Debatte über Medikamentenvergabe

Berlin: Kontroverse um teure Medikamente für Hochbetagte

CDU-Gesundheitspolitiker Hendrik Streeck löst mit seinen Überlegungen zur Vergabe teurer Medikamente an ältere Menschen eine breite Debatte aus. Während einige die Notwendigkeit klarer Leitlinien sehen, kritisieren andere den Vorschlag als Angriff auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Rechte hochbetagter Patienten.
Berlin: Kontroverse um teure Medikamente für Hochbetagte
Berlin: Kontroverse um teure Medikamente für Hochbetagte
Tabletten (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Die von CDU-Gesundheitspolitiker und Suchtbeauftragter Hendrik Streeck angestoßene Diskussion über die Verabreichung teurer Medikamente an Hochbetagte hat eine Welle von Reaktionen ausgelöst, die von starkem Lob bis hin zu scharfer Kritik reichen.

Kritik an Streecks Gedankenspielen

Sören Pellmann, Vorsitzender der Linksfraktion, äußerte sich empört gegenüber der „Rheinischen Post“. Er bezeichnete Streecks Gedankenspiele als „beschämend“ und als eine Handlung, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt weiter untergräbt. Pellmann forderte Streeck auf, klarzulegen, ab welchem Alter ein Leben seiner Ansicht nach nicht mehr als schützenswert gelte. Er betonte, dass es widersprüchlich sei, armen Menschen, die ohnehin eine geringere Lebenserwartung haben, nun auch noch lebensverlängernde Therapien zu verweigern. Stattdessen schlug Pellmann vor, die Preise für neue, oft extrem teure Arzneimittel zu regulieren, anstatt die Pharmaindustrie von Sparmaßnahmen im Gesundheitssystem auszunehmen.

Streecks Begründung für die Debatte

Streeck hatte seine Überlegungen damit begründet, dass in der medizinischen Selbstverwaltung „klarere und verbindliche Leitlinien“ notwendig seien. Er argumentierte im TV-Sender „Welt“, dass bestimmte Medikamente in fortgeschrittenen Lebensphasen nicht immer angewendet werden sollten, da es Situationen gebe, in denen medizinische Maßnahmen nicht mehr sinnvoll seien.

Unterstützung von der Bundesärztekammer

Die Bundesärztekammer begrüßte die von Streeck initiierte Debatte. Präsident Klaus Reinhardt erklärte im „Tagesspiegel“, dass Therapieentscheidungen bei hochbetagten oder sterbenskranken Patienten eine besondere ärztliche Verantwortung erforderten. Er betonte, dass medizinische Sinnhaftigkeit und menschliche Angemessenheit in der letzten Lebensphase entscheidend seien. Reinhardt stellte jedoch klar, dass ärztliche Therapieentscheidungen „nicht vom Alter oder vom wirtschaftlichen Aufwand abhängen, sondern vom individuellen Patientenwillen, der Prognose und der Lebensqualität.“ Er fügte hinzu, dass Ärzte in einem überregulierten Gesundheitssystem Schwierigkeiten hätten, individuelle Entscheidungen gemeinsam mit Patienten zu treffen, was zu Übertherapien zum Nachteil der Patienten und des Gesundheitssystems führen könne.

(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)

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