Ein Baden-Württemberger erobert Amerika!
Zugegeben, als Johann Jakob Astor 1763 in Walldorf im heutigen Baden-Württemberg das Licht der Welt erblickte, war von dem Bundesland, wie wir es kennen, noch keine Rede. Doch dieser Sohn des heutigen Baden-Württembergs sollte weit über die Grenzen seines Geburtsortes Walldorf hinauswachsen und als John Jacob Astor in den USA zum ersten Multimillionär avancieren. Seine Geschichte ist eine von kühnen Träumen, unermüdlichem Unternehmergeist und einem Vermächtnis, das bis heute nachhallt.
Ein bescheidener Anfang
In Walldorf, einem kleinen Ort südlich von Heidelberg, wuchs Johann Jakob in einer großen, aber armen Familie auf. Der frühe Tod seiner Mutter und die harte Arbeit im Metzgerbetrieb seines Vaters prägten seine Kindheit. Doch Astor war für das einfache Leben nicht bestimmt. Mit 16 Jahren verließ er seine Heimat und folgte seinen Brüdern nach London, wo er seine ersten Schritte in die Geschäftswelt machte.
Der Pelzkönig
1784 betrat Astor amerikanischen Boden und mit ihm seine unbändige Ambition. Er startete im Instrumentenhandel, doch sein wahrer Ruhm begann mit dem Pelz. Astor roch das große Geld und tauchte ein in den Handel mit kostbaren Fellen. Sein Geschäftssinn und seine Risikobereitschaft ließen ihn schnell zum größten Pelzhändler der jungen Nation aufsteigen. Er etablierte Handelsrouten, die weit über die Grenzen der USA hinausgingen, und sein Name wurde bald ein Synonym für den lukrativen Pelzhandel.
New-Yorker Immobilienmogul
Neben dem Pelzhandel investierte Astor weitsichtig in Immobilien. Er erwarb systematisch Land in und um Manhattan, lange bevor die Stadt zum pulsierenden Herzen Amerikas wurde. Seine Investitionen zahlten sich aus, und er wurde einer der größten Grundbesitzer New Yorks.
Rückkehr nach Walldorf?
In den 1820er und 1830er Jahren unternahm Astor drei ausgedehnte Reisen nach Europa, die ihn zwischen Juni 1819 und April 1834 auf den alten Kontinent führten. Trotz seiner ausgiebigen Reisen bleibt es ungewiss, ob er während dieser Zeit auch seine Heimatstadt Walldorf besucht hat, da entsprechende Quellen fehlen.
Stiftungen und Vermächtnis
Der Baden-Württembergische Self-Made-Millionär in Amerika, war nicht nur ein Geschäftsmogul mit einem Faible für Pelze und Immobilien. Nein, er hatte auch ein großes Herz für die Gemeinschaft! Trotz seiner manchmal zweifelhaften Geschäftspraktiken, wie dem Opiumhandel mit China, zeigte Astor eine beeindruckende Großzügigkeit in seinen philanthropischen Bemühungen.
Ein Herz für Bücher und Bildung!
Astor hatte eine Leidenschaft für das geschriebene Wort und die Bildung. Er pumpte unglaubliche 400.000 Dollar in die Astor-Bibliothek, die später in der berühmten New York Public Library aufging. Eine Bibliothek, die heute Millionen von Menschen Zugang zu Wissen und Kultur bietet, ist teilweise sein Vermächtnis!
Unterstützer der deutschen Gemeinschaft!
Astor vergaß nie seine Wurzeln. Er spendete 25.000 Dollar an die Deutsche Gesellschaft der Stadt New York, die er selbst leitete. Diese Organisation half deutschen Einwanderern, sich in der neuen Welt zurechtzufinden. Astor war mehr als nur ein Geschäftsmann; er war ein Brückenbauer zwischen Kulturen.
Ein letzter Wille für die Ewigkeit!
