Kontroverse Aussagen in ARD-Talk

AfD-Chefin Alice Weidel bei Miosga: Augenrollen und Schuldkult-Debatte sorgen für Aufregung

AfD-Chefin Alice Weidel war am Sonntagabend in der ARD-Talkshow „Caren Miosga“ zu Gast – und sorgte mit ihrer Reaktion auf eine Frage zum Holocaust-Gedenktag für Diskussionen. Ihr Augenrollen und die anschließenden Aussagen über den sogenannten „Schuldkult“ führten zu scharfer Kritik. Doch nicht nur das – auch ihre wirtschaftspolitischen Vorschläge und ihre Haltung zur EU wurden von den anderen Gästen deutlich hinterfragt.
AfD-Chefin Alice Weidel bei Miosga: Augenrollen und Schuldkult-Debatte sorgen für Aufregung
AfD-Chefin Alice Weidel bei Miosga: Augenrollen und Schuldkult-Debatte sorgen für Aufregung
Foto: © NDR/Philipp Rathmer/Lenny Grade

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Miosga konfrontiert Weidel mit Holocaust-Gedenken

Gleich zu Beginn der Sendung machte Moderatorin Caren Miosga deutlich, dass sie Alice Weidel nicht ohne kritische Nachfragen davonkommen lassen würde. Als sie die AfD-Fraktionsvorsitzende auf den Holocaust-Gedenktag und persönliche Lehren aus Auschwitz ansprach, reagierte Weidel zunächst mit einem Augenrollen – ein Moment, der für hitzige Debatten sorgen sollte.

Miosga ließ nicht locker: „Warum verdrehen Sie die Augen, Frau Weidel?“ Weidel wich aus, behauptete, dass ihre Fraktion den Gedenkreden am 27. Januar „gelauscht“ habe. Doch frühere Äußerungen, in denen sie als einem „Schuldkult“ verhaftet beschrieb, wollte sie nicht gänzlich zurücknehmen.

„Diese ganze Holocaust-Anheftung ist nicht nur falsch, sondern geschichtsvergessen und nervtötend“, erklärte Weidel gereizt. Dabei spielte sie darauf an, dass ihrer Ansicht nach die AfD unberechtigterweise mit der NS-Zeit in Verbindung gebracht werde.

AfD-Wirtschaftspolitik unter Beschuss

Nach der Holocaust-Debatte rückte die Talkrunde auf die wirtschaftspolitischen Vorschläge der AfD vor. Weidel forderte die Rückkehr zur D-Mark und argumentierte, dass der Euro „ungeordnet abgewickelt“ werden müsse. Diese Position stieß auf heftigen Widerspruch.

Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), erklärte: „Wir halten insbesondere die europapolitischen Vorschläge der AfD für grundfalsch. Wir brauchen mehr Europa und nicht weniger Europa.“ Sie warnte davor, dass eine Rückkehr zur D-Mark verheerende Folgen für die deutsche hätte, insbesondere für die exportorientierte Automobilbranche.

Robin Alexander, stellvertretender Chefredakteur der „Welt“, ging noch weiter. Er betonte, dass Weidel mit ihrer Haltung gegen die Politik aller konservativen Bundeskanzler der Nachkriegszeit stehe – von Konrad Adenauer über Helmut Kohl bis Angela Merkel.

„Wenn Sie gegen den Euro sind, sind Sie gegen Kohl. Und wenn Sie gegen Europa sind, sind Sie gegen Adenauer. Und wenn Sie gegen die NATO sind, sind Sie gegen das alles“, stellte Alexander fest.

EU und Energiepolitik – Weidel gerät ins Straucheln

Auch in anderen Themenfeldern zeigte sich, dass Weidel Mühe hatte, ihre Positionen überzeugend zu vertreten. Die AfD setzt sich für eine Abkehr von der Europäischen Union ein und fordert eine „Rückführung der Kompetenzen“ auf nationale Ebenen.

