Mehrheit wünscht sich mehr ÖPNV
36 Prozent der Befragten gaben an, dass sie zuerst in den Ausbau von Bus und Bahn investieren würden, wenn sie die Entscheidung treffen könnten. Damit bleibt der ÖPNV das Top-Thema in der Verkehrspolitik. Auch der Erhalt der bestehenden Infrastruktur gewinnt an Gewicht: Der Anteil derer, die den Erhalt von Straßen und Brücken am wichtigsten finden, stieg von 13 auf 19 Prozent.
Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sieht darin Rückenwind: „Die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger werden klar formuliert: mehr Bus und Bahn – und gerne auch ein Mobilitätspass zur Finanzierung.“
Zustimmung für Mobilitätspass
Der sogenannte Mobilitätspass, eine Abgabe, die direkt mit einem ÖPNV-Abo verrechnet wird, stößt weiter auf breite Zustimmung. Zwei Drittel der Bürger in Baden-Württemberg wären bereit, einen monatlichen Beitrag zu leisten. Besonders stark ist die Unterstützung bei den Jüngeren: 77 Prozent der 16- bis 34-Jährigen würden sich beteiligen.
Hermann betont: Trotz angespannter Wirtschaftslage bleibe die Bereitschaft hoch. „Das Land hat mit dem Landesmobilitätsgesetz die Grundlage geschaffen. Jetzt braucht es mutige Kommunen, die den Schritt in die Umsetzung wagen.“
Straßen und Brücken rücken stärker in den Fokus
Neben dem ÖPNV-Ausbau rückt die Instandhaltung von Straßen und Brücken zunehmend ins Bewusstsein der Menschen. Nach mehreren Brückensperrungen im Land ist der Sanierungsbedarf unübersehbar. Acht von zehn Befragten unterstützen den Grundsatz „Erhalt vor Neubau“. Besonders die groß angelegte Ausschreibung für 30 Brückenprojekte im Jahr 2024 gilt als wichtiger Schritt.
Falschparker und Parkraum-Kontrolle
Ein weiteres Ergebnis: 80 Prozent der Befragten wünschen sich schärfere Kontrollen gegen Falschparker. Seit Inkrafttreten des Landesmobilitätsgesetzes können Kommunen dafür auf Scan-Fahrzeuge setzen – fünf Pilotprojekte laufen bereits. Besonders Frauen und jüngere Menschen sprechen sich dafür aus, die Einnahmen aus Parkgebühren gezielt in die Radverkehrsinfrastruktur zu investieren.
Elektroautos spalten die Meinungen
Bei der Elektromobilität ist das Bild gemischt: Rund die Hälfte der Menschen in Baden-Württemberg kann sich vorstellen, ein E-Auto zu kaufen – allerdings nur, wenn der Preis stimmt. 65 Prozent der Jüngeren zeigen sich grundsätzlich offen. Doch gleichzeitig glaubt etwa jeder Zweite, dass E-Autos nicht umweltfreundlicher seien als Verbrenner.
Klimapolitik: Akzeptanz mit Bedingungen
Auch beim Thema CO₂-Bepreisung zeigt sich Zustimmung – unter klaren Voraussetzungen. 80 Prozent finden einen CO₂-Preis gerecht, wenn die Einnahmen in klimaschonende Maßnahmen fließen, etwa den Ausbau des Nahverkehrs oder steuerliche Entlastungen für klimafreundliche Investitionen.
Mehr Rücksicht für Kinder und Schwächere
Besonders deutlich wird der Wunsch nach mehr Unterstützung für bestimmte Gruppen: 88 Prozent erwarten gezielte Hilfen für Menschen mit Beeinträchtigungen. Auch Senioren, Kinder und Menschen in ländlichen Regionen sollen stärker berücksichtigt werden. 78 Prozent wünschen sich, dass die Bedürfnisse von Kindern in der Straßenverkehrssicherheit eine größere Rolle spielen.
So lief die Umfrage
Die repräsentative Befragung wurde von Forsa zwischen dem 12. und 23. Mai 2025 durchgeführt. 1.000 Personen ab 16 Jahren in Baden-Württemberg wurden per Telefoninterview befragt. Die Ergebnisse sind nach Raumkategorien des Landesentwicklungsplans 2002 aufgeschlüsselt.