstberaterin Emily Braun sagte über das Werk:
„Er aß jeden Tag neben diesem Bild Mittag. Es war das Juwel seiner Sammlung.“
Lauder zeigte das Bild nur selten in Museen – für Sammler war es eines der legendärsten Privatwerke der Moderne.
Mehr als 40 % der gesamten Sammlung – Erwartungen pulverisiert
Vor der Auktion rechneten Experten mit einem Preis von etwa 150 Millionen Dollar.
Doch die Realität sah anders aus:
- Sechs Bieter kämpften 20 Minuten lang
- Das Werk schoss weit über die Schätzungen hinaus
- Es erzielte allein über 40 % der gesamten Lauder-Auktion
Lauders Kunstbestand brachte insgesamt 575,5 Millionen Dollar ein – doch Klimt dominierte den Abend.
Nur zwei vollformatige Klimt-Porträts überhaupt in Privatbesitz
Das Werk ist eines von nur zwei erhaltenen ganzfigurigen Klimt-Porträts, die sich noch in privater Hand befinden.
Diese Seltenheit, die Herkunft und die ungebrochene Nachfrage nach Klimt machten das Gemälde zu einem der begehrtesten Objekte auf dem internationalen Kunstmarkt.
Neuer Auktionsrekord für Klimt
Mit dem Zuschlag von 236,4 Millionen Dollar durchbrach das Porträt gleich mehrere Rekorde:
- Teuerstes Klimt-Werk aller Zeiten
(bisheriger Rekord: „Lady mit Fächer“, 108 Mio. Dollar, 2023) - Teuerstes modernistisches Kunstwerk aller Zeiten
- Zweitteuerstes Kunstwerk in der gesamten Auktionsgeschichte
Überboten wird es nur von Leonardo da Vincis „Salvator Mundi“ (450,3 Mio. Dollar, 2017).
Wer hat das Bild gekauft? Sotheby’s schweigt
Der Käufer wurde nicht genannt.
Die Auktion war geprägt von Telefonbietern aus Asien, Europa und den USA – doch Sotheby’s hält sich bedeckt.
Bekannt ist nur: Sechs Bieter waren aktiv, darunter mehrere institutionelle Vertreter.
Klimt bleibt ein globales Phänomen
Gustav Klimt zählt zu den wenigen Künstlern, deren Werke regelmäßig neunstellige Beträge erreichen. Auch privat werden Klimt-Werke traditionell hoch gehandelt:
- 2006 erwarb Ronald Lauder Klimts „Adele Bloch-Bauer I“ (Woman in Gold) für 135 Millionen Dollar – damals ein Weltrekord.
Der erneute Höhenflug zeigt, dass Klimt – mehr als 100 Jahre nach seinem Tod – weiterhin zu den wertstabilsten und begehrtesten Künstlern der Welt gehört.
Fazit
Der Verkauf von „Elisabeth Lederer“ ist weit mehr als ein Marktsignal:
Er erzählt eine Geschichte von Verlust, Rettung, privater Leidenschaft und kultureller Bedeutung.
Mit 236,4 Millionen Dollar setzt das Gemälde einen neuen Maßstab – und beweist, dass Gustav Klimt längst in der obersten Liga der Kunstgeschichte angekommen ist.

