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Investitions hat sich ausgezahlt

Über 280 Millionen Euro verschlang Deutschlands teuerste Ortsumfahrung in Baden-Württemberg

Foto: Amt für Medien und Kommunikation Schwäbisch Gmünd

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In Baden-Württemberg, genauer gesagt in der charmanten Stadt Schwäbisch Gmünd, versteckt sich ein beeindruckendes Bauwerk, das nicht nur die Verkehrsverbindung der Region, sondern auch die Geduld der Anwohner auf die Probe stellte. Die Rede ist vom Gmünder Einhorn-Tunnel.

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Entlastung für Schwäbisch Gmünd

Vor der Eröffnung des Tunnels war Schwäbisch Gmünd von einem massiven Verkehrsaufkommen betroffen. Die zentral durch die Stadt führende Bundesstraße 29, eine wichtige Ost-West-Verbindung und Knotenpunkt zu den Autobahnen A7, A8 und A81, trug eine schwere Last. Prognosen deuteten darauf hin, dass die Stadt ohne eine Verkehrsentlastung bis 2015 täglich von rund 40.000 Fahrzeugen, darunter auch viele Lkw, durchquert werden würde.

Um die Verkehrsdichte zu reduzieren, entschieden sich die Planer für eine Umgehungsstraße, die den Durchgangsverkehr effektiv unter der Stadt durch einen Tunnel führte, wobei das Ziel war, täglich etwa 20.000 Fahrzeuge vom Stadtzentrum fernzuhalten.

Dieses Projekt umfasste einen westlichen Abschnitt, einen östlichen Abschnitt und einen Tunnel, der durch eine Kombination aus offener Bauweise und Tunnelbau errichtet werden sollte. Ein wesentlicher Teil des Projekts war die Verlegung des Flusses Rems über eine Strecke von 800 m, um Platz für die Baumaßnahmen zu schaffen.

Ein jahrzehntelanger Kampf für die Tunnelträume

Die Geschichte des Gmünder Einhorn-Tunnels reicht bis ins Jahr 1962 zurück, als erste Überlegungen für das Projekt „B 29-Ortsdurchfahrt Schwäbisch Gmünd Tunnel in Tallage“ aufkamen. Doch die Realisierung dieses Traums sollte eine wahre Achterbahnfahrt werden. Erst 1998 wurde der erste Spatenstich für die Rampe West gefeiert. Jahre des Stillstands folgten aufgrund finanzieller Engpässe.

Erst zehn Jahre später, im Jahr 2008, konnte schließlich der Tunnelanschlag gesetzt werden. Fünf Jahre lang dominierte der Tunnelbau das Leben in Schwäbisch Gmünd. Ganze Häuserzeilen wurden an den Zufahrtsrampen und Trögen abgerissen. Die Rems wurde auf fast einem Kilometer verlegt und kanalisiert. Auf dem Lindenfirst wurde ein beeindruckender 157 Meter tiefer Schacht in den Berg getrieben. Im Inneren des Tunnels entstand eine gigantische Unterwelt aus Röhren und Kavernen, die so groß wie Kathedralen sind.

Tunnelgewölbe Nothaltebucht und Abluftzentrale im Januar 2013
Tunnelgewölbe Nothaltebucht und Abluftzentrale im Januar 2013
Foto: HolgerHw, CC-BY-SA 3.0 Unportiert (Creative Commons))

Die Eröffnung des Gmünder Einhorn-Tunnels: Ein Meilenstein für die Region

Nach einer beeindruckenden Bauzeit von 62 Monaten wurde der Gmünder Einhorn-Tunnel schließlich am 25. November 2013 feierlich eröffnet. An diesem denkwürdigen Tag versammelten sich nicht nur lokale Würdenträger, sondern auch hochrangige Vertreter aus Bundes- und Landesregierungen, darunter der Verkehrsminister des Bundes, Peter Ramsauer, sowie der Landesverkehrsminister Winfried Hermann. Das schlimmste Nadelöhr auf der wichtigsten Verkehrsader zwischen Stuttgart und Ostwürttemberg (B 29) war damit vorerst beseitigt.

