Gefahr ohne Landfall: Erin bleibt auf See
Derzeit bewegt sich Erin nordwestlich der Jungferninseln in Richtung Westen, mit einem prognostizierten Richtungswechsel nach Nordwesten und dann Norden. Ein direkter Landfall auf dem US-Festland wird nach jetzigem Stand nicht erwartet. Trotzdem mahnen Experten zur Vorsicht: Die mit dem Sturm verbundenen hohen Wellen und starken Strömungen können an der gesamten Ostküste der USA, von Florida bis Neuengland, für gefährliche Badebedingungen sorgen.
Das Wetter kann am Strand schön aussehen, aber die Brandung ist lebensgefährlich“, warnen Meteorologen. Das betrifft nicht nur Urlauber, sondern auch die Infrastruktur entlang der Küste. Besonders North Carolina, dessen Outer Banks oft betroffen sind, bereitet sich bereits auf erhöhte Risiken vor.

Warnung an der Küste: Hohe Wellen und Strömungen
Die Auswirkungen sind bereits sichtbar. Die National Weather Services warnen vor erhöhter Gefahr durch Rückströmungen, Strandabtragungen und küstennahe Überschwemmungen. In Dare County, einem besonders exponierten Küstengebiet, wurden Anwohner bereits aufgerufen, Hab und Gut in Sicherheit zu bringen.
Auch die Wetterdienste in Florida und Georgia warnen vor hohen Wellen von bis zu sieben Metern am 19. und 20. August. Wer dennoch ins Wasser möchte, soll dies ausschließlich an bewachten Stränden tun.
Starkregen für Karibikinseln erwartet
Der Sturm befindet sich derzeit etwa 230 Kilometer nordnordöstlich von Puerto Rico und zieht mit 22 km/h weiter westnordwestlich. Lokale Niederschläge von bis zu 20 Zentimetern werden erwartet, besonders in den nördlichen Inseln der Kleinen Antillen sowie Teilen von Puerto Rico und den Jungferninseln. In diesen Regionen kann es zu kurzfristigen Überschwemmungen kommen.
Die äußeren Regenbänder des Sturms haben bereits begonnen, die Region zu beeinflussen. Besonders gefährdet sind dabei Gebiete mit schlechter Entwässerung oder steilen Hängen.

Was hinter dem „Eyewall Replacement Cycle“ steckt
Eine Besonderheit von Erin: Der Sturm zeigt aktuell ein sogenanntes „Eyewall Replacement“ – dabei bildet sich eine neue Augenwand, was die Intensität des Sturms schwanken lässt. Meteorologen beobachten diese Entwicklung genau, denn sie kann kurzfristig zu einer Verstärkung oder Abschwächung führen.
Die neue Augenwand ist in der Regel größer, was bedeutet, dass der Sturm seine zerstörerischen Kräfte über eine größere Fläche verteilt. Erin könnte damit deutlich an Durchmesser zulegen. Die Hurrikanwinde könnten dann einen Durchmesser von über 200 Kilometern erreichen.
Rasanter Anstieg: Von Null auf Kategorie 5 in 24 Stunden
Erin wurde erst am 15. August offiziell als Hurrikan klassifiziert. Nur 24 Stunden später erreichte er Kategorie 5. Eine derart schnelle Intensivierung ist selten und tritt nur unter besonders günstigen Bedingungen auf – wie sehr warmen Meeresoberflächen und kaum störenden Höhenwinden.
Solche Phasen explosiven Wachstums beunruhigen Experten, weil sie Vorbereitungszeiten für betroffene Regionen verkürzen. In Erins Fall spielte jedoch der Verlauf über offenem Meer eine entlastende Rolle.
Küstenschutz: So bereiten sich Regionen vor
Behörden wie das North Carolina Emergency Management rufen zur Vorbereitung auf. Die Empfehlungen reichen von der Überprüfung von Notfallsets über die Sicherung von Eigentum bis hin zu einem Check der Versicherungsunterlagen. Insbesondere der separate Abschluss einer Hochwasserversicherung sollte frühzeitig erfolgen, da sie eine Wartezeit von 30 Tagen hat.
Auch Familien sollten jetzt ihre Notfallpläne überarbeiten: Wohin im Fall einer Evakuierung? Wie erreicht man sich, wenn Mobilfunknetze überlastet sind? NOAA empfiehlt, alle Schritte schriftlich festzuhalten und mit der gesamten Familie zu teilen.
Atlantische Hurrikansaison läuft auf Hochtouren
Die aktuelle Saison hat am 1. Juni begonnen und dauert offiziell bis Ende November. Die stärksten Stürme treten meist zwischen Mitte August und Mitte Oktober auf. Im Schnitt bildet sich der erste Hurrikan einer Saison am 11. August – Erin liegt also exakt im Zeitfenster für die ersten großen tropischen Wirbelstürme.
Erin reiht sich in eine Reihe früher starker Stürme ein. Seit 1970 gab es nur wenige Systeme, die bis Mitte August Windgeschwindigkeiten über 230 km/h erreichten. Unter ihnen bekannte Namen wie Allen (1980), Charley (2004) oder Dennis (2005).
