Dabei täuscht das knappe Ergebnis über die tatsächlichen Kräfteverhältnisse hinweg: Stuttgart dominierte die Partie über weite Strecken, hatte deutlich mehr Struktur, mehr Zugriff und das bessere Spiel mit dem Ball. Erst ein individueller Fehler in der Schlussphase ließ die Partie nochmals kurz kippen.
Erste Halbzeit: Hohe Intensität, aber noch keine Tore
Von Beginn an war die Marschroute der Gastgeber klar erkennbar: Mit hoher Laufbereitschaft, frühem Pressing und mutigem Aufbauspiel wollte der VfB dem Gegner aus Spanien den Rhythmus nehmen. Die Rechnung ging auf. Vigo fand kaum Entlastung, weil die Stuttgarter bereits in der gegnerischen Hälfte viele Bälle eroberten.
Die erste große Chance des Spiels hatte Chema nach einer Flanke von Assignon – doch der Kopfball aus kurzer Distanz landete in den Händen von Celta-Keeper Radu (9.). Auch Leweling (10.) und El Khannouss (38.) prüften den Schlussmann der Gäste, ohne jedoch zu einem Torerfolg zu kommen.
Celta wirkte ideenlos, fand gegen die stabile Fünferkette der Schwaben keine Lösungen. Lediglich ein verunglückter Abschlag von Nübel führte in der Anfangsphase zu einem Abschluss der Gäste, der jedoch deutlich über das Tor ging.
Dennoch blieb es beim 0:0 zur Pause – nicht wegen fehlender Dominanz, sondern aufgrund mangelnder Chancenverwertung.
Doppelschlag nach Wiederanpfiff: Bouanani und El Khannouss schlagen zu
Was vor dem Seitenwechsel noch fehlte, wurde in der zweiten Hälfte schnell nachgeliefert. In der 51. Minute leitete Torhüter Alexander Nübel mit einem weiten Schlag das 1:0 ein. Die Defensive Vigos verschätzte sich, Bouanani reagierte gedankenschnell und hob den Ball elegant über den herauseilenden Radu – ein technisch anspruchsvoller Treffer und das erste Pflichtspieltor des Algeriers im VfB-Trikot.
Der Treffer beflügelte die Hausherren weiter. In der 68. Minute war es dann Bilal El Khannouss, der das 2:0 erzielte. Nach einer kurz ausgeführten Ecke zog der Marokkaner vom rechten Strafraumeck ins Zentrum, ließ drei Gegenspieler stehen und schlenzte den Ball präzise ins lange Eck – ein Treffer der Marke „Tor des Monats“. Die MHP Arena kochte.
Celta reagiert spät – und profitiert von Karazors Ausrutscher
Während Stuttgart den Zwei-Tore-Vorsprung mit kontrolliertem Spiel und sicheren Passstafetten verwaltete, schien Vigo lange nicht in der Lage, offensiv Akzente zu setzen. Erst in der Schlussphase – auch begünstigt durch einige Wechsel – kam etwas mehr Dynamik ins Spiel der Spanier.
In der 86. Minute verkürzte Borja Iglesias nach einem Stellungsfehler und einem Ausrutscher von Atakan Karazor auf 2:1. Der Angreifer blieb frei vor Nübel eiskalt und schob den Ball ins kurze Eck. Plötzlich war wieder Spannung in der Partie.
Die vierminütige Nachspielzeit überstand Stuttgart allerdings ohne größere Gefahr. Die Defensivzentrale um Hendriks und Mittelstädt blieb wachsam und klärte mehrere Hereingaben souverän.
Analyse: Reife Leistung mit Raum für Effizienz
Der Sieg war verdient – und er hätte durchaus höher ausfallen können. Stuttgart zeigte sich über 90 Minuten die aktivere, präzisere und wachere Mannschaft. In der Offensive kombinierten sich die Schwaben phasenweise sehenswert durch das Mittelfeld, besonders El Khannouss ragte mit Technik, Übersicht und Dynamik heraus.
Auch Bouanani konnte in seinem Startelfeinsatz Akzente setzen, während Assignon als rechter Schienenspieler immer wieder mit Tempo und Härte überzeugte. Einziger Makel: Die Chancenverwertung, gerade in Halbzeit eins, ließ Luft nach oben.
Celta enttäuschte über weite Strecken. Der spanische Erstligist wirkte träge, uninspiriert und fand nie wirklich Zugriff. Erst als der VfB etwas Tempo herausnahm und in der Schlussphase wechselte, kam das Team von Trainer Claudio Giráldez besser ins Spiel – zu spät.
Ausblick
Mit diesem Auftaktsieg setzt der VfB Stuttgart ein erstes Ausrufezeichen in der Gruppe. In einem Wettbewerb, in dem jeder Punkt zählen kann, sind die drei Zähler Gold wert. Die Leistung lässt auf mehr hoffen – auch, weil die jungen Neuzugänge bereits früh Verantwortung übernehmen und entscheidende Impulse setzen.
Am kommenden Wochenende steht in der Bundesliga das Duell gegen den SC Freiburg an, ehe es international weitergeht.