Lagodinsky sieht Europa und die USA an einem Scheideweg. „Die Welt kippt, wenn wir im sogenannten Westen – in der Gemeinschaft der gemeinsamen demokratischen Werte – nicht an einem Strang ziehen“, sagte er. Der Westen verliere an Einfluss, während autoritäre Mächte wie Russland und China an Stärke gewinnen.
„Anything goes“ statt klarer Regeln
Der Grünen-Politiker spricht offen von einem gefährlichen Trend: Russland habe der Welt eine multipolare Ordnung versprochen, China wolle diese ebenfalls. Doch dahinter stecke aus seiner Sicht kein stabiles Gleichgewicht der Kräfte, sondern eine Welt, in der es keine klaren Strukturen mehr gebe – sondern allein das Recht des Stärkeren zähle.
„In Wirklichkeit ist das eine Welt, in der ‚anything goes‘ gilt“, so Lagodinsky. Es gebe keine verbindlichen Regeln mehr, keine berechenbaren Institutionen – nur Macht. Und genau hier sieht er Europas größte Schwäche: „Wir müssen unsere Werte beibehalten, aber auch lernen, Macht einzusetzen, um sie zu fördern.“
EU-Beitritt Kanadas? „Gar nicht so abwegig“
Um dem Machtverlust entgegenzuwirken, denkt Lagodinsky über völlig neue Bündnisse nach. Selbst ein EU-Beitritt Kanadas sei für ihn nicht ausgeschlossen: „Ich finde es gar nicht so abwegig, darüber zu reden, ob Kanada tatsächlich der EU beitritt, auch wenn es sich vielleicht seltsam anhört“, sagte er.
Er plädiert dafür, geografische Grenzen neu zu denken: Staaten wie Australien, Südkorea oder Japan könnten Teil eines erweiterten „neuen Westens“ werden – nicht wegen ihrer Lage auf der Weltkarte, sondern weil sie dieselben demokratischen Werte vertreten.
Westen nicht länger geografisch definieren
Für Lagodinsky ist klar: Der Begriff „Westen“ müsse neu definiert werden. „Der Westen ist in diesem Sinne ja nicht mehr geografisch definiert, sondern durch Werte“, betonte er. Demokratische Prinzipien, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte müssten künftig die Grundlage neuer Allianzen sein – nicht geografische Nähe.
Seine Forderung zielt auf ein grundsätzliches Umdenken in der Außenpolitik: Weg von rein regionalen Bündnissen, hin zu einem global vernetzten Block der Demokratien, der der wachsenden Macht autoritärer Systeme etwas entgegensetzt.
Key Facts
- Grünen-Europaabgeordneter Sergey Lagodinsky fordert neue westliche Allianzen
- Warnt vor Machtverlust des Westens in einer multipolaren Welt
- Kritisiert, dass autoritäre Systeme nur auf Macht statt auf Regeln setzen
- Bringt sogar EU-Beitritt Kanadas ins Gespräch
- Sieht auch Australien, Japan und Südkorea als mögliche Partner
- Westen soll durch gemeinsame Werte, nicht Geografie definiert werden