München bleibt Deutschlands Stornierungs-Hotspot
Erneut erweist sich der Flughafen München als Sorgenkind bei den Annullierungen. Mit einer Ausfallquote von 1,29 % im ersten Halbjahr 2025 ist er der unrühmliche Spitzenreiter in Deutschland. Im europaweiten Vergleich landet der bayerische Airport damit auf dem vierten Platz. Negativer schneiden nur London Heathrow (1,35 %), Brüssel (1,36 %) und der finnische Flughafen Helsinki (2,50 %) ab, dessen Spitzenposition stark durch Personalstreiks beeinflusst wurde.
Eine positive Entwicklung zeigt sich hingegen am größten deutschen Drehkreuz in Frankfurt. Der Flughafen konnte seine Stornierungsquote auf 0,55 % senken und positioniert sich damit auf einem stabilen 15. Platz in Europa. Auch die Flughäfen Berlin-Brandenburg (1,09 %, Platz 6) und Düsseldorf (0,63 %, Platz 12) konnten ihre Quoten im Vergleich zum Jahresanfang verbessern.
Alarmsignal für Reisende: Verspätungen nehmen drastisch zu
Die Kehrseite der Medaille ist ein alarmierender Anstieg der Verspätungen. Lagen die Quoten an deutschen Flughäfen im ersten Quartal noch bei soliden 12 bis 15 Prozent, schnellten sie zur Jahresmitte auf 20 bis 30 Prozent hoch. Besonders dramatisch ist die Lage am Hauptstadtflughafen BER, wo mittlerweile 30,75 % aller Flüge verspätet sind.
Feyza Türkön, Rechtsanwältin und Expertin für Fluggastrecht bei Flightright, warnt: „Die aktuellen Zahlen senden ein klares Alarmsignal an Flugreisende: Zwar gehen die Stornierungen leicht zurück, doch die Verspätungen an Deutschlands Flughäfen steigen teils drastisch – am BER sogar auf über 30 Prozent. Wer jetzt in der Sommersaison reist, muss mit erheblichen Verzögerungen rechnen.“ Sie rät Reisenden, ihre Rechte zu kennen, denn: „gerade bei Verspätungen von mehr als drei Stunden oder kurzfristigen Annullierungen stehen Reisenden oft Entschädigungen zu – und diese werden leider längst nicht immer freiwillig gezahlt.“
Deutschland im Europa-Vergleich: Weniger Ausfälle, aber hohe absolute Zahlen
Prozentual gesehen hat sich die Lage in Deutschland verbessert. Mit einer Stornierungsquote von 0,76 % liegt die Bundesrepublik nur noch auf dem sechsten Platz in Europa – eine Verbesserung um zwei Plätze. Betrachtet man jedoch die absoluten Zahlen, ergibt sich ein anderes Bild: Mit 3.042 Flugstornierungen liegt Deutschland auf dem zweiten Platz hinter dem Vereinigten Königreich (3.179).
„Dass Deutschland im europäischen Vergleich nur noch auf Platz sechs bei den Flugausfällen liegt, ist ein positives Signal“, so Türkön. „Doch diese Verbesserung relativiert sich, wenn man bedenkt, dass es sich trotz besserer Quote noch immer um mehrere Tausend ausgefallene Flüge handelt.“ Flightright fordert daher eine Erhöhung der Entschädigungssummen, die seit 20 Jahren unverändert sind, während Inflation und Ticketpreise stark gestiegen sind.
Ausblick: Keine Entspannung in Sicht
Für die zweite Jahreshälfte erwarten Experten keine nachhaltige Besserung. Interne Probleme bei den Airlines, Lieferengpässe bei Flugzeugherstellern wie Boeing und Airbus sowie das hohe Passagieraufkommen setzen die Flugpläne unter Druck.
Feyza Türkön resümiert: „Unsere Auswertung zeigt: Zwar wurden weniger Flüge gestrichen, doch die Zahl der Verspätungen ist europaweit deutlich gestiegen – und ein Ende dieses Trends ist nicht in Sicht.“ Auch neue Streiks könnten die Lage jederzeit verschärfen. Für Flugreisende bedeutet das: Weiterhin sind starke Nerven und die Kenntnis der eigenen Rechte gefragt.
