Das baden-württembergische Traditionsunternehmen Bosch schließt bei der Restrukturierung seiner angeschlagenen Mobilitätssparte weder betriebsbedingte Kündigungen noch Standortschließungen und Produktionsverlagerungen ins Ausland aus. „Unser Ziel ist und bleibt es, sozial verträgliche Lösungen zu finden. Wenn aber zum Beispiel ganze Standorte geschlossen werden müssen, sind auch betriebsbedingte Kündigungen nicht zu vermeiden“, sagte Arbeitsdirektor Stefan Grosch der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
Grosch betonte, dass Produktionsstandorte dort angesiedelt werden, wo die Nachfrage der Kunden dies erfordert, und wies auf die zunehmende Bedeutung von Zöllen hin. „Produktionsverlagerungen kann man daher nie ausschließen.“
Erst kürzlich hatte der weltgrößte Automobilzulieferer bekannt gegeben, bis Ende 2030 weitere 13.000 Arbeitsplätze in seiner Mobilitätssparte streichen zu wollen. Damit erhöht sich die Zahl der abgebauten Stellen in diesem Geschäftsbereich auf insgesamt gut 22.000. Betroffen sind dabei fast ausschließlich die deutschen Mobilitätsstandorte, an denen Bosch Ende des vergangenen Jahres rund 70.000 Menschen beschäftigte.
„Abwarten ist keine Option“, so Grosch weiter. „Vor allem hat sich der Preiswettbewerb deutlich verschärft. Zudem verschieben sich Bestellungen von neuen Elektronik-Architekturen sowie von Komponenten für Elektromobilität und automatisiertes Fahren zeitlich deutlich weiter nach hinten. Die erwartete Nachfrage ist nicht vorhanden.“
Den Vorwurf einer sogenannten Salamitaktik bei der Offenlegung der Krise wies Grosch zurück. Er erklärte, dass die individuellen Anforderungen der verschiedenen Sparten im Bosch-Konzern beachtet werden müssten. „Wir müssen unseren Beschäftigten das Signal geben, dass wir an der Wettbewerbsfähigkeit der Standorte arbeiten müssen. Es ist wichtig, dass Klarheit besteht und dass alle die Situation verstehen, denn der Zeitdruck ist extrem groß.“
Die bis Ende 2027 geltende Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigungen an deutschen Standorten der Mobilitätssparte ausschließt, werde jedoch eingehalten, versicherte Grosch der FAZ. Die Zusammenarbeit mit dem Gesamtbetriebsrat funktioniere trotz der schwierigen Lage gut. „Wichtig ist, dass wir jetzt von beiden Seiten an diesem vertrauensvollen Dialog festhalten und schnell ins Gespräch kommen.“
Gleichzeitig stellte Grosch klar, dass sich die Arbeitnehmerseite in den kommenden Jahren auf signifikante Veränderungen einstellen müsse. „Der Umsatzanteil, den wir mit Elektronik und Software machen, wird größer. Der Wertschöpfungsanteil geht dabei im Vergleich zur klassischen Verbrennertechnologie zurück. Das bedeutet, dass wir als Unternehmen wachsen, die Beschäftigung aber nicht im gleichen Maß mitwächst“, erläuterte Grosch. „Das Wirtschaftsmodell verändert sich, und wir sind Teil der Veränderungen. Die Innovationskraft in der Mobilität verschiebt sich aktuell in Richtung China. Wir müssen uns dem Wettbewerb stellen und konsequent an unserer Wettbewerbsfähigkeit arbeiten. Und wir müssen uns wieder auf unsere Innovationskraft besinnen, die Bosch und die deutsche Wirtschaft stark gemacht hat.“
(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)