Ein Leben für die Gesundheit

Trauer um Antje-Katrin Kühnemann: TV-Ärztin stirbt wenige Tage nach ihrem 80. Geburtstag

Die bekannte TV-Ärztin und Moderatorin Antje-Katrin Kühnemann ist tot. Sie starb nur wenige Tage nach ihrem 80. Geburtstag in ihrem Haus am Tegernsee. Ihren runden Geburtstag hatte sie noch mit Freunden in St. Moritz gefeiert, ihren letzten öffentlichen Auftritt in Deutschland absolvierte sie am 25. Februar in der Kleinen Komödie im Bayerischen Hof.
Trauer um Antje-Katrin Kühnemann: TV-Ärztin stirbt wenige Tage nach ihrem 80. Geburtstag
Trauer um Antje-Katrin Kühnemann: TV-Ärztin stirbt wenige Tage nach ihrem 80. Geburtstag
Antje-Katrin Kühnemann, Filmfest München, 2014
Foto: Von Harald BischoffEigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link

Folge uns auf:

Über Jahrzehnte hinweg prägte Kühnemann als Moderatorin des BR-Gesundheitsmagazins „Die Sprechstunde“ die Gesundheitsaufklärung im deutschen Fernsehen. Sie war nicht nur eine TV-Ikone, sondern auch eine engagierte Ärztin, Autorin und Medizinjournalistin.

Von der Medizin zum Fernsehen

Antje-Katrin Kühnemann wurde am 22. Februar 1945 in Herzberg im Harz geboren und wuchs nach dem frühen Tod ihres Vaters mit ihrer Mutter und drei Geschwistern in München auf. Ihr ursprünglicher Wunsch, Kunsterziehung zu studieren, wich schnell ihrer Leidenschaft für die Medizin.

Nach dem Abitur an der St. Anna Mädchen-Oberrealschule begann sie ein Medizinstudium an der Ludwig-Maximilians- München, das sie 1971 mit der Promotion abschloss. Während des Studiums machte sie ihre ersten Erfahrungen im Fernsehen – als jüngste Fernsehansagerin beim Bayerischen Rundfunk und der ARD.

Als Ärztin arbeitete sie unter anderem am Krankenhaus München-Schwabing (Diabetologie), im Klinikum rechts der Isar (Plastische Chirurgie) und in der Radiologie des Klinikums Harlaching. 1979 übernahm sie die ärztliche Leitung des Sanatoriums Vital-Zentrum GmbH in Rottach-Egern, wo sie bis 2018 tätig blieb.

„Die Sprechstunde“: Eine TV-Ärztin für Millionen

Berühmt wurde Kühnemann durch das Gesundheitsmagazin „Die Sprechstunde“, das sie von 1973 bis 2007 im BR Fernsehen moderierte. Mit ihrer ruhigen, einfühlsamen Art erklärte sie medizinische Themen verständlich und machte Gesundheitsjournalismus für ein breites Publikum zugänglich. Sie wurde eine der bekanntesten TV-Gesichter im Gesundheitsbereich und eine Pionierin des Medizinjournalismus.

Doch nach 34 Jahren war plötzlich Schluss: 2007 wurde die Sendung im Rahmen einer Programmreform eingestellt. Kühnemann bedauerte das Aus:
„Natürlich bin ich traurig, wer hört nach so langer Zeit schon gerne auf?“

Neben „Die Sprechstunde“ moderierte sie auch Formate wie den „Samstags-Club“ und ! Medizin im Ersten“.

Erfolgreich in Radio und Print

Auch abseits des Fernsehens war Kühnemann journalistisch tätig. Sie produzierte medizinische Beiträge für Bayern 3 und Radio Luxemburg. In Printmedien schrieb sie regelmäßig Kolumnen für:

  • Fernsehwoche (1971–1979)
  • Münchner Abendzeitung
  • Hörzu (fünfteilige Medizinserie, 1981)
  • Neue Apotheken Illustrierte (ab 1984, zweiwöchentliche Beiträge)

Schwere gesundheitliche Kämpfe

Das Leben der TV-Ärztin war nicht nur von Erfolgen geprägt, sondern auch von schweren gesundheitlichen Rückschlägen.

  • 2010 wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert – sie unterzog sich einer Chemotherapie.
  • 2017 ließ sie sich vorsorglich die Brüste entfernen, aus Angst vor einem Rückfall.
  • Insgesamt musste sie über 40 Operationen durchstehen.

Kühnemann machte kein Geheimnis aus ihren gesundheitlichen Problemen:
„Von außen gesehen fehle mir nichts, aber ich bin bis zum Hals versteift. An meinem Körper ist nichts mehr heil.“

Trotzdem bewahrte sie sich ihren Lebensmut und blieb bis zuletzt aktiv.

Abschied und letzte Worte

Obwohl sie sich in den letzten Jahren zunehmend aus der Öffentlichkeit zurückzog, trat sie noch am 25. Februar 2024 in München auf – nur wenige Tage später verstarb sie. Die genaue Todesursache ist nicht bekannt.

Kühnemann sprach in einem ihrer letzten Interviews offen über den Tod:
„Ich habe keine Angst vor dem Tod und sehne ihn herbei. Wenn mein Mann mich holt, füge ich mich. Dann sind endlich meine permanenten Schmerzen vorbei.“

Sie hoffte, nach ihrem Tod mit ihrem 2021 verstorbenen Ehemann Jörg Gühring wieder vereint zu sein:
„Ich freue mich auf das Wiedersehen mit ihm.“

Trauer und Reaktionen

Der Bayerische Rundfunk würdigte sie als „Pionierin des Gesundheitsjournalismus“.
BR-Intendantin Katja Wildermuth sagte:
„Antje-Katrin Kühnemann hat mit ihrer einfühlsamen Art und ihrem Fachwissen über Jahrzehnte hinweg Millionen von Zuschauern begleitet.“

Auch Weggefährten zeigten sich erschüttert:

  • Carolin Reiber (seit 55 Jahren enge Freundin): „Wir sind durch dick und dünn gegangen.“
  • Sänger Patrick Lindner: „Mit dieser traurigen Nachricht bin ich heute aufgewacht. Unsere Herzen sind voller Trauer.“

Die ARD Mediathek zeigt derzeit eine Sondersendung mit ihrem letzten Interview.

Die umstrittene Freundschaft zu Leni Riefenstahl

Kühnemann pflegte eine enge Freundschaft zur umstrittenen Regisseurin Leni Riefenstahl, die für ihre Filme im NS-Regime bekannt war. 2003 hielt Kühnemann sogar die Trauerrede für Riefenstahl – eine Verbindung, die zeitlebens für Diskussionen sorgte.

Ein beeindruckendes Lebenswerk

Antje-Katrin Kühnemann war zweimal verheiratet, hatte eine Gesangsausbildung absolviert und war Mitglied im Münchener Vokalkreis. Sie engagierte sich in zahlreichen Stiftungen und erhielt viele Ehrungen, darunter:

  • Goldene Kamera (1979)
  • Bambi (1982)
  • Bundesverdienstkreuz (1986)
  • Hartmann-Thieding-Medaille (1988)
  • Medienpreis für eine rauchfreie (1995)

Sie hinterlässt eine Lücke in der deutschen Medienlandschaft und bleibt als die „TV-Ärztin der Nation“ in Erinnerung.

Anzeige

Das Könnte Sie auch interessieren

Mehr von InsideBW.de

Das könnte dich auch Interessieren – mehr aus dem Netz

Anzeige

Neueste Artikel