Das Personal des afghanischen Generalkonsulats in Bonn hat geschlossen seine Kündigung eingereicht. Dieser Schritt erfolgt als Protest gegen die Entscheidung der Bundesregierung, Taliban-Vertreter in Deutschland tätig werden zu lassen. Eine entsprechende Pressemitteilung der betroffenen Mitarbeiter, über die die „taz“ (Dienstagausgabe) berichtet, erklärt, dass sich die Belegschaft „außerstande [sieht], unseren Dienst unter diesen neuen Umständen fortzusetzen.“
Die Konsular-Mitarbeitenden, die nun gekündigt haben, traten ihre Posten bereits vor dem Fall Kabuls an die Taliban an. Sie repräsentierten somit die frühere, liberalere afghanische Regierung, die seit der Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021 nicht mehr besteht. Trotz dieser Entwicklung setzten die diplomatischen Mitarbeiter in Bonn sowie in einem weiteren Konsulat in Berlin ihren Dienst fort, wurden jedoch von der neuen Regierung in Kabul nicht mehr offiziell anerkannt. Das afghanische Konsulat in München hingegen hat sich bereits seit geraumer Zeit den Taliban angeschlossen.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte im Sommer zwei Taliban-Vertretern die Einreise nach Deutschland gestattet. Dies geschah im Rahmen eines Abschiebeflugs im Juli und zur Sondierung weiterer möglicher Flüge. Einer dieser Vertreter soll dem Konsulat in Bonn zugewiesen werden. Diese Entscheidung führte nun zum geschlossenen Rücktritt der dortigen Belegschaft.
In ihrer Erklärung betont das bisherige Konsulatspersonal, dass die deutsche Entscheidung, Taliban-Vertreter einreisen zu lassen, „den Werten widerspricht, die wir hochhalten.“ Die Mitarbeiter äußern weiter: „Unsere Hoffnung bleibt stark, dass Afghanistan eines Tages ein System erleben wird, das auf dem Willen, der Würde und den Träumen seines Volkes aufgebaut ist.“
Nach ihrem Siegeszug im Jahr 2021 haben die Taliban in Afghanistan eine Diktatur wiedererrichtet. Insbesondere Frauen und Homosexuelle werden von den Islamisten massiv unterdrückt. Menschenrechtsorganisationen berichten zudem von Folter und der Verhängung von Todesstrafen in den Gefängnissen.
(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)