Massenhafte Falschinfos

Gefährliche Tipps auf TikTok: Über 50 % aller Mental-Health-Tipps sind Fake!

Wer auf TikTok nach Tipps für die mentale Gesundheit sucht, findet oft mehr Schaden als Hilfe. Eine neue Analyse des „Guardian“ zeigt: Mehr als die Hälfte der erfolgreichsten Mental-Health-Videos auf TikTok enthalten Falschinformationen. Betroffene sehen sich mit unrealistischen Heilversprechen, fragwürdigen Nahrungsergänzungsmitteln und gefährlichen Vereinfachungen konfrontiert.
Gefährliche Tipps auf TikTok: Über 50 % aller Mental-Health-Tipps sind Fake!
Gefährliche Tipps auf TikTok: Über 50 % aller Mental-Health-Tipps sind Fake!

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„Iss eine Orange unter der Dusche“ – das soll gegen Angst helfen?

Klingt absurd – ist aber einer der zahlreichen „Tipps“, die auf TikTok millionenfach verbreitet werden. Andere versprechen die Heilung von Trauma in nur einer Stunde oder diagnostizieren normale Emotionen als Persönlichkeitsstörung. Die Studie des „Guardian“ untersuchte die 100 meistgeklickten Videos unter dem Hashtag #mentalhealthtips – und stellte in 52 Fällen nachweislich Falschangaben fest.

@lifewjan rumor has it 🍊 #orange #showertok #showerroutine #mentalhealth #anxiety #shower #lifehacks #lifehack #lifetips ♬ Trailer Park Boyz – Noah

Fachleute: „Verwirrend, verharmlosend – sogar gefährlich“

David Okai, Neuropsychiater am King’s College London, warnt: „Begriffe wie Wohlbefinden, Angst und psychische Störung werden dort wahllos vermischt. Das ist verwirrend – und bagatellisiert ernste Krankheitsbilder.“

Auch Psychologin Amber Johnston schlägt Alarm: Viele Clips auf TikTok vermitteln, dass alle Traumapatienten gleich fühlen und sich gleich heilen lassen. Die Realität sei komplexer – und TikTok trage dazu bei, „dass sich Menschen wie Versager fühlen, wenn einfache Tipps bei ihnen nicht wirken.“

Politik fordert Konsequenzen: „Ein echtes Sicherheitsrisiko“

Die Ergebnisse sorgen auch in der Politik für Aufsehen. Labour-Abgeordnete Chi Onwurah fordert Nachbesserungen im Online Safety Act. Sie kritisiert, dass TikToks Empfehlungsalgorithmus gefährliche Inhalte verstärke.

Paulette Hamilton, kommissarische Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, sagt klar: „Solche Videos sind kein Ersatz für professionelle Hilfe – im Gegenteil, sie verharmlosen ernsthafte Erkrankungen.“

TikTok: Zusammenarbeit mit WHO, aber Kritik bleibt

TikTok selbst verteidigt sich: Man arbeite mit der Weltgesundheitsorganisation und dem britischen NHS zusammen und entferne 98 Prozent schädlicher Inhalte bereits vor Meldung. Trotzdem bleibt die Kritik bestehen, dass spektakuläre Kurzvideos mit wenig Inhalt ernste psychische Probleme zunehmend verzerren – und Hilfesuchende fehlleiten.

Warum TikTok keine Therapie ersetzt

TikTok kann Mut machen, Verständnis fördern – aber es ersetzt keine Psychotherapie, keine Diagnose und keine echte Hilfe. Experten raten dringend: Bei psychischen Belastungen bitte nicht auf 30-Sekunden-Clips verlassen – sondern professionelle Beratung aufsuchen.

Wichtige Hilfekontakte in Deutschland:
– Telefonseelsorge: 0800 111 0 111
www.deutsche-depressionshilfe.de
www.bke-beratung.de (für Jugendliche)

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