Hersteller und Zulieferer vor Milliardenverlusten
Jährlich exportiert Europa rund 640.000 Fahrzeuge in die USA. Diese Importe könnten durch die Zölle, die von der Trump-Administration nach ihrer Amtseinführung im Januar 2025 geplant werden, empfindlich teurer werden. Kearney-Partner Nils Kuhlwein erklärt: „Abhängig vom Szenario könnten die Zölle Umsatzverluste von 3,2 bis 9,8 Milliarden US-Dollar auf Herstellerebene verursachen.“
Besonders betroffen wären Elektrofahrzeuge, da ihre Nachfrage aufgrund der hohen Preiselastizität besonders sensibel auf Preiserhöhungen reagiert. Laut der Analyse könnten bis zu 29 Prozent weniger Fahrzeuge verkauft werden, wenn die Zölle vollständig an die US-Verbraucher weitergegeben werden. Dies würde allein bei den Herstellern Umsatzverluste von bis zu 13,7 Milliarden US-Dollar bedeuten.
Zulieferer: Massive Einbußen und Jobrisiken
Noch kritischer sind die Auswirkungen auf die europäische Zuliefererindustrie, die stark von den Exporten der Automobilhersteller abhängt. Laut der Kearney-Studie könnten Zulieferer mit Umsatzverlusten zwischen 1,9 und 7,3 Milliarden US-Dollar konfrontiert werden. Da rund 40 Prozent der Kosten fix sind, drohen Gewinnrückgänge von bis zu drei Milliarden Euro. „Dies könnte die Profitabilität der Zulieferer um bis zu 13 Prozent senken und zwischen 6.000 und 25.000 Arbeitsplätze gefährden“, warnt Kuhlwein.
Ein weiteres Szenario beschreibt, dass die Hersteller die Zölle zunächst selbst tragen und die Kosten dann teilweise auf die Zulieferer abwälzen könnten. In diesem Fall könnten die Verluste der Zulieferer sogar noch größer ausfallen, je nach Verhandlungsmacht der beteiligten Unternehmen.
Herausforderungen und Handlungsempfehlungen
Die Analyse zeigt klar, dass ohne Gegenmaßnahmen eine tiefe Krise für die Automobilindustrie droht. Kearney rät Zulieferern, sich auf harte Verhandlungen mit den Herstellern vorzubereiten, um ihre Margen zu schützen. „Es ist üblich, dass Hersteller Preissteigerungen an Zulieferer weitergeben, was diese finanziell stark unter Druck setzen könnte“, erklärt Kuhlwein.
Zudem könnten langfristig Produktionsverlagerungen notwendig werden, um Zölle zu umgehen. Bereits heute produzieren viele Hersteller wie Volkswagen und BMW einen Großteil ihrer Fahrzeuge für den US-Markt in Nordamerika. Eine weitere Verlagerung könnte jedoch auch Zulieferer zwingen, ihre Standorte entsprechend anzupassen.
Ein Test für die europäische Automobilindustrie
Die geplanten US-Zölle treffen die Automobilbranche in einer ohnehin schwierigen Phase. Steigende Energiekosten, Lieferkettenprobleme und die Transformation hin zu Elektroantrieben stellen bereits jetzt eine immense Belastung dar. Mit den drohenden Importzöllen könnte sich die Situation weiter zuspitzen.
Die nächsten Monate werden entscheidend sein, um die Auswirkungen abzufedern. Ob die europäische Automobilindustrie den Belastungen standhalten kann, wird davon abhängen, wie schnell und flexibel Hersteller und Zulieferer auf die neuen Herausforderungen reagieren.