Als Astor 1848 starb, hinterließ er ein Vermögen, das heute auf unglaubliche 120 Milliarden US-Dollar (Inflationsbereinigtes Nettovermögen 2021) geschätzt wird. Sein finanzielles Erbe ist beeindruckend, aber was wirklich zählt, sind die Spuren, die er in der Gesellschaft hinterließ. Mit einer großzügigen Spende von 50.000 Dollar an seinen Heimatort Walldorf ermöglichte er den Bau des Astorhauses, das am 9. Juli 1854 als Armen- und Waisenhaus eingeweiht wurde. Dieses Gebäude, entworfen von Ludwig Lendorff, einem Schüler Weinbrenners, diente über Jahrzehnte als soziale Einrichtung, wurde später vom Reichsarbeitsdienst genutzt, bot armen und kinderreichen Familien ein Zuhause und beherbergte sogar Teile der Grundschule. Heute ist das Astorhaus ein Museum mit einer umfangreichen Ausstellungsfläche und dient als Trauzimmer der Stadt, während der Westflügel in eine moderne Kita umgewandelt wurde. Astors Vermächtnis lebt in diesen Mauern weiter, als Zeichen seiner tiefen Verbundenheit mit seiner Heimat und seinem Engagement für die Gemeinschaft.
Astor hatte ursprünglich geplant, weitere 30.000 Dollar für die Einrichtung einer Professur für deutsche Literatur an der Columbia University zu stiften. Allerdings führten Unstimmigkeiten mit der Universitätsleitung dazu, dass er diese Zusage aus seinem Testament entfernte. Trotzdem blieb sein philanthropisches Engagement bestehen: Er unterstützte zahlreiche Organisationen, die sich um Witwen, Waisen, Kranke und Opfer von Flutkatastrophen kümmerten. Astor mag als Geschäftsmann hart und unerbittlich gewesen sein, aber sein philanthropisches Erbe lebt weiter. Astor war mehr als nur der erste Multimillionär Amerikas – er war ein Visionär, der verstand, dass wahrer Reichtum darin besteht, in die Zukunft der Menschheit zu investieren.
The „American Dream“
Sein Einfluss reicht weit über sein Lebensende hinaus. Als Pionier des amerikanischen Kapitalismus und Stammvater einer der einflussreichsten Familien der USA hinterließ er ein Vermächtnis, das in der Geschichte Amerikas fest verankert ist. Er verkörpert das Ideal des „American Dream“ – den Glauben, dass durch harte Arbeit, Entschlossenheit und ein wenig Unternehmergeist jeder Erfolg haben kann.
Sein Leben und sein Erbe sind eine Inspiration für alle, die an die Möglichkeit eines besseren Lebens glauben. Astor ist auf dem Friedhof der Trinity Church in New York City (Manhattan) begraben. Seine Heimatstadt Walldorf ließ ihm durch Heinrich Bauser ein Denkmal errichten, das 1898 eingeweiht wurde.
Die Astor-Familie und die Titanic
Das Astor-Erbe ist auch mit einer der größten Tragödien des 20. Jahrhunderts verbunden: dem Untergang der Titanic. John Jacob Astor IV, ein Nachfahre Johann Jakobs, war der reichste Passagier an Bord des unglückseligen Schiffes. Sein Tod und das Überleben seiner schwangeren Frau Madeleine wurden zu einem tragischen Kapitel in der Familiengeschichte der Astors.
Ein Name, der Geschichte schrieb
Heute erinnern das berühmte Waldorf-Astoria-Hotel, diverse Ortsnamen und nicht zuletzt die New York Public Library in New York an den Mann aus Walldorf. Johann Jakob Astor mag in Amerika zu John Jacob geworden sein, doch seine Geschichte begann in der Kurpfalz im heutigen Baden-Württemberg. Ein Kurpfälzer Junge, der zum Inbegriff des amerikanischen Erfolgs wurde – eine Inspiration für Generationen von Träumern und Machern auf beiden Seiten des Atlantiks. Der Aufstieg des Metzgersohns Johann Jacob Astor (1763 –1848) aus Walldorf bei Heidelberg – „vom Tellerwäscher zum Millionär“ – wurde ein wichtiger Teil der Geschichte des „American Dreams“.