Während Scholz nach seiner Rede noch mit Fraktionschef Rolf Mützenich sprach, trat Saskia Esken an die beiden heran. Doch anstatt die Hand der Parteivorsitzenden zu schütteln, wendet sich Scholz von ihr ab und zieht mit Mützenich weiter. Zurück bleibt Esken, die ratlos die Hände hebt und den Kopf schüttelt.
Ein Bild, das Fragen aufwirft
Die Szene, die live übertragen wurde, sorgt auf der Plattform X für Spott. Ein User kommentierte: „Er hatte sie eindeutig gesehen. Welch ein Wicht.“ FDP-Vize Wolfgang Kubicki spottete: „Was nützt die Quote, wenn keiner mehr mit dir redet?“ Auch Politiker der Union äußerten sich kritisch. Jens Spahn (CDU) kommentierte sarkastisch: „Respekt für dich“, in Anspielung auf Scholz’ oft genutztes Motto.
Was nützt die Quote, wenn keiner mehr mit dir redet? WK #RespektfürDich
— Wolfgang Kubicki (@KubickiWo) December 16, 2024
pic.twitter.com/pRlFfdhzoc
Später reagierte Scholz auf die Szene. Auf X schrieb er: „Saskia und ich haben uns das Video angeschaut. Peinlich von mir – zum Glück konnten wir beide drüber lachen.“ Doch die öffentliche Wahrnehmung bleibt: Der Vorfall wirft kein gutes Licht auf das Verhältnis der beiden SPD-Spitzenpolitiker.
Saskia und ich haben uns das Video angeschaut. Peinlich von mir – zum Glück konnten wir beide drüber lachen… pic.twitter.com/IIdRdSL4by
— Olaf Scholz (@OlafScholz) December 16, 2024
Scholz ohne Selbstkritik nach Vertrauensfrage
Die Szene ereignete sich kurz nach der verlorenen Vertrauensfrage, bei der 394 Abgeordnete für die Abwahl des Kanzlers stimmten, während nur 207 Parlamentarier ihn unterstützten. In seiner Rede vermied Scholz trotz der deutlichen Niederlage selbstkritische Töne. Stattdessen sprach er fast 30 Minuten lang über die Zukunft Deutschlands, ohne dabei auf die Fehler seiner Regierung einzugehen.
„Es fehlen Demut und Selbstkritik“, kommentieren die Stuttgarter Nachrichten die Ansprache. Dass eine Regierung nach nur drei Jahren zerbricht, sei historisch selten – doch Scholz fand keine Worte, die die Dimension des Scheiterns widerspiegeln.
SPD-Chefin unter Druck
Für Saskia Esken ist der Vorfall ein weiteres Kapitel in einer Reihe von Rückschlägen. Bereits in der Vergangenheit geriet sie durch missglückte TV-Auftritte unter Druck. Innerhalb der SPD wird gemunkelt, dass ihr Rückhalt schwindet. Manche fordern gar ein Ende ihrer Talkshow-Auftritte, um weiteren Schaden von der Partei abzuwenden.
Ein beispielloses Schauspiel im Bundestag
Die Bilder aus dem Bundestag zeigen nicht nur eine irritierte Parteivorsitzende, sondern werfen Fragen nach der Zukunft der SPD-Führung auf. Der Kanzler, dessen Koalition gescheitert ist, scheint sich kaum um den Zusammenhalt der eigenen Partei zu sorgen. Währenddessen brodelt es in den sozialen Medien – und in der Partei selbst.
Ob die SPD aus dieser Situation gestärkt hervorgehen kann oder ob die Führungsriege weiter geschwächt wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch: Der Vorfall wird der angeschlagenen Partei noch lange nachhängen.