Weniger Zuzug, mehr Abwanderung

Migration: Trendwende in Baden-Württemberg? Darum kommen weniger Menschen – und wer das Land verlässt

Baden-Württemberg erlebt eine deutliche Abkühlung bei der Zuwanderung. Nach zwei Jahren außergewöhnlich hoher Zuzüge hat sich der Trend 2024 markant verlangsamt. Doch was sind die Gründe für diese Entwicklung? Neue Zahlen des Statistischen Landesamtes geben Aufschluss und zeigen überraschende Verschiebungen – nicht nur über die Landesgrenze hinweg, sondern auch innerhalb des Südwestens.
Migration: Trendwende in Baden-Württemberg? Darum kommen weniger Menschen – und wer das Land verlässt
Foto: Landtag von Baden-Württemberg

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Das Herzstück der Nachricht: Ein deutlicher Rückgang

Werfen wir einen Blick auf die Fakten: Im Jahr 2024 verzeichnete Baden-Württemberg einen Wanderungssaldo von +37.700 . Das bedeutet, es zogen deutlich mehr Menschen in den Südwesten als fort. Auf den ersten Blick eine positive Zahl, doch im Vergleich zu den Vorjahren ist es ein drastischer Einbruch.

Zur Einordnung:

  • 2022: Ein Rekordplus von +178.200 Menschen, stark geprägt durch Geflüchtete aus der Ukraine.
  • 2023: Ein immer noch hohes Plus von +83.600 Menschen.
  • 2024: Ein Plus von „nur“ noch 37.700 Menschen.

Die Ära der extremen Zuwanderung scheint vorerst vorüber. „Der Bevölkerungszuwachs durch die Zuwanderung (+37 700) fiel damit nach Angaben des Statistischen Landesamtes deutlich geringer aus als in den Vorjahren 2022 (+178 200) und 2023 (+83 600), die von einer außergewöhnlich hohen Zuwanderung geprägt waren“, heißt es in der offiziellen Mitteilung.

Weniger Zuzug, mehr Abwanderung: Die Gründe im Detail

Die Gründe für diese Normalisierung sind vielschichtig. Die Analyse der Daten, die vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg als der maßgeblichen Autorität für Bevölkerungsstatistiken im Land stammen, zeigt zwei zentrale Entwicklungen:

1. Geringere Nettozuwanderung aus dem : Der Zuzug aus wichtigen Herkunftsländern hat nachgelassen. Besonders auffällig ist der Rückgang bei der Nettozuwanderung aus der Ukraine (von +22.000 im Vorjahr auf +13.800) und der Türkei (von +16.300 auf +6.300). Auch aus Syrien und Afghanistan kamen per Saldo weniger Menschen als 2023.

2. Überraschende Verluste an EU-Staaten: Besonders bemerkenswert ist die Entwicklung im Austausch mit den Partnern der Europäischen Union. Während Baden-Württemberg 2023 noch einen Zuwanderungsgewinn von 6.200 Personen aus EU-Ländern verzeichnete, kehrte sich dieser Trend 2024 komplett um. Das Ergebnis: eine „deutlich negative Wanderungsbilanz mit den übrigen Staaten der Europäischen Union (−9 900)“. Der Südwesten verliert also wieder Einwohner an das EU-Ausland.

Gleichzeitig zieht es weiterhin viele Deutsche ins Ausland. Bei der deutschen Bevölkerung überstieg die Zahl der Fortzüge (40.400) die der Zuzüge (26.400) erheblich. Die beliebtesten Ziele waren dabei die Schweiz (–4.800), Österreich (–1.100) und Spanien (–600).

Stadtflucht im Ländle: Der Traum vom Leben außerhalb der Metropolen

Nicht nur über die Landesgrenzen hinweg gibt es Bewegung. Auch innerhalb Baden-Württembergs wird fleißig umgezogen. Fast eine halbe Million Menschen (494.600) haben 2024 eine neue Heimat in einer anderen Gemeinde des Landes gefunden.

Der Trend hier ist eindeutig: Raus aus der Stadt, rein in den Landkreis. Insbesondere die Landkreise konnten bei der deutschen Bevölkerung Zuwächse von 4.100 Einwohnern auf Kosten der Stadtkreise verbuchen. Diese „Abwanderung aus den Großstädten in das Umland“ hat klare Gewinner und Verlierer:

  • Gewinner: Die Landkreise (+1.100) und Heilbronn (+900) profitierten am stärksten.
  • Verlierer: Die größten Verluste zeigten sich in der Landeshauptstadt Stuttgart (−1.800) und im Stadtkreis Heilbronn (−800).

Die Zahlen zeichnen das Bild eines Landes im Wandel. Die extremen Wanderungsbewegungen der letzten Jahre weichen einer neuen Normalität, die sowohl globale als auch lokale Ursachen hat und die demografische Landkarte des Südwestens neu zeichnet.

Dieser Artikel basiert auf der Pressemitteilung 170/2025 des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg vom 22. Juli 2025. Alle Zitate und Zahlen wurden direkt aus dieser Quelle übernommen, um höchste Genauigkeit zu gewährleisten.

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