Rekord-Sperrwelle gegen Betrug

WhatsApp macht Ernst und sperrt weltweit Millionen Accounts: So hart hat der Messenger noch nie durchgegriffen

Der Messenger, den mehr als zwei Milliarden Menschen täglich nutzen, hat in den vergangenen Monaten so viele Accounts gesperrt wie nie zuvor. 6,8 Millionen Konten verschwanden allein im ersten Halbjahr 2025 von der Plattform – und das oft schon, bevor sie überhaupt aktiv wurden. Dahinter steckt eine beispiellose Offensive gegen Betrug, Spam und kriminelle Netzwerke, die WhatsApp seit Jahren immer wieder herausfordern.
WhatsApp macht Ernst und sperrt weltweit Millionen Accounts: So hart hat der Messenger noch nie durchgegriffen
WhatsApp macht Ernst und sperrt weltweit Millionen Accounts: So hart hat der Messenger noch nie durchgegriffen

Folge uns auf:

Warum die Sperrwelle jetzt kommt

Der Grund für diese harte Linie ist eindeutig: ist längst nicht mehr nur eine App für private Chats, sondern auch ein lukratives Ziel für Betrüger. Sie nutzen den Messenger, um falsche Jobangebote zu verschicken, Krypto-Investments zu bewerben oder ahnungslose Nutzer mit Phishing-Links in die Falle zu locken. In vielen Fällen stecken organisierte Gruppen dahinter, sogenannte „Scam-Zentren“, die häufig aus Südostasien operieren und laut Meta nicht selten mit Zwangsarbeit arbeiten.

Indien als Brennpunkt der Aktion

Besonders deutlich zeigt sich das Ausmaß dieser Maßnahmen in Indien. Dort hat WhatsApp nicht nur eine riesige Nutzerbasis, sondern auch strenge gesetzliche Vorgaben: Monatlich muss das offenlegen, wie viele Accounts gesperrt wurden – und die Zahlen sind beeindruckend. Im Januar 2025 wurden allein in Indien fast zehn Millionen Konten blockiert, im Februar waren es ähnlich viele. Für WhatsApp ist der Subkontinent damit ein Hauptschauplatz im Kampf gegen Missbrauch.

Weltweiter Kampf gegen Fake-Profile

Doch nicht nur Indien ist betroffen. Auch in anderen Ländern mit großen Nutzerzahlen und hoher Spam-Aktivität – wie Brasilien, Indonesien oder Nigeria – greift der Messenger verstärkt durch. Dabei trifft es vor allem Profile, die massenhaft Nachrichten verschicken, automatisierte Bots nutzen oder gefälschte Identitäten einsetzen. Normale Nutzer, die sich an die Regeln halten, müssen nach Angaben von WhatsApp keine Sorge haben, plötzlich ausgesperrt zu werden.

So erkennt WhatsApp verdächtige Aktivitäten

Die Plattform setzt dabei auf eine Mischung aus künstlicher Intelligenz und menschlicher Kontrolle. Schon bei der Registrierung neuer Accounts werden verdächtige Muster analysiert: etwa ungewöhnlich viele Anmeldungen von derselben IP-Adresse, bekannte Spam-Nummern oder automatisierte Versuche, Konten zu erstellen. Viele der jetzt gesperrten Betrüger-Accounts wurden so schon blockiert, bevor sie auch nur eine Nachricht verschicken konnten.

Überwachung während der Nutzung

Auch während der Nutzung überwacht WhatsApp das Verhalten der Konten – ohne dabei den Inhalt der Nachrichten zu lesen, denn private Chats bleiben durch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt. Stattdessen analysieren die Systeme Metadaten: Wie viele Nachrichten werden in welcher Zeit verschickt? Wie oft wird ein Account von anderen blockiert? Wie groß sind die Gruppen, die er erstellt? Werden in kurzer Zeit identische Texte an Hunderte Empfänger verschickt, schlägt das System Alarm.

