Reformstau und Misstrauensvotum

Sozialsysteme am Scheideweg: Deutsche fordern radikale Reformen, doch das Vertrauen in die Regierung schwindet

Ein Beben erschüttert die Grundfesten des deutschen Sozialstaats. Eine überwältigende Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger verlangt tiefgreifende Reformen bei Rente, Pflege und Krankenversicherung. Gleichzeitig offenbart eine aktuelle Umfrage ein dramatisches Misstrauen gegenüber der Regierung, diese existenziellen Herausforderungen zu meistern. Besonders alarmierend: Die junge Generation hat den Glauben an eine sichere Zukunft fast vollständig verloren.
Sozialsysteme am Scheideweg: Deutsche fordern radikale Reformen, doch das Vertrauen in die Regierung schwindet
Sozialsysteme am Scheideweg: Deutsche fordern radikale Reformen, doch das Vertrauen in die Regierung schwindet
Foto: WDR/dpa/Julian Stratenschulte

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Die Zahlen, die infratest dimap im Auftrag des ARD-DeutschlandTrend erhoben hat, sind ein unmissverständliches Mandat für die . Bei der gesetzlichen Rentenversicherung sehen 85 Prozent der Befragten dringenden Handlungsbedarf – 49 Prozent fordern sogar eine „grundlegende Reform“, während 36 Prozent für „gezielte Anpassungen“ plädieren. Ähnlich düster ist die Stimmung bei der Pflegeversicherung, wo 85 Prozent Änderungen wollen (42 Prozent grundlegend), und bei der Krankenversicherung sind es 83 Prozent (44 Prozent grundlegend). Nur eine kleine Minderheit von etwa 10 Prozent meint, alles könne so bleiben, wie es ist.

Das Misstrauensvotum gegen die Politik

Doch während der Ruf nach Veränderung lauter wird, befindet sich das Vertrauen in die Lösungskompetenz der Regierung im freien Fall. Von denjenigen, die Reformen für notwendig halten, haben sage und schreibe 81 Prozent kein Vertrauen, dass die die Rente zukunftssicher machen wird. Dieses massive Misstrauen zieht sich durch alle Bereiche: 75 Prozent der Bürger zweifeln an einer nachhaltigen Lösung für die Pflege, 72 Prozent bei der Krankenversicherung. Es ist ein klares Signal, dass die Bevölkerung die Dringlichkeit erkennt, der Politik aber die Umsetzung nicht mehr zutraut.

Die verlorene Generation? Dramatische Kluft bei der Alterssicherung

Die wohl brisanteste Erkenntnis der Umfrage ist die tief gespaltene Wahrnehmung der eigenen im Alter. Insgesamt fühlen sich nur 45 Prozent der Deutschen gut für den Ruhestand abgesichert, während eine Mehrheit von 51 Prozent dies verneint.

Der Blick auf die Altersgruppen gleicht jedoch einem sozialen Offenbarungseid. Während die Generation 65+ mit 69 Prozent mehrheitlich zuversichtlich in die Zukunft blickt, fühlen sich bei den 18- bis 34-Jährigen nur noch erschütternde 19 Prozent gut abgesichert. Drei Viertel (75 Prozent) dieser jungen Generation blicken mit großer Sorge auf ihr Rentenalter. Diese Zahlen belegen eine dramatische Generationenkluft und nähren die Angst, dass der Generationenvertrag vor dem Kollaps steht. Die Politik steht unter immensem Druck, Antworten zu liefern, bevor das Vertrauen vollständig erodiert ist.

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