Der Tunnel im Detail

Der Gmünder Einhorn-Tunnel erstreckt sich über eine Länge von etwa 2,2 Kilometern und ist ein Teil der Bundesstraße 29. Er besteht aus einem Fahrtunnel mit zwei Fahrstreifen und einem Rettungsstollen, der mit dem Haupttunnel durch sechs Fluchtstollen verbunden ist. Die größte Überdeckung des Tunnels beträgt beeindruckende 125 Meter, und der Querschnitt misst 10,5 Meter.

Das Tunnelportal West im Dezember 2010
Das Tunnelportal West im Dezember 2010
Foto: HolgerHw, CC-BY-SA 3.0 Unportiert (Creative Commons))

Während der Fahrt durch den Tunnel gilt normalerweise eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h. Diese Geschwindigkeitsbegrenzung kann jedoch durch Wechselverkehrszeichen angepasst werden. Die Überwachung erfolgt mittels Infrarotlicht und der „Black-Flash-Technik“.

Namensgebung: Eine besondere Geschichte

Bis zur ersten Spatenstich wurde der Tunnel offiziell nicht benannt. Es ist üblich, dass Tunnel während ihrer Bauphase den Vornamen der Tunnelpatin tragen. In diesem Fall war es die Frau des damaligen Oberbürgermeisters Wolfgang Leidig, weshalb der Tunnel zunächst „Christine-Tunnel“ genannt wurde. Nach seiner Fertigstellung erhielt er jedoch seinen neuen Namen. In der Bevölkerung wurde zeitweise der Name „Salvatortunnel“ verwendet, nach dem Wallfahrtsort St. Salvator, der über dem Tunnel thront. In den Medien sprach man hauptsächlich vom „Gmündertunnel“ oder auch vom „B29-Tunnel“. Es gab sogar Diskussionen über alternative Namen wie den „Lindenfirsttunnel“.

Fun-Fact: Fans wollten Bud-Spencer-Tunnel, erhielten stattdessen ein Freibad

Die Stadt Schwäbisch Gmünd führte 2011 eine Umfrage im Internet durch, um den besten Namen aus Sicht der Bevölkerung zu ermitteln. Überraschenderweise stand auch der Name „Bud-Spencer-Tunnel“ zur Auswahl, unterstützt von einer Facebook-Initiative. Diese ungewöhnliche Idee erlangte nationale und sogar internationale Aufmerksamkeit. Doch am Ende entschied sich der Gemeinderat für den Namen „Gmünder Einhorn-Tunnel“, in Anlehnung an das Einhorn im Stadtwappen. Als Kompromiss wurde das städtische Freibad nach dem beliebten Schauspieler benannt.

Über 280 Millionen Euro verschlang Deutschlands teuerste Ortsumfahrung in Baden-Württemberg Bud Spencer 2015
Bud Spencer (2015)
Foto: Michel Buchmann – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, commons.wikimedia.org

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Die Zukunft des Tunnels

Der Gmünder Einhorn-Tunnel hat nicht nur eine bewegte Vergangenheit, sondern auch eine vielversprechende Zukunft. An der Stelle des Rettungstunnels ist der Tunnel für die Errichtung eines zweiten Fahrtunnels vorbereitet, was einen Ausbau von zwei auf vier Fahrstreifen bei zunehmendem Verkehrsaufkommen ermöglichen würde.

Der Gmünder Einhorn-Tunnel ist zweifellos ein beeindruckendes Bauwerk und ein Symbol für die Entschlossenheit und den Ehrgeiz der Stadt Schwäbisch Gmünd. Die jahrzehntelangen Diskussionen, Planungen und Bauarbeiten haben sich ausgezahlt und ein bemerkenswertes Stück Infrastruktur geschaffen, das die Stadt und die Region nachhaltig prägt.

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