Von 4 auf über 7 Euro in nur wenigen Jahren

Preisexplosion beim Döner: Das steckt hinter der „Dönerflation“

Der Döner gehört zu den beliebtesten Snacks in Deutschland. Kaum eine Stadt ohne den Duft frisch gegrillten Fleisches vom Spieß, kaum ein Mittag ohne die schnelle Stärkung in Fladenbrot oder als Dürüm. Doch was einst als günstiger Alltagsimbiss galt, ist inzwischen für viele Kunden zum Luxus geworden. Während der Preis zwischen 2016 und 2019 im Durchschnitt noch bei etwa vier Euro lag, zahlen Kunden heute vielerorts zwischen sechs und 10 Euro – in Metropolen wie Berlin oder München sogar darüber hinaus.
Preisexplosion beim Döner: Das steckt hinter der „Dönerflation“
Preisexplosion beim Döner: Das steckt hinter der „Dönerflation“
Foto: inisdebw.de / Ai

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In den sozialen Netzwerken hat sich längst der Begriff „Dönerflation“ durchgesetzt. Nutzer posten Fotos von Preisschildern, machen sich mit ironischen Kommentaren Luft und vergleichen den Dönerpreis mit Luxusprodukten. Politiker nehmen die Entwicklung ebenfalls wahr, fordern Entlastungen für kleine Imbissbetriebe und warnen davor, dass der einstige Billig-Snack für viele kaum noch erschwinglich sein könnte. Doch woher kommt die enorme Preissteigerung wirklich?

1. Zutaten und Rohstoffe werden immer teurer

Der wichtigste Kostenfaktor für Döner ist das Fleisch – und genau hier sind die Preise in den letzten Jahren geradezu explodiert. Laut Branchenangaben haben sich die Rindfleischpreise seit 2020 um rund 50 Prozent erhöht. Auch Schweine- und Geflügelfleisch, die für Döner-Spieße ebenfalls häufig genutzt werden, sind deutlich teurer geworden.

Die Gründe sind vielfältig: gestiegene Futterpreise, höhere Energiekosten bei der Produktion und nicht zuletzt die Folgen des Ukraine-Kriegs, der Weizen- und Maislieferungen verteuerte. Auch die Brotpreise zogen spürbar an, da Mehl knapp und teuer wurde. Hinzu kommt Gemüse: Tomaten, Gurken oder Salat sind saisonabhängig ohnehin schwankend, doch durch gestiegene Transportkosten und globale Krisen legten sie kräftig zu.

Speiseöl, lange Zeit ein günstiges Grundprodukt, wurde zeitweise so knapp, dass Discounter die Abgabemengen pro Kunde beschränkten. Besonders Sonnenblumenöl, das aus der Ukraine kommt, war 2022/23 schwer zu beschaffen. Branchenexperten rechnen vor: Würden alle Kosten vollständig auf den Endpreis aufgeschlagen, müsste ein Döner heute über 7,30 Euro kosten.

2. Lohnkosten steigen durch Mindestlohn und Fachkräftemangel

Ein weiterer, oft unterschätzter Preistreiber sind die Personalkosten. Seit Oktober 2022 gilt in Deutschland ein gesetzlicher Mindestlohn von 12 Euro, 2024 stieg er bereits auf 12,41 Euro – und die nächste Erhöhung auf knapp 14 Euro steht schon im Raum. Für große Restaurantketten mag das kalkulierbar sein, für kleine Dönerbuden mit wenigen Angestellten ist es ein echter Kraftakt.

Viele Betreiber berichten, dass sie die höheren Löhne nicht vollständig auf den Preis umlegen können, da sie sonst Kunden verlieren. Gleichzeitig sind Arbeitskräfte im Gastronomiebereich knapp. Wer heute zuverlässig am Grill oder an der Kasse arbeitet, kann höhere Bezahlung verlangen. Damit steigen die Personalkosten pro verkauften Döner unaufhaltsam weiter. Ökonomen betonen: Genau diese Lohnspirale sorgt dafür, dass Preiserhöhungen dauerhaft bleiben.

