Das Naturspektakel, das auch als Aurora Borealis bezeichnet wird, markiert einen eindrucksvollen Start in den Oktober. Doch die große Frage lautet: Wie lange können wir die Nordlichter noch sehen – und wo lohnt sich der Blick nach oben besonders?
Warum Nordlichter plötzlich so oft in Deutschland auftauchen
Normalerweise verbinden viele Menschen Nordlichter mit Reisen nach Island, Norwegen oder Finnland. Doch in den letzten Jahren häufen sich die Sichtungen auch in Deutschland. Grund ist die gestiegene Sonnenaktivität: Unsere Sonne durchläuft einen etwa elfjährigen Zyklus. Momentan befindet sie sich in einer besonders aktiven Phase – es kommt häufiger zu Sonnenstürmen, die große Mengen geladener Teilchen ins All schleudern. Treffen diese auf das Magnetfeld der Erde, können sie in der oberen Atmosphäre mit Sauerstoff- und Stickstoffatomen reagieren und so das bekannte Farbenspiel erzeugen.
Doch interessant ist: In den letzten Nächten wurden die Polarlichter auch ohne eine große Sonneneruption sichtbar. Wissenschaftler erklären das mit dem sogenannten Russell-McPherron-Effekt. Dieses Phänomen tritt rund um die Tagundnachtgleichen im Frühling und Herbst auf. In dieser Zeit ist das Magnetfeld der Erde so ausgerichtet, dass es besonders leicht mit dem Sonnenwind interagieren kann. Das „Fenster“ für Polarlichter öffnet sich – auch ohne massive Sonneneruption.
Wissenschaftlich erklärt: Das passiert bei einer Aurora
Polarlichter entstehen in rund 100 bis 400 Kilometern Höhe. Dort treffen Sonnenpartikel auf die Moleküle unserer Atmosphäre. Je nachdem, welches Gas beteiligt ist, entstehen unterschiedliche Farben:
- Sauerstoff in 100–200 km Höhe → grünliche Lichter (am häufigsten)
- Sauerstoff in großer Höhe → rötliches Leuchten
- Stickstoff → violette oder blaue Farbtöne
Dass Polarlichter überwiegend an den Polen zu sehen sind, liegt am Erdmagnetfeld: Es leitet die geladenen Teilchen bevorzugt dorthin. Dass sie nun auch bis nach Mitteleuropa vordringen, ist ein Zeichen für besonders starke Aktivität – ein Ereignis, das viele Experten schon seit Monaten angekündigt hatten.
Wo man Polarlichter in Deutschland am besten sieht
Die Chancen, Nordlichter zu sehen, sind in den nördlichen Bundesländern am größten. Besonders gute Orte sind:
- Mecklenburg-Vorpommern: Ostseeküste, Insel Rügen, Graal-Müritz
- Schleswig-Holstein: Nordseeküste, Halligen, Flensburg, Schleswig
- Niedersachsen: Ostfriesische Inseln, Lüneburger Heide
- Brandenburg & Berlin: Bei klarer Sicht ebenfalls gute Chancen
Auch in Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Sachsen gab es schon Sichtungen. Sogar im Süden Deutschlands kann es Überraschungen geben – so waren 2024 Polarlichter bis nach Bayern und Baden-Württemberg zu sehen.
Tipp: Am besten sucht man sich einen dunklen Ort ohne Lichtverschmutzung. Ideal sind freie Felder, Küstenregionen oder Berge mit weitem Blick nach Norden.
Vorhersage: Wann gibt es die nächste Chance?
Die aktuelle Polarlicht-Saison hat gerade erst begonnen und läuft voraussichtlich bis ins Frühjahr 2026. Experten rechnen schon bald mit den nächsten starken Nächten. Besonders spannend wird es am 11. und 12. Oktober 2025: Dann erwarten Forscher den nächsten Peak, bei dem erneut ganz Deutschland Chancen auf Nordlichter haben könnte.
Wer nichts verpassen möchte, kann auf Live-Webcams zurückgreifen. Mehrere Sternwarten und Wetterdienste bieten Streams von polarlicht-relevanten Regionen an. Ein Blick auf die Webseiten des Space Weather Prediction Center (SPWC) in den USA oder des Arbeitskreises Meteore e.V. hilft ebenfalls, aktuelle Prognosen im Blick zu behalten.
Wie man Polarlichter sichtbar macht
Nicht immer erkennt das menschliche Auge die Aurora sofort. Vor allem schwache Polarlichter erscheinen oft nur als graue Schleier. Doch die Kamera kann helfen:
- Smartphone-Tipp: Kamera im Nachtmodus verwenden, ISO-Wert hochstellen, lange Belichtung (10–20 Sekunden).
- DSLR-Kamera: Stativ nutzen, Weitwinkelobjektiv, ISO 800–3200, Belichtungszeit 10–30 Sekunden.
- Ergebnis: Farben, die man mit bloßem Auge kaum sieht, erscheinen auf den Fotos klar und intensiv.
Viele Hobbyfotografen berichten, dass sie erst auf den Bildern erkannt haben, wie stark die Aurora tatsächlich war.
Fazit: Deutschland wird zum Polarlicht-Hotspot
Das, was früher als Ausnahme galt, wird immer häufiger: Deutschland erlebt eine regelrechte Polarlicht-Saison. Grund dafür ist die gestiegene Sonnenaktivität, die uns in den kommenden Monaten noch viele magische Nächte bescheren dürfte. Wer das Himmelsspektakel erleben möchte, sollte den Oktober und die kommenden Wintermonate genau im Auge behalten – und vor allem: nachts öfter mal nach Norden schauen.