Ein musikalisches Erbe aus dem Schwarzwald?
Benedikt Widmann, ein Name, der tief in den Wäldern des Schwarzwaldes verwurzelt ist, wird häufig mit der Komposition des beliebten Weihnachtsliedes „Kling, Glöckchen, klingelingeling“ in Verbindung gebracht. Geboren 1820 im malerischen Zähringerstädtchen Bräunlingen im Schwarzwald-Baar-Kreis, symbolisiert Widmann die romantische Vorstellung traditioneller deutscher Musik, die ihre Inspiration aus der Ruhe und Schönheit der Natur zieht. Die Geschichte dieses Liedes jedoch entfaltet sich als ein komplexes Geflecht aus Fakten und Mythen. Widmann, der seine letzten Jahre in Frankfurt am Main verbrachte, hinterließ ein reiches musikalisches Erbe, als er 1910 im Alter von 90 Jahren verstarb.
Die poetische Feder von Karl Enslin
Der Text zu „Kling, Glöckchen, klingelingeling“ wurde von Karl Enslin (1819–1875) unter dem Titel „Christkindchens Einlass“ verfasst. Seine Erstveröffentlichung fand 1854 im zweiten Heft der von Benedikt Widmann (1820–1910) herausgegebenen Sammlung „Liederquelle“ statt. Widmann, ein renommierter Musikpädagoge und Komponist seiner Zeit, hatte von Enslin die Erlaubnis erhalten, eine Auswahl seiner noch ungedruckten Kindergedichte zu vertonen und in seine Sammlung aufzunehmen.
Liedtext
Kling, Glöckchen, klingelingeling,
kling, Glöckchen, kling!
Lasst mich ein, ihr Kinder,
ist so kalt der Winter,
öffnet mir die Türen,
lasst mich nicht erfrieren!
Kling, Glöckchen, klingelingeling,
kling, Glöckchen, kling!
Die Melodie: Ein Puzzle der Musikgeschichte
Die Melodie, die heute weltweit mit „Kling, Glöckchen, klingelingeling“ assoziiert wird, ist von einer gewissen Mystik umgeben. Ursprünglich wurde sie von Wilhelm Speyer (1790–1878) aus Offenbach am Main komponiert, doch diese Version unterscheidet sich von der, die heute gesungen wird. Über die Jahre wurde die Melodie mehrfach adaptiert und erschien in verschiedenen Sammlungen, oft ohne genaue Angabe des Komponisten. Die häufige Annahme, Benedikt Widmann sei der Urheber der bekannten Melodie, steht auf wackeligen Beinen. Bereits 1865 erschien die Melodie etwas stärker variiert in einem Kinderliederbuch mit der Komponistenangabe „B. Widmann“, was wohl auf eine Verwechslung zurückgeht. Insbesondere kann die häufig zu findende Angabe, die Melodie sei 1884 entstanden, nicht stimmen, da sie schon spätestens 1873 nachgewiesen ist.
„Kling, Glöckchen, klingelingeling“ – Ein Lied geht um die Welt
Das Lied „Kling, Glöckchen, klingelingeling“ erfreute sich rascher Beliebtheit und wurde in zahlreichen Sammlungen und Liederbüchern aufgenommen. 1862 erschien die Melodie in einer Sammlung von Heinrich Oberhoffer unter dem Titel „Christlichen Ankunft“, und in den folgenden Jahren fand sie ihren Weg in weitere Publikationen, darunter Johann Nepomuk Ahles „Geistlicher Christbaum“ und Heinrich Liebharts „Liederlust und Psalter“. Diese Verbreitung trug zur festen Verankerung des Liedes in der deutschen und internationalen Weihnachtstradition bei.
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Fazit: Ein Lied, das Herzen erwärmt
„Kling, Glöckchen, klingelingeling“ bleibt ein zentraler Bestandteil der Weihnachtszeit, ein Lied, das Generationen verbindet und in vielen Sprachen und Kulturen Anklang findet. Die Geschichte seiner Texte und Melodien ist ein Spiegelbild der kulturellen Entwicklung und der tiefen emotionalen Verbindung, die Menschen mit Musik haben. Während die genaue Herkunft der Melodie vielleicht im Dunkeln bleibt, ist die Freude, die das Lied bringt, unbestreitbar und leuchtet Jahr für Jahr in der Weihnachtszeit auf.
Quellen: diverse Wikipedia-Artikel, www.digitale-sammlungen.de