DAK-Studie

Rekord-Krankenstand in Baden-Württemberg: Psychische Erkrankungen auf dem Vormarsch

Die Arbeitswelt in Baden-Württemberg steht vor großen Herausforderungen: Der Krankenstand der Beschäftigten verharrt im ersten Halbjahr 2024 auf einem besorgniserregenden Rekordniveau von 4,9 Prozent. Dies geht aus einer aktuellen Analyse der DAK-Gesundheit hervor. Besonders alarmierend ist der starke Anstieg bei psychischen Erkrankungen. Fast jeder zweite Erwerbstätige war bereits mindestens einmal krankgeschrieben.
Rekord-Krankenstand in Baden-Württemberg: Psychische Erkrankungen auf dem Vormarsch
Rekord-Krankenstand in Baden-Württemberg: Psychische Erkrankungen auf dem Vormarsch
Foto: DAK-Gesundheit/GettyImages

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Diese Entwicklung wirft Fragen nach den Ursachen und möglichen Lösungsansätzen auf. Was steckt hinter dem anhaltend hohen Krankenstand und welche Maßnahmen können Arbeitgeber ergreifen, um die ihrer Mitarbeiter zu fördern? Die DAK-Studie gibt Einblicke in die Gesundheitssituation der Arbeitnehmer im Südwesten und zeigt Handlungsbedarf auf verschiedenen Ebenen auf.

Rekordverdächtige Fehlzeiten im Südwesten

Mit durchschnittlich 8,9 Fehltagen pro Beschäftigtem zwischen Januar und Juni 2024 erreicht der Krankenstand in Baden-Württemberg einen neuen Höchststand. Obwohl der Wert mit 4,9 Prozent noch unter dem Bundesdurchschnitt von 5,7 Prozent liegt, ist der Trend besorgniserregend. Knapp die Hälfte aller DAK-versicherten Erwerbstätigen war in diesem Zeitraum mindestens einmal krankgeschrieben. Das bedeutet konkret: An jedem Tag von Januar bis Juni waren durchschnittlich 49 von 1.000 Arbeitnehmern arbeitsunfähig gemeldet. Diese Zahlen übertreffen sogar den bereits hohen Wert des Vorjahres und markieren den höchsten Halbjahreswert seit sieben Jahren.

Psychische Gesundheit im Fokus

Besonders auffällig ist der sprunghafte Anstieg bei psychischen Erkrankungen. Mit einem Plus von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum rücken Depressionen, Anpassungsstörungen und andere psychische Leiden in den Vordergrund. Sie verursachten 152 Fehltage je 100 Versicherte und landen damit auf Platz zwei der häufigsten Krankheitsursachen. Siegfried Euerle, Landeschef der DAK-Gesundheit in , bezeichnet diesen Trend als „besorgniserregend“ und führt ihn auf den anhaltenden Druck zurück, dem die Beschäftigten in Kriegs- und Krisenzeiten ausgesetzt sind. Er fordert Arbeitgeber auf, Stress und mögliche Belastungen stärker in den Fokus zu rücken und sich intensiver mit der psychischen Gesundheit ihrer Belegschaft auseinanderzusetzen.

Atemwegsprobleme weiterhin Spitzenreiter

Trotz des Anstiegs psychischer Erkrankungen bleiben Atemwegsprobleme die häufigste Ursache für Arbeitsausfälle. Husten, Schnupfen und grippale Infekte sorgten für 184 Fehltage je 100 Versicherte. Auch wenn dieser Wert leicht unter dem des Vorjahres liegt, zeigt er die anhaltende Relevanz klassischer Infektionskrankheiten für den Arbeitsausfall. Auf dem dritten Platz folgen Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen, die für 147 Fehltage je 100 Versicherte verantwortlich waren. Diese Verteilung verdeutlicht die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes in der betrieblichen Gesundheitsförderung.

Handlungsbedarf für Arbeitgeber und Gesellschaft

Die DAK-Gesundheit appelliert an die Arbeitgeber, verstärkt auf die psychische Gesundheit ihrer Belegschaft zu achten. In Zeiten von Krisen und Unsicherheiten sei es wichtiger denn je, Stress und mögliche Belastungen am Arbeitsplatz zu reduzieren. Betriebliches Gesundheitsmanagement könnte hier einen wichtigen Beitrag leisten, um den Krankenstand zu senken und die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten langfristig zu erhalten. Die Krankenkasse bietet entsprechende BGM-Angebote an, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern und zu stärken.

Gleichzeitig wirft die Studie Fragen nach gesellschaftlichen Veränderungen auf. Der anhaltend hohe Krankenstand könnte ein Indikator für tieferliegende Probleme in der Arbeitswelt sein. Möglicherweise müssen Arbeitsbedingungen, Work-Life-Balance und Stressmanagement grundlegend überdacht werden, um langfristig eine gesündere und produktivere Arbeitsumgebung zu schaffen. Die Ergebnisse der DAK-Analyse könnten somit als Anstoß für eine breite gesellschaftliche Diskussion über die Zukunft der Arbeit dienen.

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