Nutzerbeschwerden als Auslöser

Ein weiterer wichtiger Faktor sind Nutzerbeschwerden. Wenn viele Menschen einen bestimmten Account als Spam oder Betrug melden, landet dieser auf dem Prüfstand. In solchen Fällen greift nicht nur die automatische Sperre, sondern auch ein Team von Analysten, das sich um Grenzfälle kümmert – also um Situationen, in denen die Technik unsicher ist. Ziel ist es, so viele Betrüger wie möglich zu stoppen und gleichzeitig Fehlentscheidungen zu vermeiden.

Meta setzt auf Prävention

Meta betont, dass diese Maßnahmen notwendig sind, um die Plattform sicher zu halten. „Wir wollen die Nutzer vor kriminellen Machenschaften schützen, bevor sie Schaden nehmen“, heißt es in der aktuellen Stellungnahme. Neben den Sperrungen führt WhatsApp auch neue Sicherheitsfunktionen ein: Wird man von einer unbekannten Nummer zu einer Gruppe eingeladen, erscheint jetzt eine Warnung mit Details über die Gruppe. Bis man sich entschieden hat, bleibt der Chat stummgeschaltet. Auch bei Einzelchats mit fremden Nummern gibt es künftig einen Warnhinweis.

Positive Reaktionen – aber auch Kritik

Die Medien reagieren überwiegend positiv. Tech-Portale wie Netzwelt oder internationale Plattformen wie TechCrunch loben die Offensive als längst überfälligen Schritt. Viele Nutzer berichten zudem, dass die Zahl der dubiosen Nachrichten in den letzten Wochen merklich gesunken sei. Doch es gibt auch kritische Stimmen: In Foren und auf Social Media melden sich Menschen, deren Accounts offenbar ohne Grund gesperrt wurden. Für sie bietet WhatsApp ein Einspruchsverfahren an, das über die App oder per E-Mail gestartet werden kann. Allerdings weist das Unternehmen darauf hin, dass dauerhafte Sperren nicht aufgehoben werden, wenn tatsächlich ein schwerer Regelverstoß vorliegt.

Tipps, um Sperrungen zu vermeiden

Für normale Nutzer ist die Botschaft klar: Wer keine Massen-Nachrichten verschickt, keine inoffiziellen Apps nutzt und keine fremden Kontakte ungefragt zu Gruppen hinzufügt, muss sich keine Sorgen machen. Wer hingegen versucht, WhatsApp für betrügerische Zwecke zu missbrauchen, wird künftig kaum noch Chancen haben – die Systeme werden immer besser, die Reaktionszeit immer kürzer.

Blick in die Zukunft

Und dieser Kurs dürfte sich sogar noch verschärfen. Experten gehen davon aus, dass Meta im Vorfeld wichtiger Ereignisse – etwa Wahlen, bei denen Desinformation ein Problem ist – noch konsequenter durchgreifen wird. KI-gestützte Erkennungssysteme sollen dabei helfen, verdächtige Aktivitäten schneller zu identifizieren, ohne die Privatsphäre der Nutzer zu verletzen. Außerdem arbeitet WhatsApp eng mit Behörden und Sicherheitsexperten zusammen, um große Scam-Netzwerke zu zerschlagen.

Fazit: Mehr für die meisten Nutzer

Das Ziel ist klar: eine Plattform, auf der Nutzer wieder ungestört kommunizieren können – ohne ständig mit Spam oder Betrugsversuchen konfrontiert zu werden. Für Milliarden Menschen weltweit könnte das bedeuten: weniger Risiko, weniger Ärger, mehr Sicherheit. Für Kriminelle hingegen heißt es: Die Luft wird dünner. Und wer erwischt wird, ist schneller draußen, als er „Hallo“ tippen kann.

Anzeige

Das Könnte Sie auch interessieren

Mehr von InsideBW.de

Das könnte dich auch Interessieren – mehr aus dem Netz

Anzeige

Neueste Artikel