Viele von ihnen fühlen sich dabei überlastet und allein gelassen, da es oft an Unterstützung fehlt. Persönliche Geschichten zeigen auf, welche Opfer pflegende Angehörige bringen und welche Herausforderungen sie täglich meistern. Diese Einblicke geben der Diskussion über die Zukunft des Pflegesystems in Deutschland eine neue Dringlichkeit.
Familien im Dauereinsatz: Die Herausforderungen der Pflege zuhause
Hinter den 29,7 Prozent pflegenden Angehörigen verbergen sich zahlreiche emotionale und belastende Geschichten. Ein Beispiel ist Noahs Mutter, die ihren schwerkranken Sohn fünf Jahre allein pflegte, ohne über mögliche Unterstützungen Bescheid zu wissen. Noah wurde mit einem seltenen Gendefekt geboren und benötigt intensive Pflege. „Ich dachte, das sei meine Aufgabe als Mutter“, erzählt sie. Laut Umfrage fühlen sich 32 Prozent der Angehörigen allein gelassen, besonders, wenn die Suche nach einem Pflegedienst erfolglos bleibt.
Pflege ohne Pause: Georgs Leben für seine kranke Frau
Georg Brosch ist ein weiteres Beispiel. Seit seine Frau an Multipler Sklerose erkrankt ist, hat er seine Arbeit aufgegeben und pflegt sie zu Hause. Den Luxus eines Urlaubs kann er sich kaum vorstellen, und der Pflegedienst, der ihn bei der Körperpflege unterstützt, ist ebenfalls auf ältere Mitarbeitende angewiesen. „Was passiert, wenn die Helfer selbst in Rente gehen?“, fragt sich das Paar besorgt. Die Herausforderungen der häuslichen Pflege werden durch solche Einzelschicksale greifbar und zeigen die Abhängigkeit des Systems von den Opfern der Angehörigen.
Zwischen Fürsorge und Erschöpfung: Ruslans emotionale Belastung
Ruslan pflegt zusammen mit seiner Schwester die an Demenz und Depressionen erkrankte Mutter. Ein Pflegeheim ist für beide keine Option, obwohl 34,1 Prozent der Befragten angeben, dass sie Zweifel an der Versorgung in Pflegeheimen haben. „Wir suchen dringend nach einer Pflegekraft, die uns unterstützt, wenn wir beide verhindert sind“, erklärt Ruslan. Bisher blieb die Suche erfolglos. Solche Situationen verdeutlichen die seelischen Belastungen, denen sich pflegende Angehörige gegenübersehen.
Pflege in Zahlen: Was die Umfrage zeigt
Rund 27,4 Prozent der befragten Pflegenden wenden mehr als 20 Stunden pro Woche auf, was die Pflege zur Vollzeitaufgabe macht. Viele von ihnen haben kaum Zeit für sich selbst und investieren große emotionale und körperliche Energie. Die Umfrage der „Apotheken Umschau“ macht deutlich, wie wichtig es ist, diese stillen Helden des Pflegesystems nicht nur finanziell, sondern auch emotional und strukturell zu unterstützen.
Diese eindrucksvollen Zahlen und persönlichen Einblicke zeigen die Dringlichkeit, das Pflegesystem in Deutschland stärker auf die Bedürfnisse der pflegenden Angehörigen abzustimmen und sie nicht länger allein zu lassen.