Magdeburg – Christian Leye, der derzeitige Generalsekretär des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), wird auf dem kommenden Parteitag nicht erneut für seinen Posten kandidieren. Stattdessen bewirbt er sich um den stellvertretenden Parteivorsitz. Diese Entscheidung teilte Leye der „Welt“ in ihrer Freitagausgabe mit.
Leye begründet seinen Schritt mit dem Wunsch, sich stärker der inhaltlichen Arbeit der Partei zu widmen. Er betonte, dass die Partei in eine neue Phase eintrete, in der sie ihr „politisches Profil schärfen“ und „stärker zu sich selbst finden“ müsse. „Das bedeutet ganz praktisch, dass es mehr politische Diskussionen in unserer jungen Partei geben wird. Daher möchte ich mich stärker der inhaltlichen Arbeit widmen. Da braucht mich die Partei jetzt, und dies ist mit den organisatorischen Aufgaben eines Generalsekretärs weniger gut vereinbar“, erklärte Leye. Seine Kandidatur als stellvertretender Parteivorsitzender begründet er damit, dass die Partei ihn dort „morgen braucht“.
Am kommenden Montag wird die BSW-Spitze um Sahra Wagenknecht ein „Personaltableau“ für den zukünftigen Bundesvorstand vorstellen. Dieses soll auf dem Bundesparteitag am 6. und 7. Dezember in Magdeburg gewählt werden. Gerüchten zufolge könnte sich Sahra Wagenknecht aus der Parteispitze zurückziehen.
Trotz dieser Spekulationen unterstrich Leye die anhaltende Bedeutung von Sahra Wagenknecht für die Partei. Sie werde auch künftig in einer „führenden Position für die Partei aktiv sein“. „Der Beitrag von Sahra Wagenknecht für die Erfolge des BSW kann gar nicht hoch genug geschätzt werden. Sie besitzt eine hohe Beliebtheit und Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung“, so der noch amtierende Generalsekretär.
Zu Gerüchten über eine mögliche künftige Doppelspitze, bestehend aus der amtierenden Co-Chefin Amira Mohamed Ali und dem BSW-Europaabgeordneten Fabio De Masi, äußerte sich Leye zurückhaltend: „Ich werde Spekulationen nicht weiter befeuern. Das Personaltableau wird am Montag vorgestellt.“
Innerhalb des BSW gibt es derzeit Diskussionen über die zukünftige politische Ausrichtung. Während Wagenknecht eine Öffnung für konservative Positionen fordert, plädieren mehrere Parteimitglieder für einen Schwerpunkt auf linke Werte. Der Rücktritt des hessischen Co-Landeschefs Oliver Jeschonnek, der das BSW als „Linke 2.0“ kritisierte, zeigt diese Spannungen auf. Leye hierzu: „Ohne ehemalige Linke-Mitglieder hätte es diese Partei nie gegeben. Und ohne neue Leute, die dazugekommen sind, eben auch nicht.“
Leye verließ gemeinsam mit Wagenknecht die Linke und war maßgeblich an der Gründung und dem Aufbau des BSW beteiligt. Der 44-Jährige gilt als „Architekt“ der Partei. Er berichtete von intensiver Arbeit in der Gründungsphase: „Ich habe die Partei vorbereitet, als sie für die meisten noch ein Gerücht auf der Straße war und dann zwei Jahre als Generalsekretär aufgebaut, hatte fast durchgehend 15-Stunden-Tage politische Handarbeit. Heute stehen die Partei und ihre Strukturen in ganz Deutschland„, so Leye. Er hob seine eigene Leistung im Parteiaufbau hervor: „Alle wichtigen Entscheidungen der Anfangszeit und viele Entscheidungen der letzten zwei Jahre gingen auch über meinen Schreibtisch. Struktur und Organisation der Partei sowie die Disziplin des Parteikörpers zum Start der Partei hängen auch mit meiner Arbeit zusammen.“ Leye resümierte: „Wir sind die erfolgreichste Parteineugründung der Bundesrepublik. Daran war ich zentral beteiligt.“
(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)

