Viele Bürgerinnen und Bürger, auch hier in Baden-Württemberg, fragen sich: Ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um noch in Gold zu investieren? Oder sollte man die Gunst der Stunde nutzen und alten Schmuck, Münzen oder gar Zahnkronen zu Geld machen? Ralf Scherfling, anerkannter Finanzexperte der Verbraucherzentrale NRW, bringt Licht ins Dunkel und analysiert die Vor- und Nachteile.
Blick in die Kristallkugel: Die Zukunft des Goldpreises
Die beeindruckende Rallye des Goldkurses im vergangenen Jahr ist unbestritten. Doch Scherfling warnt vor voreiligen Schlüssen: Eine Garantie, dass dieses hohe Niveau gehalten oder gar noch übertroffen wird, gibt es nicht. Gold gilt zwar traditionell als „sicherer Hafen“ in Krisenzeiten und als physischer Wertanker im Depot. Die zahlreichen globalen Krisen und auch geldpolitische Entscheidungen wie mögliche Zinssenkungen haben die jüngste Hausse befeuert. „Doch man darf nicht vergessen: Vorher hat der Goldkurs jahrelang eher eine Seitwärtsbewegung gemacht“, gibt der Experte zu bedenken. Auch schmerzhafte Korrekturen, bei denen Gold in kurzer Zeit ein Drittel seines Wertes einbüßte, gab es in der Vergangenheit. Eine verlässliche Prognose zur künftigen Entwicklung des Goldkurses kann niemand seriös abgeben.
Goldkauf: Einstiegschance oder teures Vergnügen?
Ein unschätzbarer Vorteil von physischem Gold gegenüber Aktien oder Anleihen: Es wird niemals völlig wertlos. Gold ist bekannt für seine Wertbeständigkeit, und aktuell trifft ein knappes Angebot auf eine hohe Nachfrage. „Als Beimischung von maximal zehn Prozent des Vermögens kann Gold gerade in unruhigen Börsenzeiten ein Stabilitätsfaktor sein“, so die Einschätzung der Verbraucherschützer. Dennoch sei Gold keine risikofreie Anlage. Es wirft weder Zinsen noch Dividenden ab. Anleger spekulieren einzig und allein auf steigende Kurse und potenzielle Währungsgewinne, sollte der Dollar gegenüber dem Euro bis zum Verkaufszeitpunkt zulegen – aktuell ist hier jedoch eher das Gegenteil der Fall, der Dollar hat zuletzt nachgegeben.
Kostenfalle Goldkauf: Darauf müssen Sie achten
Wer Gold erwirbt, zahlt ein sogenanntes Aufgeld. Dieses sollte so gering wie möglich ausfallen. Hier lohnt sich ein gründlicher Vergleich verschiedener Anbieter. Ein wichtiger Hinweis von Scherfling: „Je kleiner die Goldmenge, desto teurer der Kauf.“ Es ist also ratsam, lieber eine größere Menge auf einmal zu kaufen als viele kleine Einheiten. Nicht zu vergessen sind mögliche Nebenkosten, beispielsweise für die sichere Lagerung in einem Bankschließfach oder einem heimischen Tresor.
Goldverkauf: Den richtigen Zeitpunkt und Preis finden
Die aktuellen Rekordstände beim Goldkurs können für Verkäufer eine goldene Gelegenheit sein, um attraktive Gewinne zu realisieren. Aber auch hier spielen die Kosten eine entscheidende Rolle. Die Verbraucherzentrale rät dringend dazu, mehrere Angebote einzuholen. Bei Schmuckstücken ist zu beachten, dass oft ein Abschlag für Prüfung, eventuelle Zertifizierung oder das Einschmelzen anfällt – teils bis zu 15 Prozent. Der ideelle, emotionale oder handwerkliche Wert alter Stücke spielt für Edelmetallhändler meist keine Rolle und wird nicht extra vergütet. Wichtig: „Bei der Prüfung sollte man dabei sein und den ungefähren Wert seiner Wertgegenstände kennen“, rät Scherfling. Dafür genügt es oft schon, den aktuellen Goldkurs, das Gewicht des Objekts und den Goldanteil zu kennen.
Wert-Check: So viel ist Ihr Goldschmuck wert (Beispiel)
Den ungefähren Materialwert (vor Kosten) können Sie leicht selbst überschlagen. Der Goldanteil ist meist als eine Zahl eingraviert (z.B. 333, 585 oder 750). Eine 750er-Prägung bedeutet, dass drei Viertel des Gesamtgewichts aus reinem Gold bestehen. Eine Feinunze Gold (31,1 Gramm) ist laut Angabe der Verbraucherzentrale NRW (Stand 9.5.2025) knapp 2.800 Euro wert, das entspricht rund 90 Euro pro Gramm Feingold.
Rechenbeispiel: Ihr Schmuckstück hat eine 750er-Gravur und wiegt 20 Gramm. Die Formel lautet: 0,750 (Goldanteil) x 20 (Gewicht in Gramm) x 90 (Preis pro Gramm Feingold in Euro) = 1.350 Euro. Dies ist der reine Materialwert vor Abzug etwaiger Händlerkosten.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich der Information und allgemeinen Aufklärung. Er stellt keine Anlageberatung, Finanzberatung oder sonstige Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Gold oder anderen Finanzinstrumenten dar. Jede Investitionsentscheidung sollte sorgfältig und idealerweise nach Rücksprache mit einem qualifizierten Finanzberater getroffen werden.