Die Bundeslagebilder „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“ und „Häusliche Gewalt“ für 2024, herausgegeben vom BMI, BMBFSFJ und BKA, belegen einen anhaltenden Anstieg weiblicher Opfer. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt kündigte die Einführung einer elektronischen Fußfessel für Täter und die Einstufung von K.o.-Tropfen als Waffe an, um die Sicherheit von Frauen zu erhöhen und die Strafverfolgung zu verschärfen.
Anstieg bei Sexualdelikten und digitalen Übergriffen
Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) verzeichnet für 2024 insgesamt 53.451 weibliche Opfer von Sexualdelikten, ein Zuwachs von 2,1 Prozent. Knapp die Hälfte war minderjährig. Sexuelle Belästigung, Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe waren die häufigsten Delikte. Bei der Erfassung der Tötungsdelikte an Frauen und Mädchen (308 Fälle) wird betont, dass die PKS keine bundeseinheitliche Definition von „Femiziden“ führt, was die Motivation erschwert. Ein besonders starker Anstieg ist bei digitaler Gewalt zu verzeichnen: 18.224 Frauen und Mädchen waren Opfer von Cyberstalking oder Online-Bedrohungen (+6,0 %). Auch politisch motivierte, frauenfeindliche Straftaten nahmen um 73,3 % auf 558 Fälle zu.
Häusliche Gewalt auf neuem Höchststand
Das Lagebild zur häuslichen Gewalt zeigt 2024 mit 265.942 Opfern einen neuen Höchststand. Über 70 Prozent der Betroffenen sind weiblich, jedoch sind fast 30 Prozent der Fälle männliche Opfer. Partnerschaftsgewalt traf primär Frauen (80 % der Opfer), während Männer mit 77,7 % der Tatverdächtigen überrepräsentiert waren. 132 Frauen und 24 Männer wurden durch Partnerschaftsgewalt getötet. Auch im Bereich der Innerfamiliären Gewalt gab es einen Anstieg, und digitale Straftaten nahmen hier um 20,4 % zu.
Dunkelfeldstudie LeSuBiA beleuchtet nicht angezeigte Taten
BKA-Präsident Holger Münch hob das „hohe Dunkelfeld“ bei häuslicher Gewalt hervor, da viele Taten aus verschiedenen Gründen nicht angezeigt werden. Die Opferbefragung „Lebenssituation, Sicherheit und Belastung im Alltag (LeSuBiA)“ zeigt eine Anzeigequote von unter zehn Prozent, bei Partnerschaftsgewalt sogar unter fünf Prozent. Die vom BKA in Kooperation mit BMI und BMBFSFJ durchgeführte Studie LeSuBiA soll helfen, Gewaltursachen besser zu verstehen und wirksame Schutzmaßnahmen zu entwickeln.