Müller hielt dagegen: „Deutschland alleine wäre angesichts der globalen Herausforderungen viel zu schwach. Und deshalb müssen wir alles tun, um Europa zu stärken.“

Besonders deutlich wurden die Differenzen in der Energiepolitik. Weidel erklärte, dass sie Subventionen für erneuerbare Energien abschaffen und stattdessen auf Kernkraft setzen wolle. Sie bezeichnete Windkraftanlagen als „Windmühlen“ und forderte deren Rückbau.

Müller widersprach vehement: „Die Baukosten für Solar und Wind sind absolut wettbewerbsfähig. Windräder abzureißen wäre eine Vernichtung von Kapital und völlig unsinnig.“ Sie warnte davor, dass ein Festhalten an fossilen Energieträgern und Kernkraft Deutschland technologisch zurückwerfen könnte.

Weidels Äußerungen zu Deutschland als „Sklavenstaat“

Ein weiteres kontroverses Thema war Weidels Haltung zur geopolitischen Rolle Deutschlands. In einem Interview mit „The American Conservative“ hatte sie Deutschland als „besiegtes Volk“ und „Sklavenstaat der USA“ bezeichnet.

Miosga wollte wissen, was Weidel damit meine. Die AfD-Chefin erklärte, Deutschland müsse seine eigenen Interessen vertreten und dürfe sich „nicht vor das Kanonenrohr spannen lassen“, wenn es um geopolitische gehe. Dabei bezog sie sich auf die von der Bundesregierung diskutierte Lieferung von Taurus-Raketen an die Ukraine.

Robin Alexander wies darauf hin, dass niemand in Washington Deutschland zur Lieferung von Taurus-Raketen zwinge. „Wenn Sie sagen, die Lieferung von Taurus illustriert, dass wir ein Sklavenstaat sind – das kann ja nicht stimmen. Wir liefern ja nicht.“

Weidel zeigte sich daraufhin gereizt und erklärte, dass sie die Diskussion „dumm“ finde.

Miosga stellt Weidel mit ihren eigenen Aussagen bloß

Im Laufe der Sendung wurde zunehmend deutlich, dass Weidels Äußerungen oft widersprüchlich waren. Sie versuchte einerseits, die AfD als wirtschaftsliberale Partei darzustellen, andererseits spielte sie mit nationalistischen und geschichtsrevisionistischen Narrativen.

Ein Beispiel dafür war die Diskussion über ihre früheren Aussagen zur deutschen Nachkriegspolitik. Weidel hatte einst geschrieben, alle führenden Politiker seien „Marionetten der Besatzungsmächte“.

Miosga konfrontierte sie mit diesem Zitat und fragte, ob sie immer noch dieser Meinung sei. Weidel wich aus, nannte die Diskussion „Quark“ und versuchte, das Thema zu wechseln.

Alexander stellte schließlich fest, dass Weidel sich zwar als wirtschaftsliberale Politikerin inszeniere, jedoch mit ihrer Ablehnung der EU und ihrer nostalgischen Verklärung der Vergangenheit genau das Gegenteil von dem vertrete, was Konservative wie Adenauer oder Kohl einst aufbauten.

Fazit: Klare Fronten, wenig neue Erkenntnisse

Die Talkrunde zeigte deutlich, dass Weidel zwar selbstbewusst auftritt, aber bei vielen Themen Schwierigkeiten hat, fundierte Argumente zu liefern. Ihre Aussagen zur Wirtschaftspolitik wurden von Experten scharf kritisiert, ihre Position zur EU als realitätsfern dargestellt.

Besonders ihre Reaktion auf die Holocaust-Debatte und die erneute Diskussion um den „Schuldkult“ dürften für weiteren Gesprächsstoff sorgen. Weidel bleibt eine polarisierende Figur – und die Frage, mit welchen Parteien sie nach der nächsten Wahl zusammenarbeiten könnte, bleibt weiterhin unbeantwortet.

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