Interviews im Libanon geführt

Junge Welt interviewt Hamas-Vertreter im Libanon

Die linke Tageszeitung „Junge Welt“ hat Interviews mit Vertretern der Hamas, des „Palästinensischen Islamischen Dschihad“ und der „Volksfront für die Befreiung Palästinas“ (PFLP) im Libanon geführt. Die Gespräche thematisierten den Waffenstillstand in Gaza und die Zukunft der Region. Die interviewten Organisationen werden von vielen westlichen Ländern als Terrororganisationen eingestuft.
Junge Welt interviewt Hamas-Vertreter im Libanon
Junge Welt interviewt Hamas-Vertreter im Libanon
Junge Welt (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Die linke Tageszeitung „Junge Welt“ hat mit Vertretern der Hamas und anderer palästinensischer Organisationen Interviews über den Waffenstillstand und die Zukunft von Gaza geführt. Die Interviews mit Sprechern der Hamas, des „Palästinensischen Islamischen Dschihad“ und der „Volksfront für die Befreiung Palästinas“ (PFLP) fanden nach Angaben der Zeitung vor rund einer Woche im Libanon statt.

Alle drei Organisationen werden von vielen westlichen Ländern als Terrororganisationen eingestuft, waren aber dennoch an den Verhandlungen in Ägypten, die schließlich zum Waffenstillstand in Gaza führten, mit eigenen Delegationen beteiligt. Laut Walid Kilani, Hamas-Sprecher im Libanon, „führen wir Verhandlungen über einen Waffenstillstand und wir halten an dieser Vereinbarung fest, solange die Besatzungsmacht sich daran hält“.

Haitham Abu Ghaslan, ein Anführer des Islamischen Dschihad, äußerte sich gegenüber der „Jungen Welt“: „Natürlich gibt es Verstöße, die mit Verstößen beantwortet werden können, aber wir als palästinensischer Widerstand bleiben diesem Abkommen verpflichtet.“ Er schätzte ein, dass US-Präsident Benjamin Netanjahu gezwungen habe, den Waffenstillstand zu akzeptieren. „Heute haben Israel und die USA ein Interesse daran, ihre Isolation zu beenden und daher auch an der Fortsetzung dieses Abkommens“, so Abu Ghaslan.

Kilani konterte die Frage nach einer Unterstützung der international favorisierten Zweistaatenlösung mit einer Schuldzuweisung an Israel, das eine solche Lösung nicht beabsichtige. „Ihr Ziel ist die Auslöschung des palästinensischen Volkes. Solange Israel weiterhin Gebiete besetzt hält – im Libanon, im , im Westjordanland oder anderswo – handelt es sich um einen Feind, und wir können dies nicht als Friedensabkommen bezeichnen“, sagte der Hamas-Sprecher. Es sei lediglich ein Waffenstillstandsabkommen.

Der „Islamische Dschihad“ lehnt eine Zweistaatenlösung explizit ab: „Wir sind nicht für den Vorschlag und der israelische Feind ist nicht für den Vorschlag.“ Das Ziel sei die Befreiung „Palästinas vom Fluss bis zum Meer, das gesamte Land Palästina“, so der PFLP-Vertreter.

In ihrer Ablehnung eines ausländischen Mandats zur Verwaltung von Gaza sind sich die drei Organisationen einig. „Was die Verwaltung des Gazastreifens betrifft, befürworten wir eine Regierung aus Technokraten, eine Verwaltung oder ein Komitee, das unabhängig ist, über Kompetenzen verfügt und rein palästinensisch ist“, so der Hamas-Sprecher, der versicherte, die Hamas sei „nicht entschlossen, den Gazastreifen zu regieren“. Entscheidend sei, dass eine unabhängige Verwaltung von allen palästinensischen Fraktionen anerkannt wird.

Die Vertreter der beiden anderen Organisationen äußern sich ähnlich. Auf die Frage nach drei Anfang Oktober in Berlin verhafteten mutmaßlichen Hamas-Mitgliedern, die Anschläge auf israelische Einrichtungen geplant haben sollen, dementierte der Hamas-Sprecher, dass es sich um Mitglieder seiner Organisation handelt. „Seit der Gründung der Bewegung bis heute hat die Hamas keine militärischen Operationen außerhalb Palästinas durchgeführt und ihre militärischen Aktionen auf Palästina, das Westjordanland und den Gazastreifen beschränkt. Dies ist ein Grundsatz, den wir befolgen, und wir haben aus den Erfahrungen anderer gelernt“, behauptete Kilani. „Wir sind eine nationale Befreiungsbewegung, die unser Land befreien will.“

Die Hamas hatte den Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 durchgeführt, bei dem an einem Tag über 1.100 Menschen teils bestialisch ermordet und über 200 als Geiseln verschleppt wurden. Auch viele der Geiseln kamen später ums Leben. Israel reagierte unmittelbar mit einem harten militärischen Gegenschlag, bei dem in den letzten zwei Jahren mehrere Zehntausend Menschen im Gazastreifen ums Leben kamen.

(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)

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