Das Problem: Überforderte Klassenzimmer
„Wie soll man da allen Kindern gleichzeitig gerecht werden?“, bringt Gründerin Andrea Gößlinghoff die Misere auf den Punkt. Aktuell sitzen oft rund 28 Kinder in einer Grundschulklasse, darunter viele ohne Deutschkenntnisse oder Alphabetisierung. „Noch nie mussten wir so viele Kinder integrieren, die noch nie ein Wort Deutsch gesprochen haben“, erklärt die Lehrerin. „Die Rahmenbedingungen können wir nicht ändern. Was wir aber können, ist, diesen Kindern helfen, mit besseren Chancen zu starten.“
Die Lösung: Ein digitaler Hilfslehrer
Hier setzt „Sag es auf Deutsch“ an. Die Software ist speziell für Deutsch als Zweitsprache konzipiert. „Mit unserer App können sich die Kinder selbständig alphabetisieren, einen ersten deutschen Grundwortschatz erarbeiten und grammatikalische Strukturen trainieren“, erläutert Mitgründer Matthias Geenen. Der Clou für Pädagogen: „Das Beste für mich als Lehrkraft ist, dass die Kinder eigenständig mit der App arbeiten können, während ich den Unterricht mit den anderen Kindern fortführe“, ergänzt Gößlinghoff.
Foto: RTL / Bernd-Michael Maurer
Die Software, die auf Windows, macOS und iPads läuft (auch offline per USB-Stick), umfasst 18 Themenbereiche mit etwa 600 Wörtern und Sätzen. Acht verschiedene Spielarten, von Zuordnungsaufgaben bis Buchstabierübungen, sollen das Lernen erleichtern. Visuelle und akustische Hilfen sowie lautsprachunterstützende Gebärden machen die App besonders zugänglich, auch für Analphabeten oder Kinder mit Förderbedarf. Ergänzend gibt es passende Arbeitshefte. Über 1.500 Schulen nutzen das Angebot bereits.
Bieter-Krimi bei „Die Höhle der Löwen“
Mit der Mission, Kindern spielerisch Deutsch beizubringen und Lehrer zu entlasten, traten Gößlinghoff und Geenen vor die „Löwen“ Dagmar Wöhrl, Tijen Onaran, Carsten Maschmeyer, Ralf Dümmel und Nils Glagau. Ihr Angebot: 70.000 Euro für zehn Prozent Firmenanteile an ihrer M&A Lernsoftware GmbH (Bewertung: 630.000 Euro vor Investment).
Foto: RTL / Bernd-Michael Maurer
Die Investoren zeigten sich beeindruckt. „Das, was ihr macht, ist vorbildlich. Sprache ist die Zukunft. Wer nicht sprechen kann, kann sich nicht fortbilden. Wer sich nicht fortbildet, kommt nicht aus dem Quark“, lobte Carsten Maschmeyer. Auch Tijen Onaran fand das Gründer-Duo „richtig klasse“. Die Begeisterung mündete in einen hitzigen Wettstreit, bei dem gleich mehrere Löwen um den Einstieg kämpften. Welcher Investor am Ende den Zuschlag für das Dortmunder Bildungs-Startup erhielt, blieb bis zum Schluss spannend.
Sprache als Schlüssel für Teilhabe
Der Pitch unterstreicht die wachsende Bedeutung digitaler Werkzeuge im Bildungsbereich, besonders bei der Sprachförderung. „Sag es auf Deutsch“ zielt darauf ab, sprachliche Barrieren abzubauen und gesellschaftliche Teilhabe zu erleichtern – ein Thema von hoher Relevanz in Zeiten von Zuwanderung und Integrationsbemühungen. Die Software positioniert sich als praxisnahes, niedrigschwelliges Angebot mit sozialem Mehrwert.
Verfügbarkeit: Die Software „Sag es auf Deutsch“ kann über die Webseite des Unternehmens erworben werden. Die begleitenden Arbeitshefte sind auch im Handel erhältlich.