3. und Betriebskosten im Höhenflug

Kaum ein Geschäft ist so energieintensiv wie eine Dönerbude. Der Spieß muss stundenlang auf hoher Temperatur laufen, Kühlschränke und Gefriertruhen verbrauchen kontinuierlich Strom, dazu kommen Beleuchtung, Lüftungsanlagen und die tägliche Reinigung. Schon vor dem klagten viele Betreiber über steigende Energiekosten. Danach jedoch explodierten die Preise regelrecht.

Einige Betreiber berichten, dass ihre Strom- und Heizkosten innerhalb weniger Monate um 20 bis 30 Prozent anstiegen. Auch Diesel- und Benzinpreise für die Lieferfahrzeuge kletterten nach oben. Wer seinen Döner selbst aus Großmärkten oder Schlachthöfen abholt, zahlt inzwischen spürbar mehr allein für den Transport. Zusätzlich belasten steigende Pachten für innerstädtische Ladenflächen die Kalkulation.

Die reagierte zwar mit einer „Energiepreisbremse“, doch viele Kleinstbetriebe sagen offen, dass die Entlastung zu gering war, um die Mehrkosten auszugleichen.

4. Inflation und Steuerlast drücken auf den Preis

Die allgemeine Inflation hat sich in den letzten Jahren in nahezu allen Lebensbereichen bemerkbar gemacht – besonders bei Lebensmitteln. 2022 stiegen die Verbraucherpreise in Deutschland um über 13 Prozent, 2023 lag die Teuerung immer noch deutlich über dem langjährigen Schnitt. Für Döner bedeutet das: Vom Fladenbrot bis zum Salatblatt kostet alles mehr.

Ein zusätzlicher Preistreiber ist die Mehrwertsteuer. Während der Corona-Pandemie senkte die Bundesregierung sie für Speisen zum Mitnehmen auf 7 Prozent. Doch seit 2021 gilt wieder der reguläre Satz von 19 Prozent. Dieser Sprung macht sich direkt im Endpreis bemerkbar. Viele Buden, die zuvor Döner für unter fünf Euro anbieten konnten, mussten ihre Preise abrupt anheben – oft über sechs Euro hinaus. Die Inflation und die Steuerlast verstärken sich gegenseitig, sodass eine Rückkehr zu früheren Preisen kaum möglich erscheint.

5. Globale Krisen und Lieferengpässe verschärfen die Lage

Auch internationale Entwicklungen spielen eine Rolle. Die Corona-Pandemie führte zu massiven Störungen in den Lieferketten. Containertransporte aus Asien verzögerten sich, die Preise für Verpackungsmaterialien schnellten in die Höhe. Kaum hatte sich die Situation beruhigt, begann der Ukraine-Krieg – und mit ihm neue Engpässe bei Weizen, Öl und anderen Lebensmitteln.

Discounter begrenzten zeitweise die Abgabemengen für Mehl und Speiseöl. Für Dönerbuden bedeutete das, dass sie entweder teurer einkaufen oder sogar auf alternative Produkte umsteigen mussten. Experten warnen bereits, dass durch den Klimawandel auch in Zukunft Lieferengpässe bei Gemüse oder Kartoffeln drohen könnten – was wiederum Frittierfette und Beilagen verteuern würde.

Fazit: Die „Dönerflation“ wird bleiben

Die aktuelle Dönerpreis-Explosion ist kein Zufall, sondern das Ergebnis vieler gleichzeitiger Entwicklungen. Steigende Rohstoffpreise, höhere Löhne, teure Energie, Inflation und globale Krisen wirken zusammen wie Zahnräder einer Preisspirale. Für die Betreiber kleiner Imbisse bedeutet das nicht automatisch mehr Gewinn – im Gegenteil: Viele kämpfen ums Überleben.

Der Döner ist für Millionen Menschen ein Stück Alltag, ein unkomplizierter Snack zum fairen Preis. Doch die „Dönerflation“ macht aus dem Billig-Snack ein Luxusgut. Solange sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht grundlegend verbessern, müssen sich Verbraucher darauf einstellen: Ein Döner unter 6 Euro bleibt auf absehbare Zeit eine Seltenheit – und die Preisspirale könnte noch weitergehen.

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