Die Unterschiede zwischen sozialen Gruppen bleiben groß.

Baden-Württemberg bei Bildungsstudie in der Spitzengruppe – doch es bleibt Luft nach oben

Baden-Württemberg gehört beim aktuellen IQB-Bildungstrend zu den Gewinnern: Das Land erzielt im bundesweiten Vergleich überdurchschnittliche Ergebnisse – insbesondere an den Gymnasien konnten trotz Pandemie keine Kompetenzverluste festgestellt werden.
Foto: insidebw.de / AI

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Doch so positiv die Ergebnisse auch klingen: Ganz ungetrübt ist die Bilanz nicht.
Denn die Studie zeigt auch in Baden-Württemberg weiterhin deutliche Leistungsunterschiede zwischen Schüler:innen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen.

Baden-Württemberg mit überdurchschnittlichen Ergebnissen

Der aktuelle Bildungstrend des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) bestätigt Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen ein klar überdurchschnittliches Abschneiden.

Im Bericht heißt es:

„Vergleicht man die Muster signifikanter Abweichungen der Ländermittelwerte von den Mittelwerten für Deutschland insgesamt, […] so sind für einzelne Länder deutliche Verbesserungen zu verzeichnen. Besonders prägnant ist die Verbesserung […] für Baden-Württemberg, wo die Ergebnisse im Jahr 2024 in allen Fächern signifikant höher ausfallen als in Deutschland insgesamt.“

Damit gehört das Land zu den Regionen, die sich deutlich vom bundesweiten Abwärtstrend absetzen konnten.

Keine Kompetenzverluste im Gymnasium

Positiv fällt der Blick auf die Gymnasien aus.
Trotz Pandemie, Lernrückständen und Unterrichtsausfällen zeigen sich hier keine Kompetenzverluste.

Kultusministerin Theresa Schopper betont:

„Obwohl wir eines der Flächenländer mit dem größten Anteil an Schülerinnen und Schülern mit Zuwanderungshintergrund sind, haben wir uns in Teilen dem allgemeinen Trend eines extremen Leistungsabfalls entzogen. So haben wir beispielsweise im Gymnasium keine Kompetenzverluste.“

Die Ministerin sieht darin ein Zeichen, dass sich Investitionen in Unterrichtsqualität und Förderung bezahlt machen – etwa durch gezielte Programme zur Stärkung von Basiskompetenzen.

Deutliche Unterschiede bei sozial benachteiligten Kindern

Allerdings offenbart der Bericht auch Schwächen:
Gerade bei Kindern aus sozial schwachen oder bildungsfernen zeigen sich deutliche Kompetenzverluste.

Schopper räumt ein:

„Wir sehen insbesondere im Bereich der sozial Schwächeren und bei Kindern aus bildungsferneren Elternhäusern deutliche Kompetenzverluste, die wir uns sehr genau anschauen müssen.“

Damit wird klar: Auch wenn Baden-Württemberg insgesamt gut dasteht, bleibt die soziale Schere im Bildungssystem ein zentrales Problem.

Reformen sollen Bildungsungleichheit abbauen

Das Land hat bereits mehrere Reformen gestartet, um genau hier gegenzusteuern:

  • „SprachFit“: Frühförderprogramm für Kinder mit sprachlichen Defiziten
  • Juniorklassen: Vorschulische Förderung für Kinder, die noch nicht schulreif sind
  • Lesebänder und Mathebänder: Verbindliche Übungszeiten an allen Schularten
  • Intensivere Lehrerfortbildung in und Mathematik

Diese Maßnahmen folgen den Empfehlungen des IQB-Berichts, der insbesondere die frühe Sprach- und Mathematikförderung hervorhebt.

IQB mahnt gemeinsames Handeln an

Der Bildungstrend 2024 hat Neuntklässler untersucht – Jugendliche, die während der Pandemie in der fünften Klasse waren und damit besonders unter Schulschließungen litten.
Viele Lernlücken sind also spät sichtbar geworden.

Im Fazit des IQB-Berichts heißt es:

„Nur durch ein abgestimmtes Zusammenwirken aller Beteiligten – Familien, Schulen, Bildungseinrichtungen und Lehrkräftebildung – können die Lern- und Entwicklungsziele für Kinder und Jugendliche in Deutschland nachhaltig gesichert werden.“

allein reicht nicht – Eltern in der Pflicht

Auch die Kultusministerin mahnt ein stärkeres Zusammenwirken an:

„Die Schule allein kann es nicht richten. Auch die Eltern müssen ihre Verantwortung wahrnehmen und sich partnerschaftlich für eine gute Bildung engagieren.“

Trotz der insgesamt positiven Bilanz sieht Schopper weiteren Handlungsbedarf.
Gerade für Kinder, die zu Hause wenig Unterstützung erhalten, müsse es künftig noch gezieltere Förderung geben.

„Dann ist auch hier eine Trendwende zu steigenden Leistungen möglich“, so die Ministerin.

Fazit: Gute Ergebnisse – aber kein Grund zur Selbstzufriedenheit

Baden-Württemberg steht beim IQB-Bildungstrend 2025 klar in der Spitzengruppe – das ist ein Erfolg.
Doch der Bericht zeigt auch:
Erfolg ist nicht gleichbedeutend mit Gerechtigkeit.

Die Bildungschancen hängen nach wie vor stark vom Elternhaus ab.
Und genau hier bleibt das Land gefordert, wenn es seine gute Ausgangslage langfristig sichern will.

Fazit: Baden-Württemberg darf stolz sein – aber nicht stehen bleiben. Denn auch in der Spitzengruppe gibt es noch Luft nach oben.

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