Monika Schnitzer, die Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, und der Klimaökonom Gernot Wagner haben ihre Besorgnis über die offizielle Prognose zum zukünftigen Strombedarf in Deutschland geäußert. In einem Gastbeitrag in der „Die Zeit“ argumentieren sie, dass die Schätzungen, auch die des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, den tatsächlichen Anstieg des Stromverbrauchs erheblich unterschätzen könnten.
Die Experten heben hervor, dass Faktoren wie die rasant wachsende Zahl an Rechenzentren, die zunehmende Elektromobilität, der vermehrte Einsatz von Wärmepumpen und der unaufhaltsame Vormarsch der Künstlichen Intelligenz (KI) den Stromverbrauch weitaus stärker in die Höhe treiben werden, als dies in vielen aktuellen Prognosen berücksichtigt wird. Eine zu konservative Einschätzung dieser Entwicklungen berge das Risiko von Netzüberlastungen und Versorgungsengpässen, was wiederum das Wirtschaftswachstum nachhaltig beeinträchtigen könnte.
Anstatt Debatten über den Bau neuer Gaskraftwerke zu führen, fordern Schnitzer und Wagner Investitionen in die kritische Infrastruktur. Dazu gehören der Ausbau von Hochspannungsleitungen, die Einrichtung großer Batteriespeicher, die Modernisierung zu smarten Verteilnetzen und der Bau von Elektrolyse-Anlagen zur Produktion von grünem Wasserstoff. Diese Maßnahmen betrachten sie als das essentielle Fundament für eine klimaneutrale Energieversorgung in der Zukunft.
Die derzeitige Geschwindigkeit beim Ausbau der notwendigen Infrastruktur halten die Experten für unzureichend, um mit dem Tempo des Übergangs zu erneuerbaren Energien Schritt zu halten. Sie betonen die Dringlichkeit, dass Deutschland und die gesamte Europäische Union umgehend handeln müssen, um nicht nur die Bezahlbarkeit des Stroms zu gewährleisten, sondern auch eine sichere Versorgung und die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu erhalten.
(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)